Mehr Macht für den Uni-Senat

Saarbrücken · Mitten im Haushaltsstreit mit dem Land über die Hochschulfinanzen wechselt der Asta der Saar-Uni seinen Vorstand. Die neuen Vorsitzenden fordern, dass die Macht auf dem Campus künftig neu verteilt wird.

 Der Jura-Student Benjamin Degen (links) und der Informatik-Student Govinda Sicheneder bilden die neue Doppelspitze des Asta der Saar-Universität. Foto: Schlichter

Der Jura-Student Benjamin Degen (links) und der Informatik-Student Govinda Sicheneder bilden die neue Doppelspitze des Asta der Saar-Universität. Foto: Schlichter

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Der Asta der Saar-Universität wünscht sich mehr Einfluss für die Gremien auf dem Campus. Das gilt vor allem für den Senat , ein mit Vertretern der Professoren, Mitarbeiter und Studenten besetztes Aufsichtsgremium. "Bisher hat der Senat im Prinzip nichts zu sagen. Wir können Stellung nehmen, haben aber kaum Entscheidungsgewalt oder Vetorecht", sagt Govinda Sicheneder, der ab sofort gemeinsam mit dem Jura-Studenten Benjamin Degen den Asta leitet.

Sicheneder hat zudem das Gefühl, "dass die Landesregierung dem Unipräsidium nicht genügend vertraut". Kernpunkt dieses Misstrauens sei die Diskussion um die Sparbeiträge, die die Saar-Universität angesichts ihres bis 2020 eingefrorenen Etats in den nächsten Jahren leisten muss. Während das Land von einer Sparquote von zwölf Prozent ausgeht, rechnet das Unipräsidium mit Sparbeiträgen von mindestens 15 Prozent. "Mehr Vertrauen in das Präsidium wäre durchaus angebracht", sagt Sicheneder. Er ist überzeugt, dass durch eine Stärkung des Senats auch das Vertrauen der Landesregierung in die Hochschule wachsen könnte. "Das Vertrauen in ein Gremium ist einfach größer", sagt Sicheneder. Auch ihm sei "die Machtkonzentration auf wenige Ämter zuviel."

Das in den vergangenen Jahren vieldiskutierte Konzept, das Amt eines studentischen Vize-Präsidenten einzurichten, verfolgt der Asta derzeit nicht mehr. "Zwar ist dafür eine Vergütung auf Bafög-Niveau vorgesehen, es könnte aber trotzdem schwierig werden, jemanden für dieses Vollzeit-Amt zu finden", meint Sicheneder.

Die ehemalige Asta-Vorsitzende Charlotte Dahlem war vor zwei Wochen aus persönlichen Gründen zurückgetreten, Sicheneder und Degen haben die Doppelspitze des Asta zu einem denkbar schwierigen Zeitpunkt übernommen. Erst vor wenigen Wochen protestierten 6000 Studenten vor der Saarbrücker Staatskanzlei gegen die Sparmaßnahmen an der Saar-Uni. "Auch die größte Demo der letzten 20 Jahre konnte leider nichts ändern", so Sicheneder. "Wir glauben nicht, dass wir durch Proteste zum aktuellen Zeitpunkt noch etwas bewegen können." Von Resignation könne jedoch keine Rede sein, betonen die Asta-Vorsitzenden. Sie wollen auch künftig weiter für den Erhalt der Volluniversität kämpfen. "Angesichts der vielen interdisziplinären Forschungsprojekte werden auch Leuchtturmfächer wie die Informatik extrem darunter leiden, wenn die Fächerbreite an der Uni schrumpft", sagt der Informatikstudent Sicheneder.

Derzeit wollen sich die Asta-Vorsitzenden auf die Verhandlungen zum neuen Universitätsgesetz konzentrieren - und betreiben Lobbyarbeit, wie Sicheneder es nennt: Er führe regelmäßig Gespräche mit Landespolitikern.

Dem Hochschulentwicklungskonzept der Landesregierung steht der Asta äußerst kritisch gegenüber. "Gleichbleibende Studentenzahlen bei schrumpfenden Mitteln können nur zu Lasten der Lehre gehen", meint Benjamin Degen. Bereits jetzt habe die Lehre an der Uni gelitten, durch den Wegfall akademischer Mitarbeiter werde sich dieser Zustand weiter zuspitzen.

Viele der Forderungen des Hochschulkonzepts der Landesregierung seien nicht umsetzbar. "Bereits jetzt sind die existierenden Sonderforschungsbereiche durch die Sparmaßnahmen gefährdet. Daher glauben wir nicht, dass es nebenher noch Ressourcen gibt, um zusätzliche Drittmittel einzuwerben", sagt Sicheneder. Hinsichtlich zusätzlicher Bundesmittel, die die Landesregierung der Uni in Aussicht stellt, fordert die Asta-Spitze, diese nicht "in zusätzliche Prestige-Projekte zu verausgaben, während einzelne Fächer mit dem Rücken zur Wand stehen." Sie warnen vor frühzeitigen Sparentscheidungen, die dann nicht mehr rückgängig gemacht werden könnten.

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