Hochschule Paradox: Unis erhalten gute Noten trotz schlechter Ausstattung

Gütersloh · Das Centrum für Hochschulentwicklung verglich die Lage der Universitäten in Europa. Deutsche Einrichtungen schneiden in der Regel schlecht ab.

 Die Studenten in Deutschland geben ihren Hochschulen gute Noten, obwohl die Betreuung im europäischen Vergleich nicht optimal ist.

Die Studenten in Deutschland geben ihren Hochschulen gute Noten, obwohl die Betreuung im europäischen Vergleich nicht optimal ist.

Foto: dpa/Michael Reichel

(np) Wenn es um die Lehre geht, belegen die deutschen Hochschulen im europäischen Vergleich fast durchweg hintere Plätze. Nur die Universitäten Heidelberg und Göttingen erreichten in der Rubrik Lehre einen Platz unter den 50 besten Hochschulen Europas, erklärt das Centrum für Hochschulentwicklung der Bertelsmann-Stiftung. In Deutschland gebe es an vielen Unis zu wenige Lehrkräfte, die Studienzeiten seien zu lang. Immerhin schienen die Professoren in Deutschland aber das Beste aus der prekären Situation zu machen. Das zeigten Umfragen unter Studenten im Hochschulranking U-Multirank.

Im Sommer 2018 hatte eine Sonderauswertung des internationalen World University Ranking ergeben, dass Deutschlands Hochschulen in der Lehre bestenfalls Mittelklasse sind. 22 von 31 untersuchten Hochschulen seien in diesem Ranking auf hinteren Tabellenplätzen gelandet.

Das U-Multirank-Team habe die Qualität der Lehre in Deutschland detaillierter unter die Lupe genommen als es bei der weltweiten Übersicht möglich gewesen sei. Die Daten zeigten nun, dass das Betreuungsverhältnis von Studenten zu Dozenten bei einem guten Viertel der Fachbereiche überdurchschnittlich sei. Ein ebensolcher Prozentsatz liege unter dem Durchschnitt. Die Rahmenbedingungen an vielen Hochschulen in Deutschland seien damit schlechter als im EU-Vergleich. Die Tatsache, dass deutsche Studenten deutlich häufiger die Regelstudienzeit überschritten, weise auf Qualitätsprobleme hin.

Auf das Urteil der Studenten habe diese Situation aber keine messbare Auswirkung. Die allgemeine Zufriedenheit sei in Deutschland sehr hoch. Mehr als jeder zweite Fachbereich lande in den Spitzengruppen. In Europa gesamt schafften dies nur 29 Prozent der teilnehmenden Fachbereiche. An 39 Prozent der deutschen Fachbereiche bewerteten die Studierenden Kontakt zu den Dozenten gut bis sehr gut, nur drei Prozent der Fachbereiche würden unterdurchschnittlich gut bewertet. Auch die Organisation der betrachteten Studiengänge werde in Deutschland an 54 Prozent der Fachbereiche überdurchschnittlich bewertet, in Europa gesamt treffe dies nur auf 32 Prozent zu. Besser als in Europa wird von den Studenten zudem über die Qualität der Lehrveranstaltungen geurteilt. CHE-Geschäftsführer Frank Ziegele kommt damit zu einem insgesamt versöhnlichen Fazit: „Die meisten deutschen Hochschulen und deren Fachbereiche scheinen trotz der widrigen Umstände in der Lehre vieles sehr gut zu machen. Würde nun auch noch das Lehrpersonal mit den Studentenzahlen Schritt halten, dann könnten wir uns in Europa an die Spitze setzen.“

www.che.de/downloads/Im_Blickpunkt_Lehre_an_deutschen_Hochschulen.pdf

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