Hackathon der Bundesregierung Studenten der Saar-Uni kämpfen gegen Corona

Saarbrücken · Ein Computerprogramm zur Weitergabe von Infektionszahlen soll helfen, die Behörden in der Coronakrise zu entlasten.

  Dieses Puzzle zeigt einen Teil des zwanzigköpfigen Teams, das an einem einheitlichen Meldesystem für Infektionen arbeitet. Die Mitglieder, darunter die Saarbrücker Studenten Jonas Cirotzki (zweite Reihe ganz rechts) und Andrey Eganov (dritte Reihe ganz rechts), haben sich beim Hackathon der Bundesregierung zusammengeschlossen. Er soll Ideen der IT-Spezialisten im Kampf gegen Corona sammeln. 

Dieses Puzzle zeigt einen Teil des zwanzigköpfigen Teams, das an einem einheitlichen Meldesystem für Infektionen arbeitet. Die Mitglieder, darunter die Saarbrücker Studenten Jonas Cirotzki (zweite Reihe ganz rechts) und Andrey Eganov (dritte Reihe ganz rechts), haben sich beim Hackathon der Bundesregierung zusammengeschlossen. Er soll Ideen der IT-Spezialisten im Kampf gegen Corona sammeln. 

Foto: Andrey Eganov

Täglich gibt das Robert-Koch-Institut neue Zahlen zu den Corona-Infektionen in Deutschland heraus. Die zu kennen ist wichtig, um das Virus effektiv bekämpfen zu können und Infektionsketten schnellstmöglich zu unterbrechen. Die Daten stammen von Gesundheitsämtern im ganzen Land. Ein einheitliches System bei ihrer Weitergabe gibt es dabei nicht. Andrey Eganov und Jonas Cirotzki, beide Informatik-Studenten an der Saar-Uni, arbeiten derzeit in einem zwanzigköpfigen Team an einem Meldesystem, das die Erfassung von Infektionsfällen beschleunigen und bündeln soll. „Die enorme Zeitersparnis während des Meldeprozesses würde dafür sorgen, dass vor allem bei Gesundheitsämtern wichtige Ressourcen frei werden, die dann an anderer Stelle besser eingesetzt werden können“, sagt Jonas Cirotzki. Das sogenannte Infektionsmelde- und -informationssystem (IMIS) ist eines von rund 1500 Informatik-Projekten des Corona-Hackathons der Bunderegierung. Das im im März gestartete Programm soll Ideen für den Kampf gegen das Virus sammeln.

Bislang kommen auf dem Meldeweg zu Infektionen zwischen den Ärzten, Laboren, regionalen Gesundheitsämtern, zuständigen Landesbehörden bis hin zum RKI Faxe, E-Mails sowie verschiedene digitale Systeme zum Einsatz. Dieser uneinheitliche Mix führe zu verspäteten Meldungen an das RKI und zu einem hohen Arbeitsaufkommen in den Gesundheitsämtern, erklärt Masterstudent Andrey Eganov, der nicht nur an der Programmentwicklung mitwirkt, sondern auch die Öffentlichkeitsarbeit für IMIS übernommen hat. Das Meldesystem soll diesen Prozess vereinheitlichen.

Jochen Schönenberg, der als Prozess-Analyst an IMIS mitarbeitet, erklärt, wie das System funktioniert: Hat ein Patient den Verdacht, er könnte sich mit Corona infiziert haben, meldet er sich entweder bei seinem Hausarzt oder ruft die Hotline des örtlichen Gesundheitsamtes an. Ärzte, Gesundheitsämter oder die betroffene Person selbst können dann die persönlichen Daten sowie Symptome, mögliche Vorerkrankungen und Informationen dazu, mit wem der potentielle Erkrankte in Kontakt war, in IMIS erfassen. Über das System könne dann von den Ärzten und Gesundheitsämtern direkt ein Corona-Test angeordnet werden. Solche Verdachtsfälle erhalten eine Identifikationsnummer und einen QR-Code. Damit könnten sich Patienten an der Teststelle schnell registrieren, weil alle wichtigen Informationen bereits hinterlegt wurden. Die an der Teststelle entnommene Probe werde dann mit der ID verknüpft und ans Labor geschickt. Dort wird das Ergebnis der Probe in IMIS erfasst. Das System informiere dann automatisch Gesundheitsamt, Arzt und Patienten, sagt Schönenberg.

Das RKI und die Gesundheitsämter könnten über einen sicheren Zugang die aktuellen Fallzahlen einsehen und auswerten, sagt Eganov. Das Programm könne einfach über den Browser genutzt werden und erfordere somit keine große Umstrukturierung in den Praxen, Laboren und Behörden. Damit sei es schnell einsetzbar.

Ob und wann IMIS zum Einsatz kommen wird, ist derzeit noch nicht klar. Das Team ist im Gespräch mit Ärzten und Gesundheitsämtern, um herauszufinden, welche Bedürfnisse die Stellen haben und das Programm entsprechend anzupassen. Sie erhielten viele positive Rückmeldungen zu ihrer Idee, erklärt Eganov. Auch im Ausland interessiere man sich bereits für das Projekt. Zuerst müssten aber die deutschen Behörden und die anderen beteiligten Akteure von IMIS überzeugt werden.

Den Bedarf, das Meldesystem für Infektionen zu vereinheitlichen, hat das RKI dabei schon vor einigen Jahren erkannt und das Deutsche Elektronische Melde- und Informationssystem für den Infektionsschutz (DEMIS) entwickelt. Allerdings könne das bislang noch nicht flächendeckend eingesetzt werden, so Eganov. IMIS könnte dort, wo das Programm des RKI schon läuft, ergänzend genutzt werden und wichtige Vorarbeit bei der Datenerhebung leisten, sagt der 24-Jährige. Später könnten die gesammelten Daten von IMIS dann in DEMIS überführt werden.

Die Bundesregierung und die sieben sozialen Initiativen, die den Hackathon ins Leben gerufen haben, haben vergangene Woche die 130 vielversprechendsten Projekte ausgewählt. IMIS gehört dazu und wurde somit ins sogenannte „Solution-Enabler“-Programm (Problemlöser-Programm) aufgenommen. Das sichert dem Team Unterstützung bei der Weiterentwicklung des Systems, etwa durch die Vernetzung mit Experten sowie mit privaten und öffentlichen Institutionen.

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