Hohe Ausgaben für Medikamente im Regionalverband

Saarbrücken · Der Arzneimittelreport der Barmer zeigt, dass im Regionalverband Saarbrücken mit 522 Euro pro Kopf und Jahr das meiste Geld für Medikamente ausgegeben wird. Nachahmerprodukte könnten die Kosten senken.

 Jedem Dritten im Saarland werden laut dem Arzneimittelreport der Barmer mehr als fünf Medikamente verschrieben. Foto: Frank May/dpa

Jedem Dritten im Saarland werden laut dem Arzneimittelreport der Barmer mehr als fünf Medikamente verschrieben. Foto: Frank May/dpa

Foto: Frank May/dpa

Der Regionalverband Saarbrücken verursache auf Kassenseite im saarlandweiten Vergleich die zweithöchsten Ausgaben für Medikamente, schreibt die Barmer Krankenversicherung. Das zeige der Arzneimittelreport der Barmer GEK , der von Professor Daniel Grandt, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I des Klinikums Saarbrücken , erstellt worden ist. Die Arzneimittelausgaben der Krankenkasse pro Kopf im Regionalverband Saarbrücken lagen demnach bei 522 Euro. Damit liegt der Regionalverband über dem Landesdurchschnitt von 499 Euro und auch über dem Bundesdurchschnitt von 485 Euro. Im Vorjahr lagen die Ausgaben für Arzneimittel im Regionalverband noch bei 506 Euro.

Weiterhin würden im Saarland rund jedem Dritten (34 Prozent) mehr als fünf Arzneimittel im Jahr verordnet. "Wenn Versicherten fünf oder mehr Arzneimittel in einem Jahr von ihren Ärzten verordnet werden, spricht man von Polypharmazie", erklärt Adrian Zöhler, Regionalgeschäftsführer der Barmer in Saarbrücken und: "Polypharmazie bedeutet nicht zwangsläufig, dass eine unangemessene Übertherapie erfolgt. Viele Untersuchungen legen aber nahe, dass bei Patienten mit Polypharmazie Arzneimittel teils unnötig eingenommen werden." Dabei bestehe ein erhöhtes Risiko von Wechselwirkungen zwischen den Medikamenten.

Die Arzneimittelausgaben könnten sich laut Barmer leicht senken lassen. Denn das Saarland liege im Ländervergleich auf dem letzten Platz beim Einsatz von Biosimilars. Biosimilars sind Nachahmerprodukte von biotechnologisch hergestellten Arzneimitteln (Biologika), deren Patent abgelaufen ist. Diese würden im Saarland nur bei 27,4 Prozent aller verordneten biotechnologisch hergestellten Arzneimittel eingesetzt. Der Bundesdurchschnitt liege bei 43 Prozent. "Allein bei der Barmer im Saarland hätten sich im Jahr 2015 durch die konsequente Verschreibung von Biosimilars rund 350 000 Euro an Ausgaben verhindern lassen.", sagt Zöhler.

Ein Biosimilar sei im Schnitt 25 Prozent günstiger als das Originalpräparat. "Medizinisch lässt sich der enorme Unterschied des Saarlands zu anderen Bundesländern bei den Verordnungsquoten von Biosimilars nicht erklären", sagt Zoller. Allerdings habe die Kassenärztliche Vereinigung Saarland bereits eine Informationskampagne gestartet.

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