Wissenschaftszeitvertragsgesetz Hanna und ihre Gefährten kämpfen weiter
Berlin/Saarbrücken · Seit drei Jahren bemühen sich frustrierte Wissenschaftler um eine Verbesserung der Berufsperspektiven für das in die Hunderttausende gehende Heer der befristet beschäftigten Akademiker an deutschen Universitäten und Hochschulen. Eine dieser Tage angeseetzte Bundestagsaussprache über das Wissenschaftszeitvertragsgesetz, das die Konditionen des prekär beschäftigten Mittelbau-Personals festschreibt, wurde zwar kurzfristig abgesetzt. Die Initiative „#IchBinHanna“ aber geht weiter.
Drei Jahre ist es her, dass die „95 Thesen gegen das Wissenschaftszeitvertragsgesetz“ (WissZeitVG) veröffentlicht wurden – auf Luther anspielend deshalb 95 Thesen, weil die Idee dazu am Reformationstag geboren wurde. Im Juni 2021 folgte die bis heute bestehende Initiative „#IchbinHanna“. Ihr Ziel ist es, die prekäre Situation befristet beschäftigter Wissenschaftler an deutschen Hochschulen zu verbessern. Wie meinte damals einer der Initiatoren der 95 Thesen, der Mediävist Sebastian Kubon: Die Betroffenen würden sich an Unis über Jahre eine Expertise aufbauen. „Und wenn sie da ist, sollen sie sich umorientieren.“ Weil es nach spätestens zwölf Jahren Befristung ohne Professur oder sonstige Festanstellung vorbei ist.
Drei Jahre nach der Ende Oktober 2020 angestoßenen Debatte über das Wissenschaftszeitvertragsgesetz hängt dessen geplante Novelle weiter in der Luft. Zwei Gesetzentwürfe aus dem FDP-geführten Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) wurden kurzerhand wieder einkassiert bzw. schnell zerpflückt. Eigentlich hatte der Bundestag dieser Tage über den Stand der Dinge debattieren sollen – dann wurde das WissZeitVG kurzfristig wieder von der Tagesordnung genommen. Weil keine tragfähige Lösung für die geplante Novelle in Sicht ist?
Klar ist: Das BMBF hält an seinem „4+2-Modell“ fest: eine Verkürzung der Höchstbefristungszeit für PostDocs auf vier Jahre, die nur im Falle einer Zusage auf eine Dauerstelle um zwei Jahre verlängert werden soll. 80 Prozent (!) der Wissenschaftler an deutschen Hochschulen sind befristet beschäftigt. Das sind rund 200 000 Forscher. Ihnen stehen 49 000 Professuren gegenüber. Gerade mal 1500 werden pro Jahr frei. Ein „4+2-Modell“ führte demnach ins akademische Prekariat. Genau deshalb geht die „#IchbinHanna“-Initiative weiter.