Kinderuni Saar Im Hörsaal drehte sich alles um das Hören

Saarbrücken · Bei der Kinderuni wollte Matthias Handschick wissen, wie unsere Lauscher funktionieren – und ob wir auch Stille hören können.

 Bei der Kinderuni-Vorlesung von Musikprofessor Matthias Handschick wurde viel Krach gemacht. Dabei kam auch eine Trompete zum Einsatz.

Bei der Kinderuni-Vorlesung von Musikprofessor Matthias Handschick wurde viel Krach gemacht. Dabei kam auch eine Trompete zum Einsatz.

Foto: Iris Maria Maurer

Es kommt nicht oft vor, dass es im Audimax, dem größten Hörsaal der Universität, mucksmäuschenstill ist. Eigentlich ist das nur zu besonderen Anlässen der Fall, zum Beispiel wenn erwachsene Studenten der Uni eine Prüfung schreiben. Oder aber, wenn der Musikprofessor Matthias Handschick und seine jungen Zuhörer bei der Kinderuni wissen wollen, ob man Stille hören kann. So wie am vergangenen Mittwoch.

Doch um herauszufinden, ob wir wirklich etwas hören können, wenn es ringsum still ist, muss man erst einmal wissen, wie unsere Ohren überhaupt funktionieren. Denn für die meisten von uns ist das Hören selbstverständlich. Wir tun es ja schon, seit wir denken können, es gehört dazu wie die Luft zum Atmen. Also: Was passiert da genau, wenn wir die Lauscher aufstellen? Das zeigen Matthias Handschick und seine Assistentin Luisa Ultes mit Hilfe von Instrumenten. Während Luisa Krach mit der Trompete macht, begleitet sie der Musikprofessor immer mal wieder am Klavier. Ein Instrument kann ziemlich viele verrückte Töne machen, stellen die Nachwuchsstudenten fest. Zum Beispiel kann es so schrill klingen, dass es schon fast in den Ohren wehtut. Und dann hört es sich im nächsten Moment so tief und dunkel an, dass man es fast mit der Angst zu tun bekommen könnte.

„Wer von euch weiß, wie die Töne, die wir gerade erzeugt haben, zu unserem Ohr kommen?“, wollte Matthias Handschick nach dem kleinen Konzert von seinen Studenten wissen. Und war ganz überrascht, dass gleich so viele Finger in die Höhe schnellten. „Das liegt an den Schallwellen!“, rief ein Kind. Das sei schon ein sehr gutes Stichwort, antwortete der Professor. Wenn Luisa in die Trompete bläst, dann entstehe eine sogenannte Schwingung. Eine solche Schallwelle könne man etwa vergleichen mit einer Schaukel, die ständig hin und her schwingt. Diese Schallwelle hört dann unser Ohr. So einfach funktioniert das Hören.

Aber warum haben wir überhaupt zwei Ohren, würde nicht auch eines genügen? Nun ja, mit nur einem Ohr würden wir doch seltsam aussehen. Aber es hat noch einen anderen, viel wichtigeren Grund: Dank zweier Ohren erkennen wir, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt, erklärt Matthias Handschick. Vor allem im Straßenverkehr bewahrt uns das vor Gefahren. Apropos gefährlich. Könnten wir nicht hören, wüssten wir auch nicht, was hinter uns geschieht. Denn am Hinterkopf haben wir (leider?) keine Augen. Und ohne unsere Ohren wären wir noch in vielen anderen Situationen verloren, zum Beispiel könnten wir den Wecker am Morgen nicht hören und würden zu spät zur Schule kommen. Das wäre ja vielleicht noch zu verkraften, aber in der Schule angekommen würden wir weder unsere Lehrer noch Mitschüler und Freunde verstehen können! Zuhause könnten wir dann auch nicht zu der Musik unserer Lieblingsband tanzen oder unsere Lieblingsfernsehsendung hören. Diese Gedanken könnte man noch viel weiterspinnen. Aber zum Glück funktioniert der Hörsinn bei allen Studenten der Kinderuni prächtig.

Doch dann gibt es noch eine entscheidende Frage zu klären. Können wir auch Stille hören? Um dem auf den Grund zu gehen, bittet Matthias Handschick einen mutigen Zuhörer nach vorne. Seine Aufgabe ist es, einmal kräftig mit dem Klöppel auf einen Gong zu schlagen. Und dann heißt es: Ruhe halten. Eine Minute lang. Für eine kurze Weile ist zwar noch der Nachhall des Gongs zu hören, doch dann ist es in der Tat ganz still im Audimax. „Na, habt ihr etwas gehört?“, fragt Matthias Handschick gespannt, als die Zeit abgelaufen ist. „Ich habe mich selbst atmen gehört“, „Meinen Herzschlag“, „Die eigenen Gedanken“, zählen die Nachwuchs­studenten auf.

Die Anwort auf die Frage der Vorlesung lautet also: Ja, wir können Stille hören. Viel mehr noch: Wenn wir nicht abgelenkt sind von allen möglichen Geräuschen, dann hören wir sogar ganz besonders hin. Nämlich auf das, was sich tief in unserem Inneren abspielt. Wir denken über Dinge nach, über die wir uns vielleicht sonst keine Gedanken machen. Und hören Geräusche, die wir sonst einfach überhören – wie unseren Herzschlag oder unsere Atmung.

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