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Saarbrücken · Studenten der Universität des Saarlandes reagieren empört auf die mögliche Einführung einer Verwaltungsabgabe.

 Der Semesterbeitrag an saarländischen Hochschulen könnte künftig um eine Verwaltungsabgabe erweitert werden. Foto: Iris Maurer

Der Semesterbeitrag an saarländischen Hochschulen könnte künftig um eine Verwaltungsabgabe erweitert werden. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Die neue Landesregierung ermutigt die Hochschulen zur Einführung einer Verwaltungsabgabe. Wörtlich heißt es im Koalitionsvertrag: "Die Hochschulen müssen in der Lage sein, in stärkerem Umfang eigene Einnahmen auch durch Verwaltungskostenbeiträge zu generieren." (wir haben berichtet) Eine solche Abgabe würde sich auf den Semesterbeitrag der Studenten auswirken.

Im Präsidium der Saar-Uni ist die Verwaltungsgebühr bisher kein Thema, erklärte Unipräsident Manfred Schmitt. Auf dem Campus kursieren allerdings Rechenmodelle, die von 50 Euro pro Semester ausgehen. Damit würde der Semesterbeitrag von 223 Euro auf künftig 273 Euro steigen. Der Asta der Universität des Saarlandes ist erzürnt: 50 Euro seien für Studenten, die knapp an der Armutsgrenze leben, ein Batzen Geld, erklärt der Asta-Vorsitzende Govinda Sicheneder (wir haben berichtet).

Die SZ-Hochschulredaktion hat am Campus nachgefragt, wie die Studenten zum Thema Verwaltungsabgabe stehen. Einige sehen die kontinuierliche Preissteigerung zwar kritisch, würden dadurch aber auf nichts verzichten müssen. So wie Muniba Bhatti, 20, Studentin der Chemie. Sie wird finanziell von ihren Eltern unterstützt und macht sich deshalb keine großen Gedanken. "Gut finde ich es natürlich trotzdem nicht, dass meine Eltern dann mehr bezahlen müssen", so Bhatti.

Für Jura-Student Atilla Cankal, 25, wäre der Mehrbetrag für die Verwaltung hingegen eine enorme finanzielle Belastung: "Das würde meine Lebensqualität ordentlich einschränken. Man merkt jeden Euro, der da mehr abgezogen wird. In Relation zum Angebot der Uni ist der Beitrag ja jetzt schon ganz schön hoch!" Auch Felix Schäfer (22), der an der Saar-Uni ebenfalls Jura studiert, sieht die Erhöhung des Beitrages kritisch. "Wir müssten 50 Euro mehr für die gleiche Leistung bezahlen. Das sind fast 25 Prozent Aufschlag - ich empfinde das als eine Unverschämtheit!"

Dorina Stribli (25, BWL-Studentin im Master) wird zwar von ihren Eltern unterstützt, bei Einführung der Verwaltungsabgabe müsste sie aber auf Einiges verzichten. "Ich muss sowieso schon sparen, trotz der finanziellen Unterstützung. Für 50 Euro kann ich fast einen ganzen Monat lang in der Mensa essen." Ihre Kommilitonin, BWL-Studentin Willa Encarnacion, 24, würde der Mehrbetrag zwar nicht belasten. Sie sagt aber: "Ich würde es eher verstehen, wenn das Geld für einen guten Zweck wäre. Der Ausbau von Weiterbildungsangeboten fände ich zum Beispiel gut."

Den Zweck des Mehrbetrags kritisieren viele Studenten. Celine Koch (20, Studentin der Historisch orientierten Kulturwissenschaften) findet die Verwaltung an der Saar-Uni alles andere als gut: "Mir konnte da bisher noch nie jemand wirklich weiterhelfen. Und das soll ich dann noch mit 100 Euro pro Jahr finanzieren?" Auch Lehramtsstudent Sascha Schäfer, 24, findet 50 Euro für die Verwaltung zu viel. "Es wird nur noch gespart. Die Zustände in manchen Gebäuden hier sind wirklich fragwürdig." Ihn würden die 50 Euro mehr pro Semester zwar nicht belasten, genauso wenig wie Laura Müller (22, BWL-Studentin). Trotzdem sind beide mit der stetigen Erhöhung des Semesterbeitrags nicht einverstanden. "50 Euro sind echt viel Geld", so Müller.

Auch auf den Facebook-Seiten des Asta und der SZ machen viele Studenten ihrem Ärger über die drohende Mehrbelastung Luft. Auf die Frage, wo diese 50 Euro eingespart werden müssten, schreibt Nutzer Ost Eiko: "Ich kenne Studenten, die für eine Woche noch 30 Euro zum Leben haben. Wo sollen sie sparen? Der Staat spart an der Zukunft, denn ohne Studenten gibt es keine Zukunft!" Alexandra Becker ist selbst betroffen. Sie schreibt: "Ich spare es an meiner Lernzeit ein, weil ich dann mehr arbeiten muss. Regelstudienzeit ade. In Sachen Bildungspolitik läuft so einiges schief."

Laura Lupin findet es traurig, dass die Landesregierung eine so bildungsfeindliche Politik macht. Auch Dennis Hero ist bestürzt und kommentiert: "Warum wird bei uns Studenten genommen, die wir abhängig sind von Eltern oder Bafög?" Nutzer Pab Lo schreibt: "Und sich dann wundern wieso immer mehr Studenten die Uni wechseln." Jul Gomez findet eine finanzielle Mehrbelastung trotz der vielen Sparmaßnahmen untragbar: "Die Uni wird kaputtgespart und man soll noch 50 Euro extra zahlen? Das kann nicht euer Ernst sein!"

Saskia Leidinger bezieht auf die Frage, wo man das fehlende Geld einsparen müsse, ganz klar Position. Ihr Kommentar lautet: "Nirgends. Das ist zu viel!" Und Heike Pese reagiert mit Galgenhumor: "Einfach eine Woche nichts essen, dann passt das schon."

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