Studierende der Saar-Uni bemängeln Raumsituation Schlechte Noten für die Altbauten

Saarbrücken · Studierende der Philosophischen Fakultät üben Kritik an den maroden Gebäuden auf dem Saarbrücker Campus.

 Der marode Altbau C 5.3 auf dem Saarbrücker Campus der Saar-Universität soll abgerissen werden. Das angrenzende Gebäude C 5.2 wurde nach einem Schwelbrand, ausgelöst durch veraltete Elektrik, geschlossen.

Der marode Altbau C 5.3 auf dem Saarbrücker Campus der Saar-Universität soll abgerissen werden. Das angrenzende Gebäude C 5.2 wurde nach einem Schwelbrand, ausgelöst durch veraltete Elektrik, geschlossen.

Foto: Iris Maria Maurer

Die Nummerierung der Gebäude auf dem Saarbrücker Campus der Saar-Uni ist eine Wissenschaft für sich. Wenn von C 5.2 und C 5.3 die Rede ist, wissen die meisten allerdings sofort Bescheid. Die Gebäude der Geisteswissenschaften stehen am Rande des Saarbrücker Stadtwaldes und genießen nicht den besten Ruf. Der Altbau C 5.2, mit 6100 Quadratmetern das drittgrößte Gebäude auf dem Campus, ist wegen Brandschutzmängeln geschlossen und soll abgerissen werden. Hier hatten veraltete elektrische Installationen schon einmal einen Schwelbrand ausgelöst. Die Stimmung ist folglich nicht die beste und das spiegelt sich auch in einer Umfrage des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) wider.

Das CHE veröffentlicht jährlich ein Hochschul-Ranking zu unterschiedlichen Studienfächern. In diesem Jahr wurden dazu unter anderem die Studenten der geisteswissenschaftlichen Fächer Anglistik, Germanistik und Romanistik befragt. Neben Informationen zu Studium, Lehre und Forschung enthält das Ranking auch Urteile der Studenten zu den Studienbedingungen. Besonders die Bewertungen der Hörsäle und Seminarräume der Geisteswissenschaftler fallen dabei auf. Die SZ-Hochschulredaktion hat mit einer Umfrage bei den Studenten genauer nachgehört.

Lukas Redemann ist einer der beiden Vorsitzenden des Allgemeinen Studentenausschusses (Asta). Er hat Interkulturelle Kommunikation studiert. Für ihn ist die schlechte Bewertung „kein Wunder“, die Räume des Baus C 5.2 seien eine „mittelschwere Katastrophe“. Er habe in dem Gebäude als wissenschaftliche Hilfskraft gearbeitet und berichtet von „prekären Zuständen“ dort. „Die Fenster waren undicht. Die technische Ausstattung war mangelhaft. Die Hitze im Sommer in diesen Räumen war kaum auszuhalten, da sich die meisten Fenster entweder gar nicht oder nur zum Teil öffnen ließen.“ Lampen seien von der Decke gefallen oder komplett ausgefallen, kritisiert Redemann.

Mira Kammer will Lehrerin werden. Sie ist 19 Jahre alt und studiert Germanistik und Religion. Auch sie kann die schlechte Bewertung nachvollziehen. Das Bauwerk wirkt auf sie alt und marode. „Balkone mussten abmontiert werden, da Einsturzgefahr drohte. Außerdem steht der Bau hinter den schönen Gebäuden am Waldrand. Deswegen steht der Bau für die Uni-Verwaltung wohl an zweiter Stelle. Sie lassen die Gebäude einfach verwahrlosen.“ Das Physik-Gebäude sei dagegen zum Beispiel „voll mit neuer Ausstattung“.

Ein 23-jähriger Sportstudent weiß von den Problemen, ist aber anderer Meinung „In C 5.3 befinden sich mittlerweile überall Löcher in den Decken. Für mich ist das aber ein rein optisches Problem, das mich nicht weiter stört. Es hat keinerlei Auswirkungen auf meine Stimmung oder den Unterricht.“

Die angehende 19-Jährige Lehrerin für Germanistik und Französisch, Rebecca Heidt, kritisiert die Toilettenanlagen und wünscht sich künftig in modernen Räumen unterrichtet zu werden. „Es wirkt sich einfach positiv auf die Stimmung aus, in einem schönen Raum zu sitzen“, erklärt sie. Eine weitere 26-Jährige Studentin, der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaften findet den Altbau einfach unattraktiv. „In den Räumen, in denen ich gesessen habe, hat es herein geregnet. Deswegen wurde Silikon in die Fensterrahmen gespritzt, um die Fenster wieder abzudichten. Mit dem Umkehrschluss, dass danach keines dieser Fenster mehr geöffnet werden konnte. Besonders in den Sommermonaten war es in den Räumen kaum erträglich.“

Vladimir Shadrin, 22-jähriger Komparatistik-Student, weiß nicht, wo er mit seiner Kritik beginnen soll. Er kritisiert die Optik des „heruntergekommenen Gebäudes“ und die „Technik, die so gut wie nie funktioniert“. Zudem sei die Zahl an Steckdosen in den Zimmern zu gering. „Das einzig Positive an diesem Gebäude ist, dass es keinen Schimmelbefall gibt – oder zumindest habe ich noch keinen entdeckt“, so Shadrin. Finanziell fördere die Saar-Uni seiner Meinung nach nur die sogenannten MINT-Gebäude (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik). Eine 24-Jährige Romanistik-Studentin argumentiert: „Solange das Land das Geld an der falschen Stelle verpulvert, wird sich daran auch nichts ändern.“ Auch sie habe Verständnis für die schlechte Bewertung des „baufälligen Gebäudes“.

Die Philosophie- und Germanistik-Studentinnen Michelle Leidig, 22, und Deborah Nickeleit, 26, sind anderer Meinung. Ihnen bedeutet die Optik der Bauten nichts. Für sie zählen die Räume der Geisteswissenschaften zu den angenehmsten. „Die Räume sind vielleicht älter, aber viel größer als die des Verwaltungsgebäudes, in das wir zuletzt wegen der Schließung der oberen Stockwerke in Gebäude C 5.2, ausweichen mussten“, erklärt Nickeleit.

Die Studenten werden sich noch eine ganze Weile mit den Gegebenheiten arrangieren müssen. Gebäude C 5.2 soll umgebaut und saniert, C 5.3 abgerissen und neu gebaut werden.

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