Rechtsstreit gefährdet HTW-Hochschulbetrieb

Saarbrücken · Im Streit um das neue Hochhaus der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Saarbrücken wird die Zeit knapp. HTW-Rektor Rommel geht jetzt in die Offensive: Wenn es keine Ersatzquartiere gibt, müsse das Hochhaus in Teilen vor der Fertigstellung bezogen werden. Der Lehrbetrieb sei sonst gefährdet.

Der Rechtsstreit zwischen Land und Privatinvestor um das Hochhaus der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Alt-Saarbrücken gefährdet nun auch den Hochschulbetrieb. Denn sollte es der HTW nicht gelingen, für die Dauer der Umbauarbeiten an dem Hochhaus den Mietvertrag mit der Caritas für die Ersatz-Räumlichkeiten am Rastpfuhl zu verlängern, "wäre eine vorgezogene Teilnutzung des Hochhauses die einzige Option", erklärt HTW-Rektor Wolrad Rommel. "Andernfalls ist der Lehrbetrieb in Gefahr."

Eine Teilnutzung des noch im Bau befindlichen Hochhauses wäre allerdings heikel: Aus juristischer Sicht könnte dies als Bauabnahme interpretiert werden. Das Land und der Privatinvestor befinden sich in einem Rechtstreit über die Frage, wer für die Zusatzkosten in Höhe von 4,4 Millionen Euro für die vermutlich insgesamt zweijährige Verzögerung verantwortlich ist. Eine vorzeitige offizielle Bauabnahme könnte den Interessen des Landes im Rechtsstreit aber zuwiderlaufen. "Das Land hat eine Teilnutzung daher bisher kategorisch abgelehnt", erklärt Rommel.

Der Mietvertrag für den Campus Rastpfuhl, in dem die Sozialwissenschaftler untergebracht sind, läuft Ende März 2015 aus; das HTW-Hochhaus soll allerdings erst zum Wintersemester 2015 bezugsfertig sein. Die Caritas hatte bereits im vorigen Jahr eine Eigennutzung für das Gebäude ab April 2015 angemeldet. Ungewiss ist daher, ob der Mietvertrag dort erneut verlängert werden kann.

Die Mietkosten für die Räumlichkeiten am Rastpfuhl zahlt die HTW bislang aus dem Hochschuletat. Sollte es nun bis zum Bezugstermin des Hochhauses zu Mietkostensteigerungen bei den Ersatzquartieren kommen, behält sich Rommel vor, diese zusätzlichen Ausgaben vom Land zurückzufordern. Sollte das Land außerdem in dem Rechtsstreit mit dem Privatinvestor Schadenersatz erhalten, "hätten wir gerne unseren Anteil", so der Rektor.

Laut Rommel gibt es keine Alternative zum HTW-Hochhaus in Alt-Saarbrücken. "Wir haben alles abgeklappert und geprüft", so der HTW-Rektor. "Weder das Land noch der Regionalverband haben Räumlichkeiten, die für eine vorübergehende Nutzung in Frage kommen." Allerdings meldet Rommel hochgradiges Interesse an der Nutzung des ehemaligen Kultusministeriums an. "Unabhängig vom Hochhaus haben wir auch Interesse am ehemaligen Kultusministerium, da wir aus allen Nähten platzen." Dieses ließe sich zwar nicht für den Lehrbetrieb, jedoch für Verwaltung und Forschung nutzen, sagt er.

Derzeit hat die HTW rund 5700 Studenten. Ihnen und der Verwaltung sollen nach HTW-Planungen einmal insgesamt 62 000 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Derzeit sind es nur 47 000. "Selbst wenn das Hochhaus realisiert wird, ist der Platz sehr knapp bemessen", erklärt der HTW-Rektor.

Zur weiteren Entlastung ist ein sogenanntes Zentralgebäude für die HTW geplant, das gegenüber dem Hochhaus gebaut werden soll. Das Zentralgebäude sollte ursprünglich bis Ende 2013 fertiggestellt werden. Dazu muss aber erst das Hochhaus fertig werden. Die Ottweiler Baugesellschaft, die im Auftrag des Privatinvestors das ehemalige Saarbrücker Gesundheitsamt für den Lehrbetrieb umbaut, rechnet "noch im August" mit der ausstehenden Baugenehmigung. Diese muss von der bei der Landeshauptstadt angesiedelten Unteren Bauaufsicht erteilt werden. "Ich hoffe, dass die Stadt nun endlich in Bewegung kommt", so Rommel.

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