Rede von Jean-Claude Juncker im Landtag Hoffnung auf Europa-Uni im Saarland
Saarbrücken · EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker hat im Saar-Landtag für mehr Austausch in Europa geworben – auch an Hochschulen.
Die Saar-Universität darf sich Hoffnungen machen, zusammen mit Partner-Hochschulen eine von zwölf „Europäischen Universitäten“ zu werden. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sprach sich am Montag in Saarbrücken für eine zügige Entscheidung über den prestigeträchtigen Titel aus. Seine Kommission werde alles dafür tun, dass sie noch in ihrer Amtszeit fällt, die nach den EU-Wahlen am 26. Mai endet. „Falls diese Kommission die Entscheidung trifft, werden alle saarländischen Chancen maximal sein“, sagte er am Rande seiner Rede im saarländischen Landtag.
Die Universität der Großregion – ein Netzwerk der Unis Saarbrücken, Lothringen, Lüttich, Luxemburg, Trier und Kaiserslautern – hat sich gemeinsam mit zwei Unis aus Bulgarien und Litauen um den Titel „Europäische Uni“ beworben, für den es auch einige Millionen Euro gibt. Die Saar-Uni soll das Projekt, sofern es gebilligt wird, koordinieren.

EU-Kommissionspräsident Juncker in Saarbrücken
Juncker hob in einer Sondersitzung des Landtags die Bedeutung von Grenzregionen hervor, beklagte aber, dass es für die Großregion „noch immer keinen anständigen Namen“ gebe. Damit Europa noch stärker zusammenwächst, sollen die Mittel für das Erasmus-Programm, mit dem Studenten und Lehrlinge ins EU-Ausland gehen können, nach Junckers Willen verdoppelt werden. „Wir lieben uns nicht genug in Europa, weil wir nicht genug übereinander wissen“, sagte Juncker.
Der Kommissionspräsident stellte heraus, dass Europa für ihn auch eine soziale Schutzfunktion habe: Wer Sozialdumping als gottgegeben hinnehme, versündige sich am sozialen Gedanken Europas, sagte er. Der ehemalige Luxemburger Premier forderte auch eine stärkere europaweite Angleichung von Steuersätzen. Insgesamt zog Juncker ein positives Fazit seiner Amtszeit. So seien seit 2014 in der EU 12,5 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen worden.
Die Rede traf im Landtag im Großen und Ganzen auf ein positives Echo. CDU-Fraktionsvize Hermann Scharf bezeichnete sie sogar als „ein Stück weit historisch“. Juncker verkörpere Europa, wie es selten geworden sei. Allerdings mischten sich unter das Lob auch kritische Töne: Oppositionsführer Oskar Lafontaine (Linke) sagte: „Die kontroversen Themen hat er elegant umschifft.“ Die SPD-Politikerin Petra Berg bemängelte, dass Juncker zu wenig auf die Stahl- und Automobilindustrie sowie den Brexit eingegangen sei. AfD-Fraktionschef Josef Dörr zeigte sich beeindruckt von Junckers Rede, mahnte aber eine Schließung der EU-Außengrenzen an.