Saar-Universität Mit dem Juniorstudium den Ernstfall proben

Saarbrücken · An der Saar-Universität können schon Oberstufenschüler sich für ein Studienfach einschreiben und so parallel zum Abi studieren.

 Die Oberstufenschülerinnen Kenza Damdoum, Lea Burger und Josephine Ehm studieren als Junioren ganz nebenbei schon an der Saar-Uni .

Die Oberstufenschülerinnen Kenza Damdoum, Lea Burger und Josephine Ehm studieren als Junioren ganz nebenbei schon an der Saar-Uni .

Foto: Oliver Dietze

Die Aula der Saar-Uni ist gut gefüllt. 15 und 16-jährige Jungs und Mädchen sitzen hier mit ihren Eltern; die Mädchen sind dabei leicht in der Überzahl. Sie alle sind gekommen, um sich über das sogenannte Juniorstudium zu informieren. Das ermöglicht Schülern und Schülerinnen der Oberstufe parallel zu ihrem Abitur ein Studium an der Saar-Uni anzufangen und das Fach ihrer Wahl zu testen.

„Wer ein Juniorstudium absolviert, hat mehr Durchblick und mehr Einblicke“, sagt Dagmar Weber auf dem Podium. Sie ist die Koordinatorin dieser Art Studium und erklärt, dass derzeit 110 leistungsstarke Oberstufenschüler an der Saar-Uni eingeschrieben sind. Durch den Besuch regulärer Veranstaltungen können sie sich ausprobieren und herausfinden, was sie nach der Schulzeit studieren möchten. Außerdem haben sie die Möglichkeit die spätere Studienzeit zu verkürzen, erklärt Weber.

Das sei allerdings nicht der Grund für ihre Teilnahme gewesen, sagen Josephine Ehm, 18, Lea Burger, 17, und Kenza Damdoum, 18 Jahre alt, unisono. Die drei Oberstufenschülerinnen sind bereits im vierten Semester an der Saar-Uni eingeschrieben und haben gerade ihre Abiturprüfung abgelegt. „Ich fand es toll, einfach mal in ein Studium reinschnuppern zu können“, sagt Burger. Sie studiert Systems Engineering, was eine Mischung aus modernem Maschinenbau, Elektro- und Informationstechnik ist. Ebendiese breite Fächerung des Studiengangs habe sie besonders gereizt.

Auch Ehm sagt, sie fände es toll, dass sie im Juniorstudium einfach mal ausprobieren könne, wo ihre Interessen liegen. Sie hat sich für den Studiengang Französische Kulturwissenschaft und Interkulturelle Kommunikation entschieden. Da sie in Saarlouis an einem deutsch-französischen Gymnasium ist und der Unterricht dort bilingual stattfindet, konnte sie sich ein Französischstudium besonders gut vorstellen. Seit einiger Zeit belegt sie zudem auch Kurse in der Anglistik. Die beiden Mädchen besuchen dieselbe Schule und haben von Freunden erfahren, dass es das Juniorstudium gibt. Um mitmachen zu können, mussten sie sich zunächst die Unterstützung ihrer Schule sichern. Der Direktor habe ihnen geraten, sich gut zu überlegen, ob sie die zusätzliche Belastung auf sich nehmen wollten. Letztlich habe er aber ihr Vorhaben unterstützt.

Ganz anders war das bei Kenza Damdoum. Die 18-Jährige fand eines Tages einen Zettel mit der Einladung zu einer Infoveranstaltung über das Juniorstudium auf ihrem Pult im Klassenraum. Sie besucht das Deutsch-Französische Gymnasium in Saarbrücken, das wie Dagmar Weber bestätigt, häufig Schüler für ein Juniorstudium vorschlägt. „Ich war zuerst nicht sicher, ob ich das machen möchte. Aber ich fand die Möglichkeit, mir schon vor dem eigentlichen Studium anzusehen, was mich interessieren könnte, toll“, so Damdoum. Sie hat sich für das Studienfach Wirtschaft und Recht entschieden, weil es diese Kombination so nicht überall gebe und sie sich schon lange für Jura interessiert habe.

Die Unterstützung der Schule ist für Juniorstudenten von elementarer Bedeutung, da es durch den Besuch von Vorlesungen immer wieder in der Schule zu Fehlzeiten kommt. Ehm sagt, es habe durchaus auch vereinzelt Widerstände bei Lehrern gegeben, wenn sie zur Uni gefahren sei, statt deren Unterricht zu besuchen. Das sei aber kein generelles Problem. „Ich hab meist versucht die Kurse auf einen Tag in der Woche zu legen und so nicht zu oft zu fehlen“, erklärt sie. Burger und Damdoum konnten sich vielfach Vorlesungen am Nachmittag auswählen, sodass auch sie die Fehlzeiten gering halten konnten.

Burger sagt, ihre Eltern seien zunächst kritisch gewesen, weil sie sich sorgten, dass ihre Tochter sich übernehmen könnte. „Letztlich haben sie mich aber unterstützt.“ Kenza Damdoum erzählt, ihre Mutter sei vor allem stolz gewesen, dass sie dafür in Frage komme.

Die Vorteile des Juniorstudiums sehen die Drei darin, dass es keinen Leistungsdruck gebe. „Das ist Studieren auf angenehme Art. Ich hatte nie ein Gefühl von Doppelbelastung. Weder musste ich Klausuren mitschreiben, noch bestehen“, erklärt Ehm und die anderen stimmen ihr zu. Juniorstudenten dürfen zwar alle Prüfungen mitschreiben und können sich diese auch anrechnen lassen, falls sie später an der Saar-Uni bleiben, sie müssen aber nicht. Bestehen sie eine Klausur nicht, zählt das nicht als Fehlversuch, wie es bei regulären Studenten der Fall wäre.

Bei der Organisation ihres Studiums steht den Junioren ein Betreuer an der Uni zur Seite, der ihnen hilft, Kurse zu planen. Auch in den Schulen gibt es sogenannte Patenlehrer, die als Ansprechpartner für die Schüler da sind. Wählbar sind einige Fächer aus dem sogenannten MINT-Bereich, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik sowie aus den Geistes- und Rechtswissenschaften. Fächer mit Zulassungsbeschränkung können allerdings nicht getestet werden. Das liegt vor allem daran, dass hier die Plätze so rar sind.

Sie alle hatten zunächst Bedenken, dass sie als Juniorstudentinnen unangenehm auffallen und Schwierigkeiten im Kontakt mit anderen Studenten haben könnten. Letztlich haben sich diese aber als unbegündet erwiesen: „Ich hab viele Kontakte geknüpft und sogar Freundschaften geschlossen. Dass ich keine echte Studentin bin, war dabei nie ein Thema. Die Leute sind total offen“, sagt Burger. „Ja, manche waren zwar kurz erstaunt, weil sie nicht wussten, dass das geht, aber ein Problem war das nie“, ergänzt Ehm.

Wissenslücken, die daher rühren, dass so mancher Stoff in der Schule noch nicht behandelt wurde, konnten die drei Schülerinnen im Selbststudium oder mit der Hilfe ihrer Kommilitonen lösen. Auch die Dozenten seien sehr unterstützend, wenn sie merkten, dass da jemand Lust aufs Lernen hat, so Ehm.

Damdoum, Ehm und Burger wollen alle zumindest vorerst an der Saarbrücker Universität bleiben. Burger sagt: „Ich hab die Saar-Uni richtig lieb gewonnen“. Ehm fühlt sich mit ihrem gewählten Studiengang wohl. „Ich werde auf jeden Fall bei Französisch bleiben und auch die Anglistik gefällt mir“, so die 18-Jährige. Damdoum hat im Laufe der Zeit gemerkt, dass ihr der betriebswirtschaftliche Teil ihres Studiums weniger gefällt, Jura aber genau ihr Ding ist. Und Burger will die Ingenieurwissenschaften aufgeben, um Medizin zu studieren. „Nicht weil es mir nicht gefallen hat, im Gegenteil. Aber Medizin wollte ich schon immer gerne studieren.“

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