Gemeinsam geht's besser

Saarbrücken · Seit drei Jahren arbeiten Professoren der Saar-Uni und der Hochschule für Technik und Wirtschaft im ingenieurwissenschaftlichen Zentrum Zema zusammen. Die Forschungs-GmbH ist so schnell gewachsen, dass nun der Platz knapp wird.

 Matthias Scholer (links) arbeitet im Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik an einem Roboter, der undichte Stellen einer Autokarosserie aufspürt. Im Hintergrund die Zema-Geschäftsführer Jochen Flackus (Mitte) und Professor Rainer Müller. Foto: Dietze

Matthias Scholer (links) arbeitet im Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik an einem Roboter, der undichte Stellen einer Autokarosserie aufspürt. Im Hintergrund die Zema-Geschäftsführer Jochen Flackus (Mitte) und Professor Rainer Müller. Foto: Dietze

Foto: Dietze

Die beiden großen Hochschulen des Saarlands stehen vor finanziell schwierigeren Zeiten. Ihre Etats werden bis 2020 eingefroren, zusätzliche Ausgaben durch Tariferhöhungen und die Preissteigerung müssen sie größtenteils allein bewältigen. Ein landesweiter Hochschulentwicklungsplan, dessen Grundzüge der Landtag in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause beschloss, wird die künftige Richtung der akademischen Entwicklung vorgeben. Sein Leitmotiv lautet "Kooperation". Professoren der Saar-Universität und der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) sollen künftig enger zusammenarbeiten.

Am weitesten fortgeschritten auf diesem Weg sind die Ingenieurwissenschaftler der Hochschulen, die im Zentrum für Mechatronik und Automatisierung (Zema) bereits seit 2011 kooperieren. Dort bearbeiten 20 Professoren von Uni und HTW gemeinsam Themen aus Mechatronik und Automatisierungstechnik, meist EU-Projekte oder Aufträge aus der Industrie. Rund 1,5 Millionen Euro betrug das Projektvolumen 2013, anvisiert sind fünf Millionen.

Die mit einem Dutzend Mitarbeitern gestartete gemeinnützige Zema GmbH - sie gehört zu 60 Prozent dem Saarland und zu je einem Fünftel den beiden Hochschulen - hat heute gut 80 Arbeitsplätze. Mehr ist nicht drin, denn die Forschungs-GmbH ist so schnell gewachsen, so ihre beiden Geschäftsführer, dass das Domizil im Saarbrücker Gewerbepark Eschberger Weg zu klein geworden ist. "Wir brauchen mehr Platz", konstatiert der kaufmännische Geschäftsführer Jochen Flackus. Zwei Möglichkeiten stehen zur Debatte: Eine Erweiterung in einer angrenzenden Halle am jetzigen Standort oder ein Neubau auf dem ehemaligen Bergwerksgelände in Luisenthal.

Am Zema liegt der Fokus auf der Forschung, so sein wissenschaftlicher Geschäftsführer, Professor Rainer Müller. Angeboten werden zusätzlich allerdings auch einige Lehrveranstaltungen für fortgeschrittene Studenten, meist als Blockseminare. Bei ihnen arbeitet das Saarbrücker Zentrum nicht nur mit den saarländischen Hochschulen, sondern auch mit Unis in Aachen, Luxemburg und Lüttich zusammen.

Viele Themen, mit denen sich die Forscher in den Zema-Labors befassen, stammen aus der Luftfahrt oder dem Automobilbau. Und dabei geht es immer wieder um die Frage, wie die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine in der industriellen Welt verbessert werden kann. "Wir wollen Arbeitsplätze für Menschen attraktiver gestalten", erklärt Rainer Müller. Zema-Ingenieure entwickeln zum Beispiel in einem EU-Projekt einen lernfähigen Roboter , der einem menschlichen Monteur beim Schweißen oder Nieten von Bauteilen zur Hand gehen kann.

Der digitale Assistent muss dafür einmal grundsätzlich in seine Aufgabe eingewiesen worden sein. Anschließend kann er beliebig viele Bauteile nach der einmal gelernten Bauanleitung mit einem menschlichen Benutzer produzieren. Das Gerät erkennt selbstständig die Elemente, die zusammengehören und dokumentiert jeden Arbeitsschritt. Das ist besonders in der Luftfahrtbranche wichtig, einem der potenziellen Einsatzgebiete dieser Technik. Robotersysteme, wie sie die Zema-Ingenieure entwickeln, könnten bei der Produktion der nächsten Flugzeuggeneration eingesetzt werden, bei der zentrale Bauteile wie der Rumpf aus kohlefaserverstärkten Kunststoffen bestehen.

Auch die Automobilbranche, wo bisher am Ende der Fließbänder rund ein Fünftel aller Fahrzeuge wegen diverser Unzulänglichkeiten nachgebessert werden muss, könne von der Forschung profitieren, so Rainer Müller. Die Saarbrücker Ingenieure entwickeln zum Beispiel Roboter , die nach dem Beregnungstest, den alle Fahrzeuge absolvieren müssen, untersuchen, ob die Karosserie auch wirklich an allen Stellen absolut dicht hält. Im Herbst soll ein Prototyp des Saarbrücker Systems, das Wasserspuren mit einer Infrarot-Technik erkennt, erstmals in den Fordwerken getestet werden.

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