Knick in der Statistik

Saarbrücken · Obwohl sich im aktuellen Wintersemester 2500 Studienanfänger an der Universität des Saarlandes angemeldet haben, dürfte die Zahl der Studenten insgesamt um 700 schrumpfen. Schuld sei der Abgang der doppelten Abi-Jahrgänge, so die Hochschule. Bei der Feier zum Semesterbeginn war die Stimmung dennoch gut.

 Der Rapper Drehmoment alias Markus Trennheuser unterhielt das Publikum bei der Eröffnungsfeier der Saar-Uni mit nachdenklichen Texten. Uni-Präsident Volker Linneweber versuchte, die Energie der Musik in seine Rede mitzunehmen. Foto: Iris Maurer

Der Rapper Drehmoment alias Markus Trennheuser unterhielt das Publikum bei der Eröffnungsfeier der Saar-Uni mit nachdenklichen Texten. Uni-Präsident Volker Linneweber versuchte, die Energie der Musik in seine Rede mitzunehmen. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Das Audimax auf dem Saarbrücker Campus der Saar-Uni war vollbesetzt als Uni-Präsident Volker Linneweber gestern Morgen zum letzten Mal zur Eröffnungsfeier des Akademischen Jahres lud. Vor allem Erstsemester waren gekommen, um gemeinsam den Studienbeginn zu feiern. Doch während die Teilnehmer der Veranstaltung angesichts des Andrangs den Eindruck bekommen konnten, dass die Uni aus allen Nähten platzt, sprechen die offiziellen Zahlen eine andere Sprache.

Insgesamt werden nach Uni-Angaben in diesem Wintersemester voraussichtlich 17 200 Studenten in Saarbrücken und Homburg eingeschrieben sein. Das sind noch einmal 700 Studenten weniger als im vergangenen Wintersemester . Es ist insgesamt der vierte Rückgang in Folge. Auf dem Höhepunkt im Wintersemester 2012/13 hatte die Uni noch 18 600 Studenten .

Die Hochschulleitung erklärt den neuerlichen und in diesem Jahr besonders deutlichen Rückgang mit den Abschlussquoten der doppelten Abiturjahrgänge, die im Zuge der Umstellung der Gymnasialzeit von neun auf acht Jahre 2009 und 2010 an die Hochschule gekommen sind. Diese Kohorte verlasse nun die Uni und sorge so für einen Knick in der Statistik. Die Zahlen seien aber immer noch um zwölf Prozent höher als vor dem doppelten Abiturjahrgang, so die Uni.

Die Zahl der Neuanmeldungen ist laut Uni-Angaben stabil geblieben. 2500 Erstsemester nähmen in diesen Tagen ihr Studium an der Saar-Uni auf. Die Befürchtung, dass sich die Unsicherheit über die zukünftige Ausrichtung der Hochschule und das nicht sehr souveräne Bild, das die zuständigen Gremien bei der Wahl von Linnewebers Nachfolger abgeben, abschreckende Wirkung haben könnten, würden von den Zahlen nicht bestätigt, so der Unipräsident. "Wir stehen genau da, wo wir laut den Ziel- und Leistungsvereinbarungen sein müssen", erklärte Linneweber.

Bei den Studienanfängern sind weiterhin besonders die Studienfächer Rechtswissenschaft (330 Erstsemester), Medizin (284), Betriebswirtschaftslehre (169), Psychologie (157), Informatik (146) und Cybersicherheit (139) beliebt. Luft nach oben sieht der Uni-Präsident bei einigen Lehramtsstudiengängen - wenn denn die Politik mitspielt. "Es ist unsinnig, die Aufnahme von Studenten in Fächern zu beschränken, bei denen wir nicht ausgelastet sind - etwa in der Physik", so der Präsident. Die Befürchtung, danach massenweise unbeschäftigte Lehrer zu haben, hält er für unbegründet. "Nicht jeder will dann auch wirklich Lehrer werden. Und außerdem werden gerade in solchen Fächern Lehrkräfte bundesweit gesucht."

Den Studenten auf der Eröffnungsfeier versprach Linneweber, dass die Hochschule der Ort sei, an dem offene Auseinandersetzungen und Kritik möglich sind, dass man bei allem Dissens aber doch immer wieder zu gemeinsamen Kompromissen finde. Wie auch der Asta-Vorsitzende Govinda Sicheneder, der nach ihm sprach, forderte Linneweber die Studenten auf, über den Tellerrand des eigenen Fachs hinauszuschauen und sich als Mitglied einer Gemeinschaft zu verstehen, die "Strukturen schafft und am Leben hält."

Für besondere Verdienste in dieser Hinsicht vergaben Uni und Asta am Montagmorgen den "Beste-Preis für besonderes studentisches Engagement". Ein Preisträger war das Projekte "Wir@UdS". Fünf Nachwuchs-Informatiker, auf der Bühne vertreten durch den Cybersicherheitsstudenten Andrey Eganov, haben unter anderem eine Webseite gebaut, die Flüchtlingen Tipps und Hilfestellungen beim Studieneinstieg geben soll (www.refugee.saarland ).

Rechtliche Beratung für Flüchtlinge stellt das zweite ausgezeichnete Projekt, die Refugee Law Clinic, zur Verfügung. Gründerin Jana Kirst und der aktuelle Vorsitzende Carsten Klose nahmen das Preisgeld von 1000 Euro entgegen, das sie sich mit den Informatikern teilen (rlc-saar.de).

Eine ideelle Auszeichnung erhielt der dritte Preisträger , das Mentorenprogramm der Saar-Uni. Stellvertretend für über 200 Studenten , die sich als Ansprechpartner für Neustudenten zur Verfügung stellen, nahmen Marie Herberger und Jan Schomer die Ehrung entgegen (www.uni-saarland.de/mentorenprogramm ).

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