"Hier beginnt die Zukunft"

Saarbrücken. "Das funktioniert ein bisschen wie auf dem Raumschiff Enterprise", erklärt Peter Becker mit einem Augenzwinkern. Der Leiter des CIM-Labors (Computer Integrated Manufacturing, zu Deutsch: computerintegrierte Fertigung) steht im Untergeschoss des neu gebauten Technikums der HTW in Saarbrücken vor einer 3-D-Form-Sinteranlage

Saarbrücken. "Das funktioniert ein bisschen wie auf dem Raumschiff Enterprise", erklärt Peter Becker mit einem Augenzwinkern. Der Leiter des CIM-Labors (Computer Integrated Manufacturing, zu Deutsch: computerintegrierte Fertigung) steht im Untergeschoss des neu gebauten Technikums der HTW in Saarbrücken vor einer 3-D-Form-Sinteranlage. Das Gerät kann, nach Eingabe der Daten, alle denkbaren Kunststoffteile fertigen: "Genau wie der Replikator bei Star Trek. Die Zukunft beginnt hier an der Hochschule."

Die Sinter-Anlage ist eines von vielen modernen Geräten, die im Technikum, das im November vergangenen Jahres eröffnet wurde, für eine neue Qualität in der Ingenieur-Ausbildung an der HTW sorgen sollen. Zwölf Millionen Euro plus zwei Millionen Euro für die Erstausstattung hat das Technikum gekostet.

Einer der Ersten, der in den Genuss kommt, an den neuen Anlagen arbeiten zu dürfen, ist der Maschinenbau-Student Tobias Häfele. Für das HTW-Racingteams, das einen Rennwagen baut, hat er zusammen mit Kommilitonen einen Ansaugstutzen in der Sinter-Anlage konstruiert. Zunächst werde dafür pulverförmiger Kunststoff (Polyamid) aufgetragen, dann arbeite sich ein Laser Schicht für Schicht durch das Material und verbacke es. "Das fertige Produkt kann man dann aus dem Kuchen rausbrechen", erklärt der 23-Jährige.

Die Sinteranlage wird nicht nur für die Produktion genutzt, auch Grundlagenforschung wird betrieben. So versuchen die Ingenieure um Labor-Leiter Peter Becker herauszufinden, wie das Polyamid recycelt werden kann.

Auch an der neuen Fünfachs-Fräse, die ebenfalls im CIM-Labor steht, wird geforscht. Bei der Handhabung der Anlage, mit der Freiformflächen wie beispielsweise Kotflügel hergestellt werden können, sind noch viele Fragen zu klären. So wollen die Maschinenbauer die Einstellungen herausfinden, bei denen die Fräse am effizientesten arbeitet und völlig glatte Werkstücke produziert.

Gebraucht konnte die HTW ein Laserbearbeitungszentrum von einem kooperierenden Unternehmen erstehen. Jetzt können Studenten bis auf 0,01 Millimeter genau Bauteile aus Materialen bis zu einer Dicke von 1,5 Zentimetern schneiden und schweißen. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt.

Weit weniger filigran geht es ein Labor daneben bei den Bauingenieuren der HTW zu. Hier lernen die Studenten bei Biegeversuchen, wie stabil Stahl-, Beton-, und Holzträger sind. Eingespannt in die über fünf Meter lange Anlage Marke Eigenbau wirkt eine Kraft von bis zu 50 Tonnen auf die Träger - bis sie bersten. Passend dazu hat die Maschine den Spitznamen Grobian (Große Bauningenieur-Anlage). "Ich finde wichtig, dass die Studenten hier die Praxis mitbekommen", erklärt Laboringenieur Franz Schneider.

Ebenfalls im Untergeschoss des Technikums ist der Studiengang "Erneuerbare Energien" untergekommen. Das große Labor ist aber noch weitestgehend leer. Ein eigens für den Raum konstruierter Windkanal ist in Arbeit. Dort sollen die Studenten dann Windränder auf ihre Effizienz testen können.

In den oberen beiden Stockwerken beherbergt das Technikum Werkstätten, Büros und Labore der Studiengänge Biomedizinische Technik, Bionik und Nachrichtentechnik.

Hintergrund

Das neue Technikum ist Teil eines groß angelegten Umbaus der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (HTW), bei dem mehrere Standorte am Campus Alt-Saarbrücken zusammengeführt werden. Nach der Eröffnung des Technikums im vergangenen November soll als nächstes das renovierte ehemalige "Haus der Gesundheit" Ende September der Hochschule übergeben werden. Das Gebäude, das "Haus des Wissens" heißen soll, wird dann die Sozialwissenschaftler, die Architekten, die Studiengänge Pflege und Gesundheit sowie die Hochschul-Verwaltung beherbergen. Ab Anfang 2014 wird dann das neue HTW-Zentralgebäude mit Mensa und Bibliothek gebaut werden. Die Ausschreibung für ein neues Parkhaus läuft derzeit. Die Gesamtkosten sollen sich auf 84 Millionen Euro belaufen. wph

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