Studenten und Dozenten in der Kritik Schlechte Noten für das Jurastudium in Deutschland

Düsseldorf · (dpa) Studierende aus Nichtakademiker-Familien haben es laut einem aktuellen Gutachten deutlich schwerer, ein Jurastudium zu bewältigen. Nicht einmal jeder dritte Jura-Absolvent kommt aus einem Elternhaus ohne akademische Bildung, wie aus einer Analyse des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) hervorgeht. Außerdem haben der Untersuchung zufolge neun von zehn erfolgreichen Jura-Absolventen ihre Hochschulzugang am Gymnasium und nicht an anderen Schulformen erworben.

 Besonders Jurastudenten aus einem Elternhaus ohne akademischen Hintergrund bekommen im Studium häufig große Probleme. 

Besonders Jurastudenten aus einem Elternhaus ohne akademischen Hintergrund bekommen im Studium häufig große Probleme. 

Foto: dpa-tmn/Jens Kalaene

Das Ergebnis der Studie ist eine umfangreiche Mängelliste zum Jurastudium. Besonders auffällig sind aus Sicht der Forscher fehlende Motivation und Identifikation vieler Jurastudenten mit dem Fach, schwierige Studienbedingungen sowie „eine beträchtliche Distanz“ und „sehr geringe Kommunikation zwischen Lehrenden und Studierenden“. Kontakt zu den Professoren sei die Ausnahme. „Im Jurastudium hat sich bislang keine Tradition eines lebendigen Diskurses zwischen Lehrenden und Studierenden entwickelt“, heißt es in dem Gutachten.

Außerdem wird das Studium in keinem anderen Fach so spät abgebrochen: im Durchschnitt nach etwa fünf Semestern, im Jurastudium dagegen erst nach fast sieben. Mehr als ein Viertel der Jura-Abbrecher zieht die Reißleine sogar erst nach dem zehnten Semester.

Insgesamt liege die Abbrecherquote mit 24 Prozent zwar unter dem Fächer-Durchschnitt (32 Prozent), sei aber weitaus höher als in anderen Studiengängen mit Staatsexamen.

Vielen Studierenden fehle zudem eine echte Motivation, so die Wissenschaftler. „Sie streben nach beruflichem Aufstieg, ohne dass sie über ein tiefer gehendes fachliches Interesse verfügen.“

Allgemein fehlt es laut DZHW an Informationsangeboten für Schüler. Sinnvoll seien außerdem Selbsteinschätzungstests und Motivationsschreiben im Auswahlverfahren. Bei den Professoren sehen die Wissenschaftler ebenfalls Nachholbedarf. Sie sollten sich regelmäßig als Mentoren in Lerngruppen einbringen. Zudem könnten Anreize für eine „stärker studierendenbezogene Lehre“ gesetzt werden.

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