Centrum für Hochschulentwicklung Viele Studenten starten schuldenfrei ins Berufsleben

Bonn · Die Zahl der beantragten Studien- und Bildungskredite nimmt seit Jahren ab — und das obwohl die Zahl der Einschreibungen steigt.

  Mit der Unterstützung der Eltern und Nebenjobs schaffen es viele Studenten, ihr Studium ohne Darlehen zu finanzieren.

 Mit der Unterstützung der Eltern und Nebenjobs schaffen es viele Studenten, ihr Studium ohne Darlehen zu finanzieren.

Foto: dpa/Jan Woitas

Finanzierungshilfen wie Studienkredite und Bundesausbildungsförderung (Bafög) werden in Deutschland von immer weniger Studierenden in Anspruch genommen. Das erklärt das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) in seinem aktuellen „CHE-Studienkredit-Test“. Aktuell finanzieren knapp 93 000 Studierende in Deutschland ihr Studium mit einem Studienkredit. Das sind nur 3,2 Prozent der Studentenschaft. Lag 2013 die Zahl der neu abgeschlossenen Studienkredite noch bei rund 60 000, sind es fünf Jahre später nur noch 40 000. Eine halbe Million Studierende bezieht Bafög und weitere 58 000 erhalten ein Deutschlandstipendium oder eine Förderung der Begabtenförderungswerke.

Ulrich Müller, Experte für Studienkredite beim CHE, erklärt, dass die Nachfrage bei Bafög, Stipendien und Studienkrediten trotz steigender Studentenzahlen schon seit Jahren sinke. Konjunktur und flexible Studienorganisation böten den Studenten derzeit gute Voraussetzungen, um ihr Studium mit der Unterstützung der Eltern und durch Nebenjobs zu finanzieren, so Müller. Das sei eine positive Entwicklung: „Etwa drei Viertel der jetzigen Studierenden in Deutschland starten später ohne studienbezogene Schulden in ihr Berufsleben“. Müller sagt, die Situation in Deutschland sei komfortabel – vor allem im Vergleich mit anderen Ländern, etwa den USA, wo Hochschulabsolventen mit einem durchschnittlichen Schuldenbetrag von mehr als 30 000 Euro die Unis verlassen.

Im Durchschnitt beziehen diejenigen, die einen Kredit beantragt haben, 504 Euro monatlich. Fast 90 Prozent aller Kredite vergeben die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und das Bundesverwaltungsamt. Das CHE stuft dabei die gängigen Finanzierungshilfen als durchweg seriös und gut gestaltet ein. Viele der 49 untersuchten Kredite, Bildungsfonds und Studiendarlehen erreichten Spitzenergebnisse in den fünf Testkriterien Flexibilität, Zugang, Kosten, Risikobegrenzung und Kapazität.

 Müller sagt, Bafög sei einem Studienkredit immer vorzuziehen, da mindestens die Hälfte der Förderung nicht zurück gezahlt werden müsse und der Rückzahlungsbetrag auf 10 000 Euro gedeckelt sei. Der Finanzierungsexperte warnt außerdem vor Peer-to-Peer-Krediten, das sind Darlehen von Privatpersonen an Privatpersonen, die im Internet angeboten würden. Diese seien meist überteuert und würden den studentischen Bedürfnissen nicht gerecht.

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