Wenn die Bank das Studium finanziert

Saarbrücken. Acht Semester lang hat Heiko Lehmann neben seinem Jura-Studium gejobbt - bis zu drei Mal pro Woche. "In einem Jahr schreibe ich das erste Staatsexamen, da will ich mich voll drauf konzentrieren", erklärt der 24-Jährige. Deshalb hat er seine Jobs gekündigt. Um seinen Lebensunterhalt weiter zu finanzieren, hat er sich für einen Studienkredit entschieden

Saarbrücken. Acht Semester lang hat Heiko Lehmann neben seinem Jura-Studium gejobbt - bis zu drei Mal pro Woche. "In einem Jahr schreibe ich das erste Staatsexamen, da will ich mich voll drauf konzentrieren", erklärt der 24-Jährige. Deshalb hat er seine Jobs gekündigt. Um seinen Lebensunterhalt weiter zu finanzieren, hat er sich für einen Studienkredit entschieden. Damit gehört er zu vier Prozent der deutschen Studenten, die im Laufe ihrer akademischen Karriere einen solchen in Anspruch nehmen. Die meisten Studenten werden von ihren Eltern finanziert (87 Prozent) und beziehen Bafög (29 Prozent), wie aus der Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks hervorgeht.Die Kredite kamen 2005 parallel mit der Einführung der Studiengebühren auf, zirka 40 Institute bieten sie mittlerweile an: "Viele Banken haben mit den Studienkrediten das große Geschäft gewittert", erklärt Stefan Grob, Sprecher des Deutschen Studentenwerks. Die Studenten drohten, sich hoch zu verschulden, warnt Grob. Denn sie müssen der Bank jeden Cent zurückzahlen. Dazu kommen die Zinsen. Die liegen laut dem Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) zwischen null und und 8,9 Prozent. Ein Bachelor-Student, der sechs Semester lang monatlich 300 Euro erhalten hat, startet also mit mindestens 10 800 Euro Schulden ins Berufsleben. Anders beim Bafög, das die Studenten zinsfrei und nur zur Hälfte zurückzahlen müssen. "Ein Studienkredit sollte daher nur in Anspruch genommen werden, wenn es gar nicht anders geht", erklärt Ulrich Müller, der beim CHE Studienkredite vergleicht.

Heiko Lehmann entschied sich für einen Kredit der staatlichen KfW-Bank, bei der die meisten aller Studienkredite abgeschlossen werden: "Ich war überrascht, wie einfach das geht. Ich musste den Kredit über das Internet beantragen und dann bei der Bank meinen Personalausweis vorzeigen. Seitdem bekomme ich monatlich 300 Euro überwiesen." Der Vorteil von Studienkrediten liegt darin, dass die Banken Studenten Geld leihen, ohne von ihnen eine Sicherheit einzufordern, erklärt Müller, "außerdem wird das Geld in Raten ausgezahlt." Nach Beendigung des Studiums müssen die jungen Akademiker das Geld in der Regel nicht sofort zurückzahlen, sondern haben eine Karenzzeit zwischen letzter Rate und dem Beginn der Rückzahlung.

Einen ersten Überblick über die Leistungen der verschiedenen Anbieter gibt es im Internet auf den Seiten der Banken oder auch auf Vergleichsseiten wie studienkredite.de. Der Testbericht des Centrums für Hochschulentwicklung ist unter che.de abrufbar. Müller rät, die Anbieter im Detail zu vergleichen: "Entscheidend ist zunächst der Zinssatz." Nach Möglichkeit sollten die Kreditnehmer einen festen Zinssatz vereinbaren. Denn bei variablen Zinsen seien die entstehenden Kosten schlechter kalkulierbar. Unbedingt sollten Interessenten überprüfen, ob eventuelle Sonderwünsche bei dem Bankinstitut möglich seien. Nicht jedes unterstütze beispielsweise einen Auslandsaufenthalt. Beim KfW-Kredit ginge dies nur, wenn der Student an seiner Hochschule eingeschrieben bleibt und kein Urlaubssemester nimmt, erklärt Müller. Einige andere Institute würden hingegen die Kreditlaufzeit verlängern und die Auszahlungen während des Auslandsaufenthalts erhöhen.

Nach einer gründlichen Recherche im Internet rät Müller, sich beim Studentenwerk zu informieren. "Eine solche Beratung ist bei uns selbstverständlich kostenlos", erklärt Heinrich Bayer, Leiter der Abteilung Studienfinanzierung beim Studentenwerk im Saarland. Ein Termin genüge und alle offenen Fragen könnten individuell geklärt werden.

studienkredite.de

che.de

studentwerk-saar.de

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