Millionen für Mediziner

Die Medizinische Fakultät der Saar-Universität soll ein neues, gut 43 Millionen Euro teures Forschungsgebäude in Homburg erhalten. Das empfiehlt der Wissenschaftsrat. Im Neubau sollen Forscher hormonelle Veränderungen untersuchen, die zu Herzleiden führen, Probleme beim Knochenaufbau auslösen und den Beginn der Pubertät beeinflussen.

 Das Grundstück auf dem Homburger Uni-Campus ist schon vorbereitet: Auf der Fläche neben dem Centrum für Integrative Physiologie und Molekulare Medizin (links) soll ab 2017 das neue Forschungszentrum der Saar-Uni entstehen.

Das Grundstück auf dem Homburger Uni-Campus ist schon vorbereitet: Auf der Fläche neben dem Centrum für Integrative Physiologie und Molekulare Medizin (links) soll ab 2017 das neue Forschungszentrum der Saar-Uni entstehen.

Foto: Becker&Bredel

Homburg. Unser Stoffwechsel funktioniert nur dann reibungslos, wenn Billionen von Zellen aller Organe problemlos kommunizieren können. Dieses biochemische Netzwerk der Zellen nutzt winzige, nur wenige Nanometer große Poren der Zellmembranen, die jeweils auf spezielle Signalstoffe reagieren. Läuft hier etwas schief, dann wird der Nachrichtenaustausch gestört. Der Mensch wird krank. Dieses "Molekulare Signaling" untersuchen Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Saar-Uni in Homburg. Sie sind dabei ungemein erfolgreich und spielen auch im internationalen Vergleich in der ersten Liga. So hat's der Wissenschaftsrat im Januar 2014 in seinem viel beachteten, aber nur teilweise umgesetzten Gutachten zur saarländischen Hochschullandschaft festgehalten. Die jüngste Empfehlung des wichtigsten Beratungsgremiums von Bund und Ländern in der Forschungspolitik ruft dieses Papier nun wieder in Erinnerung. Der Wissenschaftsrat empfiehlt einen 43,6 Millionen Euro teuren Forschungsneubau auf dem Homburger Campus, inklusive 50 Prozent Bundeszuschuss zu den Baukosten. Die zweite Hälfte finanziert das Land. Der Neubau soll Domizil des neuen "Zentrums für Molekulare Signalverarbeitung" werden (wir haben berichtet). Es untersucht Krankheiten, die den Beginn der Pubertät verändern, die Herzfunktion und den Knochenaufbau stören.

Auch wenn die letzte Entscheidung über das 4300 Quadratmeter große Labor- und Forschungsgebäude erst im Juni bei der gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern fallen wird, sind die Vertreter von Landesregierung und Saar-Uni schon jetzt hochzufrieden. Ministerpräsidentin und Wissenschaftsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ): "Ich freue mich sehr, dass unser Konzept für mehr Konzentration, Profilbildung und Kooperation jetzt die ersten substanziellen Früchte trägt."

Und Uni-Präsident Volker Linneweber streicht heraus, dass dem Medizin-Standort Homburg, der im Deutschlandvergleich nur eine kleine Mannschaft aufbieten kann, trotz starker Konkurrenz solch ein Erfolg gelungen sei. "Da soll man mir erst einmal einen anderen Standort zeigen, wo so etwas möglich ist." Diese Empfehlung des Wissenschaftsrats sei für die Saar-Uni, die sich gerade für die nächste Runde der Exzellenzinitiative - den Forschungswettbewerb der deutschen Hochschulen - vorbereitet, ein wichtiger Hinweis für ein neues, aussichtsreiches Thema.

"Ein Riesenerfolg", freute sich gestern auch Professor Ulrich Boehm. Ohne die "herausragende Unterstützung der Staatskanzlei" wäre das nicht möglich gewesen, so der Pharmakologe der Saar-Uni. Er sieht das neue Homburger Zentrum als einen Schwerpunkt, der die vorklinische Forschung für zwei Jahrzehnte prägen könnte. So gesehen sei die positive Bewertung des Projekts durch den Wissenschaftsrat nur der erste Schritt auf einem sehr langen Weg.

Die Wissenschaftler der Saar-Uni wollen in ihrem molekularbiologischen Zentrum, in dem 174 Mitarbeiter zusammengefasst werden sollen, nach Membran-Proteinen der Körperzellen suchen, die bei genetischen Erkrankungen verändert sind. Wenn es gelinge, herauszufinden, was in der Zellkommunikation schiefläuft, ließen sich mit diesem Wissen in fernerer Zukunft auch Wirkstoffe für die Therapie dieser Leiden entwickeln.

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