Lehre ebnet Weg zum Studium

Homburg. Für viele Abiturienten ist es ein Lebenstraum: Medizin studieren, Menschen helfen, Arzt sein. Aber auch Faktoren wie ein sicherer Arbeitsplatz, gute Bezahlung und Abwechslung im Berufsleben machen das Medizinstudium attraktiv. Doch der Traum vom Arztberuf erfüllt sich nur für wenige

 Arzt zu werden, ist für viele junge Menschen ein Traum. Doch der Weg ins Studium ist oft steinig. Foto: benicce/fotolia

Arzt zu werden, ist für viele junge Menschen ein Traum. Doch der Weg ins Studium ist oft steinig. Foto: benicce/fotolia

Homburg. Für viele Abiturienten ist es ein Lebenstraum: Medizin studieren, Menschen helfen, Arzt sein. Aber auch Faktoren wie ein sicherer Arbeitsplatz, gute Bezahlung und Abwechslung im Berufsleben machen das Medizinstudium attraktiv. Doch der Traum vom Arztberuf erfüllt sich nur für wenige. "Wer derzeit einen Studienplatz in Medizin bekommen will, braucht beim Abiturzeugnis eine Eins vorm Komma", sagt Bernhard Scheer von der Stiftung für Hochschulzulassung (ehemals ZVS). Sonst müsse er zurzeit sechs Jahre warten.Derzeit sieht das Vergabesystem so aus: 20 Prozent der Studienplätze werden über die Abiturnote vergeben. Hier lag der Numerus clausus im vergangenen Jahr zwischen 1,0 und 1,1. Weitere 20 Prozent der Studienplätze werden über die Wartezeit vergeben, die im vergangenen Jahr bei zwölf Semestern lag. 60 Prozent der Plätze vergeben die Hochschulen selbst.

Das führt dazu, dass nur noch Bewerber mit Spitzennoten durchkommen. Für alle anderen sieht es schlecht aus: Sie müssen unter Umständen jahrelange Wartezeiten in Kauf nehmen. Doch was tun in dieser Zeit? Viele Abiturienten entscheiden sich für eine Ausbildung in einem klassischen medizinischen Beruf, auch, weil einige Unis hierfür Bonuspunkte auf die ursprüngliche Abiturnote anrechnen.

"An der Universität Saarbrücken stehen jedes Jahr etwa 250 Studienplätze für Medizin zur Verfügung. Davon bleibt kein Platz unbesetzt", berichtet Julia Dausend, Mitarbeiterin der Studienberatung in Saarbrücken. In Saarbrücken werden aber keine Bonuspunkte auf eine abgeschlossene Berufsausbildung vergeben, über die Plätze entscheidet der Abidurchschnitt, der zum vergangenen Wintersemester zumindest 1,5 betragen musste. Auch das ist für viele Studenten nicht zu schaffen. Auf dem Homburger Campus gibt es daher auch viele Studenten, die die Zeit in der Warteschleife mit einer Ausbildung überbrückten.

Eine von ihnen ist die 26-jährige Katrin Schillo, die eine dreijährige Ausbildung zur Krankenschwester absolvierte und noch ein Jahr in diesem Beruf arbeitete. Sie sieht den Umgang mit schwierigen Patienten als den größten Vorteil für ihr späteres Studium. "Aufgrund meines Alters und meiner Erfahrungen fühle ich mich außerdem reifer als diejenigen, die gerade frisch von der Schule kommen." Um sich ihr Studium zu finanzieren, arbeitet sie in ihrem erlernten Beruf weiter. "Als ausgebildete Kraft wird man natürlich immer besser bezahlt als ungelernte Kräfte."

Die 29-jährige Sabrina Bernd aus Baden-Württemberg wollte schon seit der 12. Klasse Medizin studieren. Mit ihrem Zweier-Abi schaffte sie es nur auf die Warteliste. 2003 begann sie eine zweijährige Ausbildung zur Rettungsassistentin. Sie arbeitete, bis 2007 die Zusage aus Homburg kam. "Mein Beruf hat mir sehr viel gebracht. Man lernt viele Menschen kennen und bekommt Einblick in viele unterschiedliche medizinische Gebiete: Ich habe Schwerverletzte gesehen, Tote oder auch psychisch Kranke."

Der Studiendekan der Medizinischen Fakultät in Homburg, Professor Norbert Graf ist von Studenten mit abgeschlossener Ausbildung überzeugt. "Sie haben schon viel Praxis, vor allem im Umgang mit Patienten." Auch das in der Ausbildung erlernte Fachwissen, beispielsweise in Anatomie, sei später als Student in der Vorklinik von Nutzen.

Doch hat man als frischgebackener Medizinstudent mit abgeschlossener Berufsausbildung auch einige Hürden zu nehmen. "Mit dem Studium war ich plötzlich wieder von meinen Eltern abhängig und musste in eine viel kleinere Wohnung ziehen", berichtet der ausgebildete Rettungsassistent Sebastian Frank. Auch das an sich höhere Alter bei Beginn des 13 Semester dauernden Studiums macht vielen, die mit dem Gedanken spielen, Angst. Birthe Lerner hat eine dreijährige Ausbildung zur Physiotherapeutin hinter sich und wird 31 sein, wenn sie ihr Studium beendet hat: "Ich fühle mich jetzt schon uralt."

Julia Dausend von der Studienberatung in Saarbrücken rät allen, die Medizin studieren wollen, sich regelmäßig zu informieren. "Die Kriterien des Auswahlverfahrens können sich von Semester zu Semester ändern." Vertreter der Ärzteschaft fordern die Universitäten immer wieder auf, persönliche Auswahlgespräche zu führen, um den Numerus clausus zu lockern. So wird auch an der Saar-Uni über die Einführung eines Medizinertests nachgedacht: "Das bisherige Verfahren steht auf dem Prüfstand", erklärt Thorsten Mohr, Pressesprecher der Uni.

In der voraussichtlich im Juli diesen Jahres in Kraft tretenden neuen Approbationsordnung für Ärzte werden außerdem erstmals die Ausbildung zum Rettungsassistenten sowie zum Altenpfleger als praktische Erfahrungen anerkannt. Studenten, die mindestens ein Jahr lang diese Ausbildung absolviert haben, dürfen das für Mediziner vorgeschriebene viermonatige Krankenpflegepraktikum verkürzen oder müssen es gar nicht erst ableisten.

"Das bisherige Verfahren steht auf dem Prüfstand."

Thorsten Mohr, Uni-Pressesprecher

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