Holzernte ist auch Waldpflege

Saarpfalz-Kreis · Immer wieder müssen sich Förster während der Holzernte anhören, wie schlimm der Wald aussieht. Die Waldarbeiter bitten um Verständnis, ist der Zustand doch nur temporär. Man betreibe keine Folklore, sondern Waldwirtschaft. Und das auch für künftige Generationen.

 Ist die Holzernte, wie hier im Rohrbacher Wald, im Gange, sehen die Wege durch die Maschinen schon mal ramponiert aus. Foto: Jung

Ist die Holzernte, wie hier im Rohrbacher Wald, im Gange, sehen die Wege durch die Maschinen schon mal ramponiert aus. Foto: Jung

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Immer wieder werden Forstmitarbeiter auf den schlechten Zustand der Wege und den Kahlschlag im Wald angesprochen. Einen empörten Spaziergänger nahm Förster Bodo Marschall jetzt zum Anlass, um für Verständnis zu werben. "Natürlich ist man erschreckt, wenn sich ein vertrautes Gebiet verändert", so Marschall. Er nehme das ernst, doch im Wald werde geschafft. Aus Bürgersicht sei der Ärger nachvollziehbar, wenn die Waldwege zerfurcht sind. Dafür sind die Maschinen wie der "Harvester" verantwortlich, mit denen die Baumstämme gerückt werden. 1980 habe man für 800 Hektar Fläche noch 15 Arbeiter zur Verfügung gehabt, mit bis zu drei Leuten wird heute das Doppelte bearbeitet. Da ist moderne Technik unerlässlich. Man betreibe keine Folklorewirtschaft, sei ein moderner Betrieb. "Das mag optisch eine brachiale Geschichte sein, holt unseren Leuten jedoch die Arbeit aus dem Kreuz", beschreibt Marschall die Situation. Die Arbeitswelt verändere sich, mache auch vor dem Wald nicht Halt, der selbst ein dynamisches System ist. Die Wege werden schnellstmöglich wieder glatt gezogen. "Das macht aber keinen Sinn, wenn wir mit der Arbeit noch nicht fertig sind", so Forstmitarbeiter Uwe Walter.

Marschall spricht von einer Dilemmasituation, denn der Wald habe nicht nur Erholungscharakter, sondern ist ebenso Rohstofflieferant wie er eine ökologische Funktion hat. Diesen Dreiklang gilt es zu bewahren und jeden Part gleichrangig zu behandeln, damit die Forstwirtschaft nachhaltig ist. "Das muss in jeder Generation neu ausgehandelt werden", so der St. Ingberter, "bewerte ich den sozialen Aspekt zu hoch, was der Fall wäre, wenn es nach den Wanderern geht, dann haben wir bald einen Park, in dem es schwierig ist, ökonomisch zu handeln." Hänge man den ökologischen Aspekt zu hoch, wäre ein Urwald das Ergebnis, weil die Holzernte eingeschränkt werden müsse. Die Überbewertung eines Teils gehe immer zu Lasten eines anderen, so die Rechnung. Hier ein Gleichgewicht zu finden, ist schwierig, aber genau das ist des Försters Aufgabe. "Wir haben selbst ein Interesse daran, dass es dem Wald gut geht. Schließlich will ich meinen Kindern kein Chaos hinterlassen", wirbt Marschall um Vertrauen.

Die Förster haben die Nachhaltigkeit erfunden, ständig wird der Wald vermessen. Wieviel gibt es an Zuwachs, wie ist die Baumartenzusammensetzung? Erst nach eingehender Begutachtung wird behutsam eingegriffen und das Holz geerntet. Es wird nur das geholt, was nachwächst. Selbst Walter ist erstaunt, wie schnell das geht.

Nachwachsend und schön ist unser Wald und der "modernste Rohstoff, den wir haben", kommen die Förster fast ins Schwärmen. Nur Dreiviertel des jährlichen Zuwachses würden derzeit genutzt. Das Argument des verärgerten Spaziergängers, der Wald hätte seit nunmehr 40 Jahren nicht mehr so schlimm ausgesehen und würde durch die "Baummördermaschinen" zerstört, lassen die Förster deshalb so nicht stehen.

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