Tanz auf dem Gummiband

Saarbrücken. Das Sportgerät von Immanuel Bumb mag einen etwas laschen Eindruck machen. Es ist eine "Slackline", was übersetzt "Schlaffseil" oder "schlaffe Leine" bedeutet. Doch davon darf man sich nicht täuschen lassen

Saarbrücken. Das Sportgerät von Immanuel Bumb mag einen etwas laschen Eindruck machen. Es ist eine "Slackline", was übersetzt "Schlaffseil" oder "schlaffe Leine" bedeutet. Doch davon darf man sich nicht täuschen lassen. Was der BWL-Student aus Saarbrücken so alles anstellt, wenn er über das elastische Band, das in 1,10 bis 1,30 Meter Höhe zwischen zwei Bäumen gespannt wird, balanciert, hat viel mit Körperbeherrschung zu tun und ist fast schon artistisch. Bumb schlägt sogar Salti auf der Slackline - wahlweise vorwärts oder rückwärts.

Immanuel Bumb begann im Wintersemester 2010 ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität des Saarlandes. Der gebürtige Saarbrücker ist daneben bereits seit vielen Jahren Leistungsturner (er war sogar mal Saarlandmeister) und aktuell Mitglied der zweiten Mannschaft der TG Saar, die in der 3. Bundesliga antritt. Für Sport hat Bumb also viel übrig - und wohl auch für neue Herausforderungen. Im Sommer 2009 sah er im Stadtpark von Freiburg erstmals zwei Slackliner und versuchte prompt, es den beiden nachzumachen. "Ich konnte nicht mal zwei Schritte gehen", sagt Bumb heute zu seinen damaligen Bemühungen, nicht von der "Line" zu fallen. Doch sein Ehrgeiz war geweckt: "Es hat mich gepackt. Ich musste es schaffen."

Die ersten Schritte

Im Sommer 2010 lernte Bumb bei einem Aufenthalt in Barcelona den Argentinier Ezeqiel Troncoso kennen und begann, mit ihm gezielt Slacklining zu üben. Bei einem Extremsport-Festival sah er kurze Zeit später, was andere an Tricks drauf hatten. Bumb wollte das auch können und trainierte gemeinsam mit Könnern der Sportart. Und das nicht ohne Folgen: "Irgendwann wurde ich süchtig." Inzwischen ist der jetzt 23-Jährige so gut geworden, dass er an der Weltmeisterschaft im November in Boston teilnehmen könnte ("das ist mein Ziel"). Er hat sich als Freestyler auf die Disziplin "Tricklining" spezialisiert. Allerdings kuriert Bumb gerade einen Bänderriss aus, den er sich im Training zuzog. Er weiß daher nicht, ob er rechtzeitig fit wird.

Einen Namen in der Szene hat sich Immanuel Bumb jedenfalls längst gemacht. Zwei schwierige Tricks erfand er schon. Beim "Buttflip" springt er vom Band nach oben, landet auf dem Gesäß, hebt ab zu einem Salto vorwärts und landet wieder auf dem Gesäß, um dann in den Stand zu kommen. Beim "Frontflip 360" macht Bumb einen Salto vorwärts mit kompletter Längsachsendrehung auf dem Band.

Diese Übung, die ihm Ende 2011 erstmals gelang, beherrscht der Saarbrücker Student nach seinem Wissen bislang weltweit als Einziger. Der spektakuläre Trick verhalf ihm auch dazu, dass sich ein Sponsor für ihn interessierte und er inzwischen von der Firma Gibbon Slacklines finanziell unterstützt wird. Daneben vertreibt Bumb als kreativer Förderer und Vermarkter seines Sports im Internet selbst Slackline-Material.

Im Saarland einzigartig

Derzeit ist der 23-Jährige noch der einzige Saarländer, der das Slack- oder Tricklining wettkampfmäßig betreibt. Doch das dürfte nicht mehr lange so bleiben. Denn Bumb hat als lizensierter Trainer in den vergangenen drei Semestern im Rahmen des Hochschulsports schon insgesamt 70 Studenten mit den Grundlagen der Sportart bekannt gemacht. Von diesem Herbst an organisiert er einen solchen Kurs in der Kletter- und Boulder-Arena in Saarbrücken-Herrensohr. Ab November wird Bumb Privatkurse für Einsteiger geben. Derzeit sucht er noch einen Gönner, der ihm sogenannte Weichbodenmatten sponsert, um möglichst gute Bedingungen für Slackline-Anfänger zu bieten - und die Verletzungsgefahr zu verringern.Foto: NP

Hintergrund

Beim Slacklining wird ein unter starker Spannung stehendes Band zwischen zwei Befestigungspunkten angebracht. Geschult werden bei den Übungen auf dem Band die Koordinations-, Balance- und Konzentrationsfähigkeit, so dass sich Slacklining hervorragend als Zusatztraining für alle Sportarten eignet, die ein gutes Gleichgewichtsgefühl voraussetzen. Die Wettkampfsportler haben eine eigene "Slackline-Community" im sozialen Netzwerk Facebook und präsentieren dort auch per Video neue Tricks. in

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