Neuer Uni-Asta Lob fürs Präsidium, Kritik an der Politik

Saarbrücken · Der Allgemeine Studierendenausschuss der Saar-Uni hat eine neue Führungsriege. Die Zusammenarbeit mit dem Uni-Präsidenten funktioniert gut, doch die Finanzprobleme trüben die Aussichten.

 Die neue Asta-Vorsitzende Katharina Waller (25) stammt aus Kiel. Die Jurastudentin ist auch stellvertretende Vorsitzende des Studentenwerks und war im vergangenen Semester Vorsitzende des Studierendenparlaments. Ihr Co-Vorsitzender, der Jurastudent Benedict-Julian Weber (24, rechts) war bis zu seiner Wahl der Rechtsreferent des Asta. Den stellvertretenden Vorsitz des Asta hat der 22-jährige Philosophiestudent Johannes Klein aus Saarbrücken inne.

Die neue Asta-Vorsitzende Katharina Waller (25) stammt aus Kiel. Die Jurastudentin ist auch stellvertretende Vorsitzende des Studentenwerks und war im vergangenen Semester Vorsitzende des Studierendenparlaments. Ihr Co-Vorsitzender, der Jurastudent Benedict-Julian Weber (24, rechts) war bis zu seiner Wahl der Rechtsreferent des Asta. Den stellvertretenden Vorsitz des Asta hat der 22-jährige Philosophiestudent Johannes Klein aus Saarbrücken inne.

Foto: Thomas Reinhardt

Bei seinem Amtsantritt vor einem halben Jahr hatte Universitätspräsident Manfred Schmitt einen Vorsatz und ein Versprechen im Gepäck. Der Vorsatz lautete, für ein neues Wir-Gefühl auf dem Campus zu sorgen, das Versprechen, die interne Kommunikation zu verbessern. Aus Sicht von Katharina Waller, der neugewählten Vorsitzenden des Allgemeinen Studierendenausschusses (Asta) an der Saar-Uni, ist beides bislang gelungen.

Die „Feuertaufe“, die es bei der schrittweisen Evakuierung des mit gravierenden Brandschutzmängeln behafteten Gebäudes C5 2 durchstehen musste, habe das Präsidium gut gemeistert, sagte Waller beim Besuch in der SZ-Redaktion, zu dem sie in Begleitung ihres Co-Vorsitzenden Benedict-Julian Weber und des Stellvertreters Johannes Klein gekommen war. „Alle Betroffenen wurden eingebunden und es wird konstruktiv miteinander umgegangen. Das steht alles auf soliden Füßen.“ Auch sonst gebe es einen regelmäßigen Kontakt zum Präsidenten. „Es ist wichtig, die Interessen der Studierenden da zu haben, wo sie hingehören: auf dem Präsidiumstisch.“ Eine gute Informationspolitik sei entscheidend, um den Belangen der Studenten Gehör zu verschaffen. „Wir können nur intervenieren, wo wir rechtzeitig von einer Veränderung erfahren.“

Wohin ein akutes Kommunikationsdefizit führen kann, hat die Saar-Uni im vergangenen Jahr schmerzhaft erfahren müssen. Die Präsidentschaftswahl wäre um ein Haar an der Sprachlosigkeit der beiden entscheidenden Gremien, dem Universitätsrat und dem Senat, gescheitert, die jeweils einen anderen Kandidaten favorisierten. Erst eine gesetzliche Neuregelung brachte dann Schmitt als Konsenskandidaten ins Amt.

Für Waller war der vermurkste Verlauf der Wahl die logische Folge eines jahrelang schwelenden Konflikts. „Das hat begonnen mit dem Gutachten des Wissenschaftsrates, das viel Unsicherheit und Unmut ausgelöst hat, ging mit der Umstrukturierung der Fakultäten weiter und ist dann in der Präsidentschaftswahl gegipfelt, wo sich ganz klar zwei Lager gebildet haben.“ Inzwischen habe sich eine positivere Stimmung breitgemacht. „Es herrscht ein Gefühl des Aufschwungs: Wir packen das an.“

Mit dem Aufschwung könnte es aber schon bald wieder vorbei sein, wenn die von der Landesregierung auferlegte Sparlast richtig durchschlägt. Momentan könne man das Lehrniveau noch weitestgehend halten, aber es gebe bereits erste Anzeichen einer Verschlechterung, etwa durch den Wegfall von Tutorien, sagt Benedict-Julian Weber. „Meine Prognose ist: In einem Jahr trifft es uns mit voller Härte“, ergänzt Katharina Waller.

Die angespannte finanzielle Situation treibe schon jetzt Blüten, etwa bei der Zweckentfremdung der sogenannten Kompensationsmittel, die als Ausgleich für den Wegfall der Studiengebühren gedacht waren. „Kompensationsmittel sollen eigentlich zur Verbesserung der Lehre eingesetzt werden. Das werden sie schon lange nicht mehr“, so Waller. „Sie finanzieren die Aufgaben der Prüfungsämter – bis hin zu deren Porto. Das ist ein Skandal.“ Auch die für nach 2020 angekündigten zusätzlichen Gelder können die Asta-Vorsitzende nicht überzeugen. „Die im Koalitionsvertrag genannten 15 Millionen Euro für die Hochschulen sind ein Witz. Da kann man sich schon fragen, ob die zuständigen Politiker und Politikerinnen den Globalhaushalt der Universität verstehen wollen. Das von der Politik versprochenen Jahrzehnt der Investitionen ist für uns jedenfalls nicht in Sicht.“

Eine Verwaltungsabgabe als Einnahmequelle der Uni lehnt der Asta-Vorsitz strikt ab. Man sei sich mit dem Präsidenten einig, das nicht zu wollen. Da die Möglichkeit im Koalitionsvertrag steht, fürchtet Katharina Waller jedoch eine Eigendynamik. „Die Landesregierung kann es sich einfach machen. Sie sagt dann: Es gibt keine weiteren Mittel, schöpft doch erst mal die Möglichkeiten aus, die ihr habt. Dann kann es sein, dass das Uni-Präsidium das nicht weiterverfolgen will – aber dazu gezwungen ist.“ Sollte es soweit kommen, werde man sich frontal dagegen stellen. „Unser zentrales Thema ist der Kampf gegen Gebühren. Das gilt auch und insbesondere für Gebühren für Langzeitstudenten. Es gibt kaum etwas Unsozialeres.“ Sie würde meist für Menschen anfallen, die neben dem Studium noch arbeiten müssen und so für noch mehr soziale Ungleichheit sorgen.

Das von der Politik propagierte Ideal eines kurzen, möglichst effizienten Studiums ist den Studentenvertretern ohnehin ein Dorn im Auge. Man sei sich zwar darüber im Klaren, das Bachelor-/Master-System nicht umstürzen zu können, so Waller. „Prinzipiell ist es ja auch ok, gerade weil es die Möglichkeit schaffen soll, leichter zwischen Unis und Ländern zu wechseln. Die Frage ist halt, wie man es macht.“ Damit Studenten die Möglichkeit bekommen, über den Tellerrand zu schauen, müsse etwa bei den Prüfungsordnungen angesetzt werden, beispielsweise indem Schlüsselkompetenzen, fachfremde Leistungen und ehrenamtliches Engagement einbezogen werden.

Der neue Asta will sich für mehr Freiräume beim Studium und einen umfassenderen Bildungsbegriff einsetzen. „Die Uni ist kein Ausbilder für die Wirtschaft, sondern ein Ort zum Studieren, der für die Wissenschaft und zur Persönlichkeitsbildung da ist“, erklärt Katharina Waller. Zudem wolle man die Defizite bei der Barrierefreiheit, also dem Zugang für Menschen etwa mit körperlichen Einschränkungen, an der Hochschule bekämpfen: „Auch das ist eine Folge der Unterfinanzierung. Es ist nicht so, dass die Uni-Verwaltung nicht wollte, sie kann momentan einfach nicht mehr tun.“

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