Vom Laborkittel in den Karateanzug

Saarbrücken. Sportlich, aber ein wenig zierlich wirkt Magdalena Eder, als sie ins Empfangsfoyer des Instituts für neue Materialien (INM) an der Saarbrücker Uni kommt. Spätestens beim Händedruck, der selbst gestandene Männer in die Knie zwingt, wird aber klar, dass die Forscherin ihre Zeit nicht nur im Labor verbringt - die Wissenschaftlerin hat auch den schwarzen Gürtel im Karate

Saarbrücken. Sportlich, aber ein wenig zierlich wirkt Magdalena Eder, als sie ins Empfangsfoyer des Instituts für neue Materialien (INM) an der Saarbrücker Uni kommt. Spätestens beim Händedruck, der selbst gestandene Männer in die Knie zwingt, wird aber klar, dass die Forscherin ihre Zeit nicht nur im Labor verbringt - die Wissenschaftlerin hat auch den schwarzen Gürtel im Karate.Eder forscht mit einem Team des INM im Bereich der Biomineralisation. "Hier werden Materialien wie Knochen, Zähne oder Muschelschalen untersucht. Die sind sehr hart, aber auch sehr flexibel", sagt die 31-jährige Salzburgerin. Ziel der Forschungen soll die Herstellung erneuerbarer und besonders widerstandsfähiger Materialien sein. Dafür beobachten die Forscher die Moleküle organischer Stoffe und versuchen, diese zu charakterisieren und auch entsprechend zu verändern. "Dadurch könnten wir die Organismen dazu bringen, selbstständig ein nachhaltiges Material zu produzieren", so Eder. Bis aber der erste super stabile und elastische "Bio-T-Träger" im Labor gezüchtet werden kann, wird es noch mindestens ein Jahrhundert dauern. Erste große Erfolge wurden jedoch schon in der Grundlagenforschung erzielt. Die Gruppe "Innovative Elektronenmikroskopie" hat hochauflösende Elektronenmikroskope entwickelt, die die Beobachtung der Biomoleküle überhaupt erst ermöglichen. Dabei haben die Forscher auch eine kuriose Entdeckung gemacht. "Wir haben Biomaterial in der Kiwi gefunden und charakterisiert. Diese Einheiten sehen aus wie kleine, spitze Nadeln. Sie könnten zur Abwehr von Insekten dienen", sagt die Forscherin.

Wenn die studierte Biologin nicht gerade damit beschäftigt ist, Versuche vorzubereiten oder Präsentationen anzufertigen, tauscht sie den Laborkittel mit dem Karateanzug. Seit 18 Jahren betreibt sie die Kampfkunst als Leistungssport: "Ich kam durch meinen Bruder dazu. Als ich eine seiner Gürtelprüfungen sah, wollte ich das auch machen. Die schönen Bewegungen und die Disziplin beeindruckten mich."

Selbst während ihres Studiums und der Auslandsaufenthalte in Frankreich und England ging Magdalena Eder regelmäßig zum Training. Der harte Einsatz zahlte sich aus, mittlerweile trägt sie den dritten Meistergrad im Karate - den 3. Dan in der Shotokan-Stilrichtung - und kann auf zahlreiche gewonnene Wettkämpfe zurückblicken. In Österreich wurde sie sogar mehrmalige Landesmeisterin und zweimal Vizemeisterin bei den österreichischen Staatsmeisterschaften. Im Saarland trainiert Eder beim Shotokan-Karate-Club Zanshin im Sakura-Dojo in Saarbrücken und beim Turnverein Kleinblittersdorf.

"Shotokan zeichnet sich vor allem durch seine überwiegend dynamischen und kraftvollen Bewegungen aus", erklärt Magdalena Eder. Bei den Übungen im Training gibt es selbstverständlich auch Partnerkämpfe, die sehen allerdings nicht so aus wie die Szenen aus einem Karatefilm. "Man stoppt immer vor einer Berührung ab. Das macht es so interessant", meint Eder. "Man kann nicht voll durchziehen, sondern muss genau abschätzen können." Vom Training im Saarland ist sie begeistert: "Die Leute sind supernett und es macht in beiden Vereinen sehr viel Spaß."

Karate sei momentan vor allem ein Ausgleich zum Arbeitsalltag. Je nachdem wie viele Versuche im Labor anstehen, kämen oft mehr als 45 Arbeitsstunde pro Woche zusammen. Da helfe der Sport, um einfach mal abschalten zu können. Aber auch das Wandern durch die saarländische Natur sei ihr wichtig. "Hier ist es sehr schön, und ich mag die franzözische Lebenskultur. Die Menschen sind so freundlich und offen", sagt die Österreicherin Magdalena Eder mit einem herzlichen Lächeln und drückt mit eisernem Griff zum Abschied die Hand. "Karate ist für mich Ausgleich vom Arbeitsalltag"

Magdalena Eder, Biologin

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