Zunächst 1,46 Millionen Euro zugesagt Krankenhaus-Keime: Förderung für Helmholtz-Forscher

Saarbrücken · Die Forschung zu multiresistenten Keimen vom Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland wird gefördert.

 Das Bakterium Pseudomonas aeruginosa (Archivbild).

Das Bakterium Pseudomonas aeruginosa (Archivbild).

Foto: Universität des Saarlandes/HZI/Manfred Rohde

Die Forschung zu multiresistenten Keimen vom Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) wird mit 1,46 Millionen Euro gefördert. Konkret wird ein Forschungsansatz von Professorin Anna Hirsch zur Behandlung von Infektionen mit dem Bakterium Pseudomonas aeruginosa bezuschusst. Pseudomonas aeruginosa ist ein Krankenhauskeim, der durch seinen Stoffwechsel und die Struktur seiner Zellmembran Resistenzen gegen mehrere Antibiotika aufweist. Zehn Prozent aller Krankenhausinfektionen in Deutschland seien auf den Keim zurückzuführen, heißt es in einer Mitteilung des Instituts.

Der Erreger kann etwa bei Patienten auftreten, die die Erbkrankheit Mukoviszidose haben. Krankheitsbedingt leiden sie unter starkem Husten und Sauerstoffmangel. In den Lungen solcher Patienten kann sich zähflüssiger Schleim ansammeln, ein für das Bakterium Pseudomonas aeruginosa optimaler Nährboden. Sobald das Bakterium sich dort vermehrt, treten wiederkehrende Entzündungen auf, die langfristig zum Abbau von Lungengewebe führen. Problematisch wird es, wenn Antibiotika nicht mehr gegen die Bakterien wirken.

An diesem Punkt kommt der Forschungsansatz von Professorin Anna Hirsch, die die Abteilung Wirkstoffdesign und Optimierung am HIPS leitet, und ihrem Team ins Spiel. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Antibiotika sollen die Wirkstoffe von Hirsch und Team den Erreger nicht abtöten, sondern nur dessen krankmachende Eigenschaften unterdrücken. Dadurch werden die Bakterien entwaffnet. Vorteil dieser sogenannten Pathoblocker-Strategie ist, dass die behandelten Bakterien deutlich langsamer Resistenzen ausbilden als beim Anwenden von Antibiotika.

Die Förderung von 1,46 Millionen Euro stammt von der US-amerikanischen Initiative Carb-X, einem internationalen Verbund öffentlicher und privater Einrichtungen, der die Entwicklung neuer Antibiotika, Impfstoffe und Diagnostika vorantreibt. Auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung ist an der im Juli 2016 begründeten Initiative beteiligt. Über einen Zeitraum von vier Jahren will Deutschland der Initiative 39 Millionen Euro zukommen lassen. Seit dem Entstehen der Carb-X-Initiative wurden bereits 75 Projekte auf der ganzen Welt mit rund 260 Millionen Euro gefördert. Sollte der Forschungsansatz des Teams um Professorin Hirsch erfolgreich sein, hat Carb-X weitere 3,82 Millionen Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren in Aussicht gestellt.

Neben den HIPS-Wissenschaftlern sind an dem Forschungsprojekt auch Wissenschaftler des Pariser Forschungsinstituts INSERM sowie vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig beteiligt.

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