Hochwasserthema ist nicht neu

Homburg · Die Probleme um den geplanten Bau des Kombibades sind nicht so neu wie von der Stadt dargestellt. Zumindest in Sachen Hochwasserrisiko hatte das Umweltministerium bereits im März 2012 informiert.

 Laut Analyse des Landes liegen Teile der Bauflächen für das geplante Kombibad hinter dem Johannishof (siehe Foto) in einem Hochwasser-Risikogebiet. Foto: Thorsten Wolf/SZ

Laut Analyse des Landes liegen Teile der Bauflächen für das geplante Kombibad hinter dem Johannishof (siehe Foto) in einem Hochwasser-Risikogebiet. Foto: Thorsten Wolf/SZ

Foto: Thorsten Wolf/SZ

Seit mehr als einem Jahr müsste die Stadt Homburg eigentlich wissen, dass ein Teil des Geländes an der Hinkelsbix als Hochwasser-Risikogebiet gilt. Genau da, wo sie das neue Kombibad errichten will. Am 7. März 2012 wurden die Hochwasser-Risikokarten per E-Mail an alle Kommunen verschickt, teilte das saarländische Umweltministerium auf Anfrage unserer Zeitung mit. Im Bereich "Hinkelsbix" wäre laut Ministeriumssprecherin Sabine Schorr der Teil betroffen, auf dem die Liegewiese des Bades geplant ist.

Als damals die Hochwasser-Kartierung an die Stadt gemailt wurde, gab es weder eine Bäder-GmbH - die hundertprozentige Stadttochter wurde erst im Juni 2012 auf den Weg gebracht -, noch waren die Entscheidungen über den besten Bieter oder über Details der Finanzierung gefallen. Das passierte erst in einer nichtöffentlichen Ratssitzung Ende April 2013. Die Öffentlichkeit erfuhr über die Pläne und den Bieter Genaueres erst im Mai - und Ende Juni wurden schließlich die Wasserprobleme an dem von Anfang an sehr umstrittenen Standort publik.

Das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA) habe der Stadt unmittelbar nach Eingehen der Baupläne mitgeteilt, dass es unzulässig sei, auf dem vom Hochwasserrisiko betroffenen Gebiet einfach Gelände aufzuschütten. Vor kurzem habe es nun ein Gespräch zwischen Stadt und dem Ministerium gegeben. Dies sei konstruktiv verlaufen, sagte Sprecherin Sabine Schorr. Ziel sei es gewesen, eine Lösung zu finden, die es ermögliche, unter Berücksichtigung des Hochwasserschutzes den Bau des Kombibades doch zu realisieren. Es sehe so aus, dass es durchaus die Möglichkeit gebe, die Planung so zu gestalten, dass hier hochwassersicher gebaut werden könne, fügte sie hinzu. Schorr: "Daran wird jetzt gearbeitet." Die Stadt Homburg habe den Auftrag an ein Planungsbüro erteilt, eine Einzelfallbetrachtung des konkreten Vorhabens vorzunehmen, indem die Belange des Hochwasserschutzes beachtet werden sollten.

In diesem Gutachten sollten auch Maßnahmen vorgeschlagen werden, die dazu führen, dass die Funktion der bestehenden Rückhalteflächen erhalten werden sollen, erläuterte das Ministerium. Im Idealfall führe dies dazu, dass das Bauvorhaben durch entsprechende Änderungen des Abflussverhaltens des Wassers (Stichwort Durchlasserweiterung) gar nicht mehr im faktischen Überschwemmungsgebiet liege. Andernfalls müsste nachgewiesen werden, dass "überwiegende Gründe des Wohls der Allgemeinheit dem Erhalt der Rückhalteflächen entgegenstehen und entsprechende Ausgleichsmaßnahmen geschaffen werden", hieß es zur Erläuterung. Gehört da ein Schwimmbad dazu? In der Regel fielen private Einrichtungen nicht darunter, sagte Schorr, nannte als Gegenbeispiele Autobahnen oder Hochwasserschutzeinrichtungen. Zwei Fragen bleiben offen: Zum einen die nach den zusätzlichen Kosten, zum anderen, warum sich die Stadt augenscheinlich erst jetzt des Themas annimmt, nachdem alle Verträge unterzeichnet sind.

Untergegangen ist das Kombibad, für das eigentlich Ende Juni Spatenstich sein sollte, also noch nicht. Allerdings: Oberbürgermeister Karlheinz Schöner wird wohl den geplanten Baubeginn Anfang Juli nicht halten können. Den hatte er vor kurzem in einem Interview in unserer Zeitung genannt, in dem er sich auch zum Thema Hochwasser geäußert hatte. Er hatte darauf verwiesen, dass im Vertrag eine Fertigstellung Ende 2014 zugesichert worden sei - der exakte Baubeginn sei nicht ausschlaggebend.

Doch eine Verzögerung wird wahrscheinlicher, zumal die Schwimmbad-Pläne erst dann vom LUA genehmigt werden können, wenn eine "rechtlich tragfähige Lösung gefunden ist", wie das Umweltministerium bestätigte. Die Stadt, hieß es aus Saarbrücken, wolle eine schnelle Lösung finden.

Die Hochwasser-Risikokarten sind übrigens keine spontane Idee des Ministeriums. Dahinter stecke vielmehr die so genannte Gewässerrahmenrichtlinie der EU. Diese müsse in nationales Recht umgesetzt werden, bestätigte Sabine Schorr. Deshalb verlange die Bundesregierung von den Ländern, dass die Hochwasserkarten erstellt werden - und zwar bis Ende dieses Jahres. Landkreis für Landkreis werde auf Hochwassergefährdung untersucht.

Geheim sind die Ergebnisse dabei nicht: Wer will, kann sie sich im Internet anschauen (siehe Infobox).

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HintergrundDie Risikokarten zum Schutz vor Hochwasser sind im Geoportal des Landesamtes für Vermessung, Geoinformation und Landentwicklung (LVGL) zu finden. Der Kartendienst Hochwasser im GeoPortal Saarland stellt die Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten saarländischer Gewässer dar. Der Dienst ist im Geoportal auf der Startseite sowohl über den Reiter Fachanwendungen - Wasser anzuklicken als auch direkt anwählbar geoportal.saarland.de/mapbender/frames/index_ext.php?gui_id=Template_GDZ&WMC=3 013. ust

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