Warten auf die Flüchtlingswelle

Saarbrücken · Auf 50 000 studierwillige Flüchtlinge müssen sich deutsche Hochschulen im kommenden Jahr einstellen, schätzt die Friedrich-Ebert-Stiftung. Der Beratungsbedarf dafür dürfte hoch sein, die Kosten auch. Doch im Saarland fiel der Andrang bisher weitaus geringer aus, als erwartet.

 An der Saar-Universität blieb der große Andrang studierwilliger Flüchtlinge bisher aus. Am ersten Eingangstest für Flüchtlinge ohne Papiere im Oktober nahmen nur 35 Personen teil. Foto: Schlichter

An der Saar-Universität blieb der große Andrang studierwilliger Flüchtlinge bisher aus. Am ersten Eingangstest für Flüchtlinge ohne Papiere im Oktober nahmen nur 35 Personen teil. Foto: Schlichter

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Angesichts wachsender Flüchtlingszahlen in Deutschland müssen sich auch deutsche Unis auf neue Herausforderungen einstellen. Die Friedrich-Ebert-Stiftung rechnet mit bis zu 50 000 studierwilligen Flüchtlingen in Deutschland. Der erwartete Andrang ergebe sich, wenn man 2015 von etwa einer Million Flüchtlingen ausgehe, von denen ein Viertel zwischen 18 und 25 Jahren alt ist - und von denen wiederum vermutlich 20 Prozent studieren wollen.

Im Saarland, wo die Saar-Uni als eine der ersten Hochschulen bundesweit auch Flüchtlingen ohne Papiere ein Studium ermöglicht, blieb der erwartete Ansturm im laufenden Wintersemester aus. Bei einem Eingangstest für studierwillige Flüchtlinge erlangten gerade einmal 13 Personen den Hochschulzugang , nur 35 Teilnehmer hatten sich insgesamt beworben.

Nun geht das Programm in eine neue Runde: Morgen beginnt an der Saar-Uni ein Mathe-Vorbereitungskurs, der Flüchtlinge auf den nächsten Eingangstest vorbereiten soll. Der Test soll Mitte Februar stattfinden. Wer ihn besteht, kann an Sprachkursen teilnehmen und ein mathematisches, technisches oder naturwissenschaftliches Fach an der Saar-Uni studieren. Zudem bietet die Saar-Uni in dem Programm "International Engineering" Ingenieursvorlesungen in englischer Sprache für die Flüchtlinge an, das sie bereits im ersten Jahr auf ein Fachstudium vorbereiten soll.

Mit der Beschränkung auf nicht-zulassungsbeschränkte Studiengänge mit freien Kapazitäten soll dafür gesorgt werden, dass keine einheimischen Studenten verdrängt werden.

Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Horst Hippler, rät zu einem fairen und realistischen Umgang mit studierwilligen Flüchtlingen an deutschen Unis. "Wir wollen die Flüchtlinge in ihrer schwierigen Situation bestmöglich unterstützen, aber wir dürfen im Sinne der Chancengleichheit auch unsere Regeln nicht umgehen", sagte Hippler in Berlin. Deshalb gelte es über Zugangsvoraussetzungen zu informieren, aber auch über Vorteile einer Berufsausbildung, die in Deutschland viel mehr Wert habe als in den meisten Herkunftsländern. Gerade für Flüchtlinge mit Hochschulambitionen sei das Erlernen der deutschen Sprache elementar wichtig. "Für ein Studium muss das auch die notwendige Fachsprache einschließen, ebenso das Kennenlernen der deutschen Lebenskultur. Sinnvoll ist ferner eine Vorbereitungsveranstaltung, um den Einstieg ins Studium verbessern zu können." All dies koste Geld: "Wenn jetzt mehr Flüchtlinge an die Unis kommen, muss das finanziert werden. Für Sprachvermittlung und Vorbereitungskurse liegt der Bedarf pro Student geschätzt bei etwa 4000 Euro pro Jahr."

Eine Herausforderung für die Unis bestehe darin, "dass sie internationaler werden", sagte der stellvertretende Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW, Andreas Keller. "Da wird es größeren Betreuungsaufwand und Fortbildungsbedarf geben. Dabei müssen die Hochschulen von den Ländern unterstützt werden."

Im November hat auch der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ein Maßnahmenpaket geschnürt, das Flüchtlingen den Einstieg ins Studium erleichtern soll. Rund 100 Millionen Euro stehen für die nächsten vier Jahre zur Unterstützung beim Hochschulzugang , der Verbesserung der Studierfähigkeit und der Integration an Unis zur Verfügung. Davon seien 27 Millionen Euro für 2016 vorgesehen.

Das Programm der Saar-Uni wird bisher vor allem von der heimischen Wirtschaft unterstützt. Das Sonderprogramm für die Zulassung von Flüchtlingen bezuschusst der Verband der Metall- und Elektroindustrie, die Deutschkurse und das Programm "International Engineering" werden durch Spenden saarländischer Unternehmen finanziert.

Die Bewerbungsfrist für den Eingangstest an der Saar-Universität endet am 15. Januar.

uni-saarland.de

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