Wege aus der Raumnot

Saarbrücken · Die Hochschule für Technik und Wirtschaft in Saarbrücken platzt aus allen Nähten. Selbst nach Abschluss der Erweiterung in Alt-Saarbrücken reicht der Platz nicht für die mittlerweile 6000 Studenten. Rektor Wolrad Rommel arbeitet an einem Erweiterungskonzept, in welches das ehemalige Kultusministerium einbezogen werden soll.

 Geht es nach HTW-Rektor Wolrad Rommel, könnte das ehemalige Kultusministerium bald unter anderem die Verwaltung der Hochschule für Technik und Wirtschaft beherbergen. Foto: SZ-Archiv/Bellhäuser

Geht es nach HTW-Rektor Wolrad Rommel, könnte das ehemalige Kultusministerium bald unter anderem die Verwaltung der Hochschule für Technik und Wirtschaft beherbergen. Foto: SZ-Archiv/Bellhäuser

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Es startete als das größte Bauvorhaben in der Geschichte der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) - und hat sich mittlerweile zu ihrem größten Problem ausgewachsen. Das 2008 auf 54 Millionen Euro taxierte Campus-Projekt in Alt-Saarbrücken, das eigentlich 2012 abgeschlossen sein sollte, sollte der Hochschule endlich genügend Vorlesungsräume und Laborflächen für ihre Studenten verschaffen. Doch im Sommer 2015 ist noch immer unklar, wann die Hochschule ihr wegen Brandschutzmängeln blockiertes neues Hochhaus beziehen kann. Und die Bauarbeiten für den 17 Millionen Euro teuren Zentralbau mit Mensa, Bibliothek und Seminarräumen in Alt-Saarbrücken haben noch nicht einmal begonnen.

Mit der für Frühjahr 2016 geplanten Auslagerung der Fachrichtung Architektur vom Rotenbühl in Saarbrücken nach Göttelborn will die Landesregierung nun die größte Not der aus den Nähten platzenden Hochschule lindern (wir haben berichtet). Doch eine umfassende Lösung für die Probleme der Hochschule muss anders aussehen, sagt HTW-Rektor Wolrad Rommel.

Das Campus-Konzept aus dem Jahr 2008 ging von 4000 Studenten aus. Heute sind 6000 Studenten eingeschrieben und das Themenspektrum ihrer 140 Professuren verschiebt sich immer weiter Richtung Forschung. Das bedeutet in den Ingenieurwissenschaften immer auch die Einrichtung entsprechender Labors . Deshalb brauche die HTW nicht nur einige zusätzliche Räume. Sie benötige sehr viel mehr Platz. Eine aktuelle Analyse des Hochschulinformationssystems (HIS) zeige, dass der Saarbrücker Campus für 6000 Studenten selbst nach Abschluss aller anstehenden Neu- und Umbauten um ein Viertel zu klein sei.

Was tun? Er sehe derzeit keine Möglichkeit, wie in der teilweise aus den 1950er Jahren stammenden Gebäudestruktur auf dem jetzigen HTW-Campus mehr Raum für Hörsäle und Labors geschaffen werden könne, so Rommel. Deshalb müsse auch über einen Abriss der Altbauten, in denen unter anderem die Verwaltung untergebracht ist, und Neubauten nachgedacht werden. Im Wintersemester will der Rektor in Abstimmung mit der Landesregierung ein Nutzungskonzept für die Zukunft erarbeiten, das die heute auf vier Standorte im Stadtverband verteilte HTW endgültig in zwei Zentren (Alt-Saarbrücken und Rotenbühl) zusammenfasst.

Als Hochschule der Landeshauptstadt könne die HTW erwarten, "dass Stadtverwaltung und Landesregierung sie als Zukunftsprojekt sehen". Rektor Rommel weist bei diesen Worten Richtung Saarufer zum sogenannten Pingusson-Bau. Dort könne er sich sehr gut einen Bildungscampus vorstellen, mit dem ehemaligen saarländischen Kultusministerium als Dreh- und Angelpunkt.

Vernetzung mit Handwerk

Für eine solche Weichenstellung wäre jetzt der richtige Zeitpunkt. Denn die Handwerkskammer des Saarlands plane in unmittelbarer Nachbarschaft eine Erweiterung ihres Bildungszentrums. Dem vom HTW-Rektor ins Gespräch gebrachten Bildungscampus kann offenbar auch der Präsident der Handwerkskammer einiges abgewinnen. "Wir planen Neubauten wie ein Technikum für das Elektro-, Metall- und Kunststoffhandwerk oder ein Kompetenzzentrum für Assistenzsysteme für Senioren", so Präsident Bernd Wegner .

Dafür kämen mehrere Standorte im Saarland in Frage. "Ideal wäre, wenn sich ein Bildungscampus Handwerk schaffen ließe, der sich mit dem Campus der HTW vernetzen könnte. So könnte die bisher schon in einzelnen Bereichen durchgeführte Zusammenarbeit mit der Hochschule auf andere Bereiche erweitert werden."

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