Hohe Friedhofskosten bereiten Bauchweh
Illingen · Zumindest für die nächsten beiden Jahre werden Beerdigungen für die Illinger deutlich teurer. Die Finanznot zwingt die Gemeinde zu höheren Gebühren. Sie sollen nach zwei Jahren aber wieder sinken.
Wenn die Sparkeule zuschlägt, sind die Folgen bisweilen paradox: Gegen seine Überzeugung musste der Gemeinderat am Donnerstag die Friedhofsgebühren drastisch erhöhen. Der Rat hofft, dass die neue Gebührensatzung nach den beiden Jahren ihrer Gültigkeit wieder hinfällig wird. Die Kommentare der großen Fraktionen: "Keiner hat Interesse an einer solchen Erhöhung!" (Christian Petry, SPD) und "Es macht uns allen keinen Spaß!" (Stefan Maas, CDU). Die Gebührenerhöhung fand dann "mit viel Bauchweh" 19 Ja-Stimmen bei zwei Gegenstimmen und drei Enthaltungen.
Der Gemeinderat musste jetzt zu einer "Feriensitzung" zusammenkommen, nachdem er sich in der vergangenen Sitzung noch nicht auf die neue Friedhofsgebührensatzung einigen konnte. Diese Satzung ist deshalb wichtig, weil sie Bestandteil des Haushaltssanierungsplans ist, und der wiederum ist Bestandteil des Haushaltes. So kann der Illinger Etat für das laufende Jahr von der Kommunalaufsicht erst genehmigt werden, wenn der Entwurf vollständig ist. Laut Sanierungsplan muss die Gemeinde in diesem und im kommenden Jahr jeweils 330 000 Euro einsparen. Die höheren Friedhofsgebühren sollen 84 000 Euro einbringen und damit die Einsparsumme zu einem Viertel abdecken.
So wird dank der Schuldenbremse das Sterben in Illingen bis Mitte 2015 zum Teil erheblich teurer. Einige Beispiele: Ein Einzelgrab mit 25 Jahren Nutzungsrecht kostet künftig 1025 Euro (bisher: 674 Euro), ein Familiengrab für zwei Verstorbene 2100 Euro (bisher: 1592 Euro). Günstiger wird allerdings die laut Sachbearbeiter meistgewählte Grabart: Ein Rasengrab kostet statt 674 Euro nun 515 Euro. Am günstigsten ist die neue Möglichkeit der Bestattung im Urnenrasenfeld mit 345 Euro bei 15 Jahren Nutzungsrecht. Ein Platz in der Urnenwand oder Urnenstele verteuert sich hingegen von 950 auf 2150 Euro. Die Nutzung der Friedhofshalle (Kühlzelle und Aussegnungshalle) kostet für drei Tage oder mehr nun 700 Euro statt 435 Euro. Auch die Grabherstellung wird um 60 bis 90 Euro teurer.
Einig waren sich die Fraktionen darin, einer Anregung Christian Petrys zu folgen. Demnach soll eine Arbeitsgruppe umgehend Möglichkeiten suchen, die Kosten für die Illinger Friedhöfe um 600 000 Euro zu senken. Dies, indem man "Standards" wie Grabbreite oder Pflegeintensität senkt, Flächen aus der Friedhofs- in die Parknutzung umgliedert, die Friedhofshallen und als Folge der genannten Maßnahmen das nötige Personal reduziert. Noch der "alte Rat" solle dann vor der Kommunalwahl 2014 die Gebührenerhöhung rückgängig machen - nach Ablauf ihrer zweijährigen Gültigkeit.
Der hohe Gebührensprung ist auch darauf zurückzuführen, dass in Illingen seit 20 Jahren keine Neukalkulation der Friedhofskosten mehr vorgenommen wurde, deshalb keine zwischenzeitliche Anpassung erfolgte. Man werde nun, kündigte Bürgermeister Armin König an, die Berechnungsgrundlagen alle zwei Jahre überprüfen und die Gebühren in kürzeren Abständen anpassen.