Gebühren-Ärger Sparen Studenten an der Solidarität?

Saarbrücken · Alle zahlen dafür, nur ein Teil nutzt es: das Semesterticket. Eine erneute Gebühren-Anhebung lässt Zweifel an der Zukunft des Systems aufkommen. Bei einer Urabstimmung könnten die Betroffenen selbst entscheiden.

 Durch ein Solidarsystem müssen Studenten für die Nutzung von Bus und Bahn deutlich weniger zahlen als andere.  Foto: Iris Maurer

Durch ein Solidarsystem müssen Studenten für die Nutzung von Bus und Bahn deutlich weniger zahlen als andere. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maria Maurer

Es ist inzwischen schon zur Gewohnheit geworden: Mit jedem neuen Studienjahr steigt auch der Semesterbeitrag. Im kommenden Herbst werden es 15 Euro mehr sein, die jeder Student zahlen muss. Hauptgrund ist das Semesterticket, der studentische Fahrschein für Bus und Bahn, das mit zwölf Euro zu Buche schlägt. Insgesamt hat sich der Preis für das Semesterticket in den vergangene vier Jahren laut Allgemeinem Studierendenausschuss (Asta) um 25 Prozent erhöht (wir haben berichtet).

Der Asta, der bei den Verhandlungen mit dem Saarländischen Verkehrsbund Saar (SaarVV) mit am Tisch sitzt und den Vertrag mitunterzeichnen muss, sieht die Entwicklung mit Sorge und befürchtet, dass „das Semesterticket als Solidarmodell nicht mehr länger praktikabel“ sein wird, so der Asta-Vorsitzende Torsten Wenk. Das Semesterticket beruht auf einem Solidarsystem: Alle zahlen einen Betrag, unabhängig von der Nutzung. Das ermöglicht es, die Kosten gering zu halten.

Doch aufgrund der steigenden Kosten gerät dieses System ins Wanken. Von Seiten der Liberalen Hochschulgruppe Saar (LHG Saar) kamen bereits Forderungen über eine Urabstimmung der Studenten zum Semesterticket. „Man muss sich die Frage stellen, ob ein solches Solidarsystem noch gerecht ist. Alle bezahlen, aber viele nutzen es nicht,“ so Maria Kinberger, stellvertretende Landesvorsitzende der LHG Saar.

Im Studierendenparlament wurde das Problem bereits debattiert. Die Mehrheit ist für den Erhalt des Semestertickets. „Das Solidarsystem ist uns wichtig. Wir wollen daran festhalten“, sagt Katharina Waller,  Vorsitzende des Studierendenparlaments. Angesichts der stetig steigenden Kosten habe man aber auch erkannt, dass es so nicht weitergehen kann. Deshalb habe das Parlament die Einsetzung einer AG beschlossen, die sich mit dem Problem auseinandersetzen und Lösungsvorschläge erarbeiten soll; dazu könnten auch alternative Modelle für das Semesterticket wie ein Sockel-Modell gehören. Dabei könnten Studenten, die das Semesterticket nicht in den Kernzeiten nutzen, einen geringeren Betrag zahlen.

Der Vorsitzende des Asta der Hochschule für Technik und Wirtschaft, Daniel Gauditz, äußert Verständnis dafür, dass einige Studierende das Solidarsystem nicht mehr mittragen wollen. Eine Änderung würde seiner Ansicht nach jedoch zu erheblichen Nachteilen für einkommensschwache Studenten führen. Das könnte auch Studieninteressierte von einem Studium im Saarland abbringen, warnt Gauditz. Eine Urabstimmung sei derzeit bei der HTW nicht geplant. Sollten sich die saarländischen Hochschulen aber zu diesem Schritt entscheiden, werde dieser auch vom HTW-Asta mitgetragen.

Das Stimmungsbild unter den Studenten der Saar-Universität, die das Semesterticket nicht nutzen, zeigt eine Unzufriedenheit mit dem gegenwärtigen System. Bei einer stichprobenartigen Umfrage auf dem Campus beklagten sich viele, die mit dem Auto zur Hochschule kommen, darüber, zu einem Kostenbeitrag gezwungen zu sein, ohne dafür eine Leistung zu erhalten. Das Solidarsystem ist manchen Studenten gar nicht bekannt, im Zweifel würden sie sich aber gerne davon verabschieden.

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