Von Herrenhandtaschen und exotischen Vögeln

Saarbrücken. Florian Haupenthal sieht nicht gerade aus wie ein Mode-Freak. Und doch steht der Informatik-Student schon seit fast zehn Minuten auf der Bühne der Studentenkneipe Canossa auf dem Saarbrücker Uni-Campus und philosophiert über Herrenhandtaschen: "Für die Informatiker unter euch: Das ist so eine Art Speicher, in dem man Dinge verstauen kann, wenn man unterwegs ist

 Die Informatik-Studenten Ezgi Cicek, Christos Monogios, Florian Haupenthal, Daniel Mewes und Sebastian Hahn (v.l) haben erfolgreich am Workshop von Professor Jens Dittrich teilgenommen. Foto: B&B

Die Informatik-Studenten Ezgi Cicek, Christos Monogios, Florian Haupenthal, Daniel Mewes und Sebastian Hahn (v.l) haben erfolgreich am Workshop von Professor Jens Dittrich teilgenommen. Foto: B&B

Saarbrücken. Florian Haupenthal sieht nicht gerade aus wie ein Mode-Freak. Und doch steht der Informatik-Student schon seit fast zehn Minuten auf der Bühne der Studentenkneipe Canossa auf dem Saarbrücker Uni-Campus und philosophiert über Herrenhandtaschen: "Für die Informatiker unter euch: Das ist so eine Art Speicher, in dem man Dinge verstauen kann, wenn man unterwegs ist." Die rund 50 Zuschauer brechen in lautes Gelächter aus.

Haupenthal ist einer von fünf Teilnehmern des ersten Science Slam Workshops an der Saar-Uni. Organisiert hat ihn Professor Jens Dittrich, der im vergangenen Jahr in Karlsruhe bei den Deutschen Meisterschaften dieser Disziplin den vierten Platz belegte: "Beim Science Slam geht es darum, das eigene Forschungsprojekt einem fachfremden Publikum innerhalb von zehn Minuten möglichst prägnant und witzig darzustellen", erklärt der Informatiker.

Tatsächlich handelt Haupen-thals Vortrag auch gar nicht wirklich von Herrenmode. Die Handtaschen stehen lediglich symbolisch für ein Problem der Informatik, die sogenannte statische und dynamische Speicherverwaltung bei Echtzeitsystemen. Diese sind zum Beispiel für die Steuerung von Autos und Flugzeugen wichtig.

Auch die Slam-Beiträge der anderen Studenten strotzen nur so vor kreativen Ideen. Da werden Grafikprogramme zu Memory-Karten, Datenbanken zu Vögeln und Programmiersprachen zu Kochrezepten. Der Aha-Effekt im Publikum ist groß: "Ist ja eigentlich alles gar nicht so kompliziert", murmelt eine Zuschauerin. So einfach kann Wissenschaft sein.

Am Ende küren die Zuschauer Christos Monogios, "The guy with the birds" (zu Deutsch: der Typ mit den Vögeln), wie er sich selbst lachend nennt, zum Sieger. Sein englischsprachiger Vortrag zum Thema "Semantic Web Selection", für den er sich als Vogelkundler ausgegeben und komplizierte Internet-Suchprozesse mit der Jagd nach exotischen Vögeln verglichen hat, bekommt den kräftigsten Applaus aus dem Publikum. Genau wie die anderen Teilnehmer ist auch Monogios zum ersten Mal beim Science Slam dabei und ist begeistert: "In meinem Heimatland Griechenland gibt es so etwas gar nicht." Nach seinem Erfolgsrezept befragt, antwortet er: "Vor allem muss es witzig sein!" mbu

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