Holpriger Start in den NahverkehrUnternehmen entschuldigt sich für Anlaufprobleme

St. Wendel. Wut, Ärger und Enttäuschung - das sind die Reaktionen vieler Nahverkehrsteilnehmer auf den neuen Busbetreiber im nordöstlichen St. Wendel Land. Der Weiskircher Unternehmer Markus Behles hatte zu Jahresbeginn die Linien 602 (nach Türkismühle), 603 (nach Freisen) und 604 (ins Ostertal) von der Saar-Pfalz-Bus übernommen. Und das für rund die Hälfte der bisherigen Kosten

 Zwei Wochen nach dem Start stockt das Busunternehmen Behles seine Linien auf, deren Fahrplan am 2. Januar am Busbahnhof in St. Wendel vorgestellt worden war: Klaus Bonaventura, Markus Behles, Sabine Behles und Landrat Udo Recktenwald (von links). Foto: B & K

Zwei Wochen nach dem Start stockt das Busunternehmen Behles seine Linien auf, deren Fahrplan am 2. Januar am Busbahnhof in St. Wendel vorgestellt worden war: Klaus Bonaventura, Markus Behles, Sabine Behles und Landrat Udo Recktenwald (von links). Foto: B & K

St. Wendel. Wut, Ärger und Enttäuschung - das sind die Reaktionen vieler Nahverkehrsteilnehmer auf den neuen Busbetreiber im nordöstlichen St. Wendel Land. Der Weiskircher Unternehmer Markus Behles hatte zu Jahresbeginn die Linien 602 (nach Türkismühle), 603 (nach Freisen) und 604 (ins Ostertal) von der Saar-Pfalz-Bus übernommen. Und das für rund die Hälfte der bisherigen Kosten. Doch nun hagelt es Kritik. Die Kostenersparnis werde auf dem Rücken der Kunden ausgetragen, so die Klagen Betroffener.

Unfreundliche Busfahrer

Schon beim Neustart am 2. Januar hatte Unternehmens-Sprecher Dirk Dannenfeld eingeräumt, dass es zu "kleinen Anlaufschwierigkeiten" kommen könnte. Nimmt man die Reaktionen einiger SZ-Leser zum Maßstab, sind diese alles andere als klein. Eine Mutter zweier schulpflichtiger Kinder aus Grügelborn (Name der Redaktion bekannt) macht ihrem Ärger über den schlechten Zustand der Busse Luft: "Es handelt sich um uralte Gelenkbusse mit verdreckten Polstern. Dort, wo Handgriffe sein sollten, ist oft nur noch ein scharfkantiges Loch." Eltern müssten ihre Kinder begleiten, um auf sie aufzupassen.

Die Grügelbornerin bemängelt zudem unfreundliche Bus-Chauffeure: Ein Fahrer habe sich strikt geweigert, die Grundschüler nach Unterrichtsschluss einsteigen zu lassen. Und das trotz heftigem Regen. Mit den Worten: "Das ist nicht meine Fahrt", habe er die Knirpse im wahrsten Sinne des Wortes im Regen stehen lassen.

Enttäuschung auch über die Fahrpläne. Entgegen der Ankündigung, die vorherigen Pläne fast eins zu eins zu übernehmen seien viele Verbindungen gestrichen worden. Vor allem am Wochenende und abends. Ein Niederkircher (Name der Redaktion bekannt) klagt darüber, dass nach 20 Uhr kein Bus mehr von St. Wendel nach Niederkirchen unterwegs sei. "Ich bin freitags oft mit Freunden in der Stadt unterwegs. Wir sind bisher um halb zwölf mit dem Bus nach Hause. Jetzt ist das Ostertal ab 19.30 Uhr vom Rest der Welt abgeschnitten." Ähnlich liegt der Fall bei Heinz Zimmer aus Bubach. Sein 17-jähriger Sohn geht in der Kreisstadt zur Schule. Wolle er anschließend mit Freunden ausgehen oder zum Tanzkurs, komme er nicht mehr nach Hause. Gleiches gelte fürs Wochenende. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Kreisstadt sei nicht möglich.

Zu spät in der Schule

Ein Vater aus Hofeld Mauschbach (Name der Redaktion bekannt) äußert sein Unverständnis darüber, dass Fahrtrichtungen der Busse grundlos geändert worden seien. Und das, ohne die Eltern darüber zu informieren. Mehrere Kinder warteten auf der falschen Straßenseite. Durch das folgende Chaos seien sie mehr als eine halbe Stunde zu spät zum Unterricht gekommen.

Stefanie Dresel aus Freisen urteilt: "Die Busse sind in marodem Zustand, die Schüler werden teilweise eingepfercht wie in einemViehtransporter. Es ist unzumutbar, dass die Nutzer des Nahverkehrs auf diesen Strecken für den massiven Mangel an Service den gleichen Preis zahlen, für den zuvor komfortablere Busse zu festen Zeiten und in ausreichender Anzahl eingesetzt wurden. Auf dem Rücken anderer lässt es sich gut sparen!" St. Wendel. "Wir möchten uns bei allen Kunden entschuldigen, die durch unsere Anlaufprobleme ihr Ziel nicht rechtzeitig erreicht haben", sagt Unternehmenssprecher Dannenfeld. Schwierigkeiten, die bald behoben seien: "Wir arbeiten an Verbesserungen."

Die Probleme erklärt Dannenfeld damit, dass Behles die komplette Logistik innerhalb von nur drei Monaten auf die Beine stellen musste. "Da fehlt es hier und da noch an der Feinabstimmung. Vieles muss sich noch einspielen." Bereits am Montag sollen Fahrplanänderungen Abhilfe schaffen. Unter anderem, um Probleme im Schulverkehr zu lösen. Fahrzeiten waren, das erklärt das Unternehmen, bislang zu knapp kalkuliert. Die Folge: Verspätungen, weil das Ein- und Aussteigen länger dauerte als geplant. "Die Abfahrtszeiten werden ab nächster Woche entzerrt", erklärt Dannenfeld. Einige Busse - zum Beispiel die aus Nohfelden, Wolfersweiler, Gehweiler, Namborn und Güdesweiler nach St. Wendel - sollen künftig zehn Minuten früher unterwegs sein. Dannenfeld: "Wir wollen schnell und unbürokratisch auf die Kundenwünsche reagieren. "

"Gelenkbusse sind sparsamer"

Auf den Zustand der Fahrzeuge angesprochen, räumt der Behles-Sprecher Mängel bei der Sauberkeit ein. Das liege daran, dass die neue Waschanlage erst Ende Januar in Betrieb gehen wird. "Und auch hier muss sich noch Einiges einspielen. Der Zustand der Busse wird sich aber auf jeden Fall ändern", wirbt er um Verständnis. Sicherheitstechnisch seien die Fahrzeuge auf dem neuesten Stand. "Jeder Bus wurde vor dem Einsatz genau durchgecheckt."

Auch von überfüllten Fahrzeugen könne nicht die Rede sei. Ein Gelenkbus biete 150 Personen Platz. Bisher seien jedoch maximal 100 Schüler mitgefahren. "Und das auch nur, weil viele nicht wussten, dass im Anschluss direkt noch ein Bus fährt. Wenn sich die Kinder auf beide verteilen, bekommt fast jeder einen Sitzplatz."

Den Einsatz der viel kritisierten Gelenkbusse verteidigt Dannenfeld mir deren großer Kapazität. "So sparen wir Kosten. Wo früher zwei Busse unterwegs waren, fährt jetzt ein Gelenkbus. Das ist auch für die Umwelt besser." Es sei wichtig, kostendeckend zu arbeiten, um den öffentlichen Nahverkehr in dieser Form überhaupt anbieten zu können. Dannenfeld: "Die Saar-Pfalz-Bus hätte mehr Fahrten reduziert. Und das bei doppeltem Zuschuss." vsc

behles-bus.de

Auf einen Blick

Folgende Fahrplanänderungen kündigt die Behles Bus GmbH für Montag, 16. Januar, an: Die Abfahrtszeiten der Schulbusse aus Nohfelden, Wolfersweiler, Gehweiler, Güdesweiler und Namborn nach St. Wendel werden bis zu zehn Minuten früher sein. Die Fahrt nach Furschweiler, Roschberg, Grügelborn und Reitscheid um 14.55 Uhr gibt es wieder. Die Buslinien ins Ostertal sollen nach Marth und Niederkirchen verlängert werden. Nach Freisen und Schwarzerden gibt es wieder eine Frühfahrt, 5.20 Uhr ab ZOB St. Wendel. Sie hat Anschluss von Saarbrücken und Tholey aus. Abends geht um 20.28 Uhr wieder ein Bus ins Ostertal. Der bisher in Haupersweiler endende Bus der Linie 603 fährt weiter ins Ostertal. Samstags gibt es eine zusätzliche Frühfahrt um 6.48 Uhr von Freisen und Oberkirchen nach St. Wendel. Auch Furschweiler, Grügelborn und Reitscheid werden samstags wieder angefahren. Weitere Abfahrtszeiten verändern sich im Minutenbereich. vsc

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