Unternehmer auf Probe

Saarbrücken · Was ist eine gute Geschäftsidee? Im Projekt „Fünf Euro Start-up“ der HTW sollte das erprobt werden. Denn in nur acht Wochen mussten vier Studententeams ihre eigene Firma auf die Beine stellen.

 In ihrem Start-up entwickelten die HTW-Studenten Gien-Yong Ng, Thomas Calisse, Heiko Engel und Gregor Neisius (v.l.) eine Glückwunschkarte, mit der sich Gegenstände dreidimensional in den Raum projizieren lassen. Foto: Maurer

In ihrem Start-up entwickelten die HTW-Studenten Gien-Yong Ng, Thomas Calisse, Heiko Engel und Gregor Neisius (v.l.) eine Glückwunschkarte, mit der sich Gegenstände dreidimensional in den Raum projizieren lassen. Foto: Maurer

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Vor allem am Schlaf habe es in den letzten Wochen gemangelt, sagt der BWL-Student Gregor Neisius. Im Seminar "Fünf-Euro-Start-up" der Hochschule für Technik und Wirtschaft gründete er mit seinen Kommilitonen Gien-Yong Ng, Thomas Calisse und Heiko Engel in nur acht Wochen eine eigene Firma - von der Geschäftsidee über das fertige Produkt bis zum Verkauf. "Das ist nur etwas für Leute, die wirklich was wagen wollen", sagt Calisse.

Die vier Studenten stellten Hologramme her. Das sind Bilder, die direkt vom Smartphone dreidimensional in den Raum projiziert werden. Klingt kompliziert? "Wenn man den Leuten davon erzählt, können sie oft nicht viel damit anfangen", sagt der 23-jährige Neisius. "Aber wenn sie es dann sehen, machen sie aah und oh."

Für ein Hologramm benötigt man ein Prisma. Auf drei Seiten des geometrischen Körpers wird ein Bild oder Video projiziert. Das führt dazu, dass der abgebildete Gegenstand mitten im Raum zu schweben scheint. Auf der Videoplattform Youtube stieß der 23-jährige Neisius auf eine Anleitung, wie sich ein Prisma aus alten CD-Hüllen herstellen lässt. Dann galt es seine Mitstreiter von seiner Idee zu überzeugen. "Das war mein schwierigstes Geschäftsgespräch", grinst Neisius.

Die Studenten entwarfen eine Weihnachtskarte, aus der Kunden mit wenigen Handgriffen selbst ein Prisma falten können. "Das macht die Leute sofort neugierig, und sie fangen an, zu spielen", erzählt Neisius. Legt man das Prisma auf ein Smartphone und öffnet über die Firmenwebseite say-holo.de ein Video, sieht es aus, als würde eine sich drehende Schneeflocke direkt in den Raum steigen. Dazu erklingt "Leise rieselt der Schnee".

Der 26-jährige Heiko Engel setzte die Idee handwerklich um, suchte die passenden Materialien und bastelte zu Hause mit Lineal, Schneidewerkzeug und viel Geschick den ersten Prototyp. "Unser Leitspruch war: Geht nicht, gibt's nichts", berichtet Calisse, der seit seiner frühen Jugend programmiert und die Webseite gebaut hat. "Schaffen wir das in der Zeit - und wenn nicht: Was machen wir sonst?" Jeder im Team steuerte das bei, was er am besten kann. Der 23-jährige Gien-Yong Ng war der Videofachmann, filmte die Weihnachtsdeko. Gregor Neisius kümmerte sich um den Vertrieb und die Sponsoren. Außerdem spielte er die Weihnachtslieder der Videos mit Gitarre ein, seine Freundin stiftete den Gesang. "Mußte ja alles Gema-frei sein", sagt Engel. 100 Weihnachtskarten mit zusammenklappbaren Prismen haben die Studenten produziert - und in nur zwei Tagen verkauft. "Wir hätten noch mehr verkaufen können, aber es gab nichts mehr", grinst Neisius.

Drei weitere Teams stritten mit ihren Projekten um den Preis, der mit 1000 Euro dotiert ist. Da wurde ein transportables Ablagesystem für Hörsaaltische produziert, ein Überzug, mit dem sich jeder Tisch zum Pokertisch machen lässt und ein innovatives Schweißband.

Das HTW-Seminar beginnt mit einer vierwöchigen Theoriephase, in der die Studenten unternehmerische Grundlagen lernen. Während der achtwöchigen Firmenphase leiten Trainer aus der freien Wirtschaft die Studenten an. Zwei Teams gingen auf dem Weg zum Ziel verloren, berichtet Ulrike Reintanz, die das Projekt an der HTW koordiniert.

Ihren Geschäftsbericht mussten alle Teams bis zum 18. Januar einreichen - und damit wurden die Start-ups erst einmal aufgelöst. Nun steht es den jungen Unternehmern frei, auf eigene Faust weiterzumachen. Die Say-Holo-Jungs wollen das auf jeden Fall - nicht nur mit Weihnachtskarten . Man könne ebensogut Visitenkarten herstellen, bei der Personen 3-D in den Raum projiziert werden. Auch gebe es die Idee, dass Kunden Videos auf die Plattform hochladen können.

Letztlich landete die Say-Holo-Gruppe auf dem dritten, mit 250 Euro dotierten Platz und gewann zusätzlich den mit 400 Euro dotierten Innovationspreis. Sie teilt sich Platz drei mit der Gruppe Poker to go. Zweiter wurde die Gruppe Hörsaalbuddy. Der erste, mit 1000 Euro dotierte Preis ging an die Gruppe Sleave mit ihrem innovativen Schweißband.

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