Wenn Mama mit zur Uni kommt

Saarbrücken. Obwohl der Hörsaal voll besetzt war, herrschte konzentrierte Stille. Die gut 120 Zuhörer lauschten der Studienberaterin der Universität des Saarlandes. Sie erklärte, welche Möglichkeiten es an der Saar-Uni gibt, wie die Plätze vergeben werden, in welchen Fächern es einen Nummerus clausus gibt und welche Fristen bei einer Bewerbung beachtet werden müssen

Saarbrücken. Obwohl der Hörsaal voll besetzt war, herrschte konzentrierte Stille. Die gut 120 Zuhörer lauschten der Studienberaterin der Universität des Saarlandes. Sie erklärte, welche Möglichkeiten es an der Saar-Uni gibt, wie die Plätze vergeben werden, in welchen Fächern es einen Nummerus clausus gibt und welche Fristen bei einer Bewerbung beachtet werden müssen. Der Altersdurchschnitt der Hörer war für eine Uni ungewöhnlich hoch, denn im Saal saßen nicht nur angehende Studenten, sondern vor allem deren Eltern.Zum ersten Mal hatte die Hochschule zum Informationsabend für Eltern "Wege nach dem Abitur" geladen - erfolgreich, wie sich herausstellte. Künftig soll es weitere solcher Infoabende für Eltern an der Universität des Saarlandes geben. Denn durch die Einführung von G8 kämen immer mehr sehr junge, zum Teil nicht volljährige Abiturienten an die Uni, erklärt Pressesprecherin Friederike Meyer zu Tittingdorf die Idee für die Veranstaltung und ist erfreut über die durchweg positive Resonanz der Eltern. Andere Universitäten gingen teilweise schon viel weiter. Dort gebe es beispielsweise Informationsabende von Eltern für Eltern.

Damit liegen die Hochschulen voll im Trend. Waren vor zehn Jahren erst gut 200 Jugendliche unter 18 an einer deutschen Uni eingeschrieben, waren es im vergangenen Semester laut statistischem Bundesamt schon über 700 - Tendenz steigend.

Einer von ihnen ist Matthias Bergmann. Der mittlerweile volljährige BWL-Student erinnerte sich: "Das ist schon komisch. Man hat Abitur, darf in einer fremden Stadt studieren, muss aber ständig die Eltern um Erlaubnis und Unterstützung bitten. Das kann ganz schön nerven." Die Einschreibung an der Uni hatte seine Mutter unterschrieben, den Mietvertrag für seine kleine Studentenbude sein Vater, der auch von Bremen mit nach Saarbrücken gekommen ist, um sie mit ihm auszusuchen.

Matthias war in seiner Schulklasse einer der jüngsten, durch die Aussetzung der Wehrpflicht musste er kein Jahr aussetzen, an ein freiwilliges soziales Jahr oder ein paar Monate im Ausland hatte er nie gedacht: "Der Arbeitsmarkt ist hart umkämpft, da darf man keine Zeit verlieren", sagte Matthias, der schon seit der Mittelstufe weiß, dass er BWL studieren will, um Manager in einem großen Unternehmen zu werden - und auch schon ein wenig so klingt.

Früh einen Plan haben und keine Zeit verlieren, das wollen die meisten, die mit ihren Eltern zum Informationsabend kamen. So auch Luoe Groh, der gerade erst in die 11. Klasse gekommen ist: "Wenn man sich da erst nach dem Abitur drum kümmert, ist es zu spät", ist er sich sicher. Annika Alt aus Quierschied hatte gerade miterlebt, wie schnell plötzlich alles nach dem Abi geht. Ihr Freund und ihre beste Freundin haben die Reifeprüfung bestanden, sie selbst ist im nächsten Frühjahr dran. "Ich bin jemand, der gerne plant", erzählte die 18-Jährige. Deshalb sei es auch selbstverständlich gewesen, dass sie mitkommt, als ihre Mutter vom Informationsabend berichtete. Generell ist sie, anders als Matthias, froh, dass ihre Mutter sich um so viel kümmert.

Alleine kam an dem Abend Renate Kratzer: "Meine Tochter hat ihre eigenen Ideen, aber ich wollte mich für mich selbst informieren - das war mehr eine Veranstaltung für mich", erklärte die Mutter aus Neunkirchen. Sie wollte wissen, welche Studienfächer überhaupt noch über die ZVS vergeben werden, wie das Bewerbungsportal hochschulstart.de funktioniert und was sich noch alles seit ihrer eigenen Studienzeit verändert hat. "Die Jugendlichen können sich ja heute super über das Internet informieren, aber ich finde das toll, dass es diese Veranstaltung gibt, wo man persönlich hingehen kann." Sie versteht den Wunsch vieler Eltern, am Entscheidungsprozess ihrer Kinder in Sachen Hochschulwahl beteiligt zu werden - gerade weil die angehenden Studenten ja heute zum Teil noch sehr jung seien "Die können ja noch gar nicht soweit sein." "Meine Mutter steht hinter mir, und darüber bin ich glücklich."

Annika Alt, Studentin

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