Gemeinsam geht's besser

Die Hochschulen im Saarland sollen stärker zusammenarbeiten. Was in der Wirtschaftswissenschaft bisher nicht klappt und von den Ingenieurwissenschaften erstmals versucht wird, scheint im Bereich Gesundheit schon zu funktionieren. Uni und HTW entwickeln eine Kooperationsplattform. Spareffekte bringt die allerdings nicht.

 Gemeinsam haben HTW-Professorin Petra Riemer-Hommel und der Dekan der Medizinischen Fakultät, Professor Michael Menger, ehrgeizige Pläne für den Forschungsbereich Gesundheit. Foto: Lorenz

Gemeinsam haben HTW-Professorin Petra Riemer-Hommel und der Dekan der Medizinischen Fakultät, Professor Michael Menger, ehrgeizige Pläne für den Forschungsbereich Gesundheit. Foto: Lorenz

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Saarbrücken. Wissenschaftliche Kooperationsplattformen sollen in Zukunft im Saarland Angebote mehrerer Hochschulen bündeln. Das soll Forschung und Lehre voranbringen und gleichzeitig die Landeskasse entlasten. Was Forschung und Lehre betrifft, markieren derzeit die Medizinische Fakultät der Saar-Uni und der Bereich Gesundheitsforschung der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) die Spitze des Trends. "Wir ergänzen uns perfekt", erklären die Vertreter von Saar-Universität und HTW zu ihrer geplanten Kooperationsplattform Gesundheit. Die medizinische Kompetenz der Universität werde in den Bereichen Pflege und Qualitätsmanagement durch die HTW optimal ergänzt, erklärt der Dekan der Medizinischen Fakultät, Professor Michael Menger.

Ein gegenseitiger Lehrexport, neue Weiterbildungsangebote und gemeinsame Forschungsplattformen beider Hochschulen sollen künftig für Auftrieb sorgen. Vorreiter für die Zusammenarbeit ist die Biomedizintechnik der HTW, die bereits seit neun Jahren erfolgreich mit der Homburger Universitätsklinik kooperiert. Diese Zusammenarbeit soll künftig ausgebaut werden.

"Für beide Hochschulen ist es ein Gewinn, über den eigenen Tellerrand zu schauen", erklärt Petra Riemer-Hommel, Professorin für Management im Gesundheitswesen an der HTW. So könnten HTW-Studenten durch Homburger Dozenten der Saar-Universität in Fächern wie Anatomie und Physiologie unterrichtet werden, im Gegenzug sollen Medizinstudenten an der HTW Zusatzwissen erwerben. "Der Doktor muss sich zwar später mit Dingen wie BWL oder Krankenhausmanagement herumschlagen, für seine Approbation braucht er sie aber nicht. Diese Dinge könnten wir künftig für Mediziner als Wahlfächer an der HTW anbieten", erklärt Menger. Während an anderer Front ganze Studienfächer gestrichen werden sollen, sind im Bereich Gesundheitswissenschaft sogar neue Studiengänge angedacht. Die Pflege sei eine "Riesenthematik, für die es Kompetenzen braucht", so Menger. Um hier international mithalten zu können, brauche man in Zukunft mehr akademisch qualifiziertes Personal, erklärt Riemer-Hommel. "Da haben wir in Deutschland extremen Nachholbedarf." Statt Ausgaben zu sparen, wollen die beiden Hochschulen künftig die Einnahmen steigern, indem sie kostenpflichtige Weiterbildungsangebote für Pflegepersonal und Ärzte anbieten. Wichtigstes Ziel der neuen Kooperation sei der Aufbau eines Klinischen Studienzentrums für das Saarland , in dem Therapien für Patienten bewertet werden - ein "Muss", so Menger. "Ohne die Infrastruktur für klinische Studien können wir mittelfristig nicht mehr arbeiten", erklärt auch Riemer-Hommel.

Auch die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHPG), das Fraunhofer Institut für Biomedizinische Technik und das Leibniz-Institut für Neue Materialien sollen an dem Projekt beteiligt werden. "Wegen der geringen Fluktuation haben wir im Saarland einmalige Bedingungen für Langzeitstudien", erläutert Menger.

Bisher sind die Forscher auf die Zusammenarbeit mit externen Zentren angewiesen. Um anschlussfähig zu bleiben und auch, um an die nötigen Drittmittel zu kommen, komme das Saarland um neue Strukturen in der Klinischen Forschung nicht herum, erklärt Petra Riemer-Hommel. Das Projekt solle innerhalb der nächsten fünf Jahre umgesetzt werden und etwa 20 neue Arbeitsplätze schaffen, so Menger. Drei bis vier der Stellen müssten über die Hochschulen finanziert werden, weiteres Personal schrittweise über Drittmittel eingestellt werden. Die Kosten für das neue Zentrum schätzt Menger derzeit auf 150 000 Euro jährlich.

Eines wird angesichts dieser Pläne auch klar: "Gespart wird durch die Kooperation nichts", so Riemer-Hommel. "In der Lehre gibt es definitiv keine Doppelstrukturen, die man abbauen könnte." Dabei soll die Medizinische Fakultät laut Konzept des Uni-Präsidiums künftig mit 1,5 Millionen Euro pro Jahr weniger auskommen. Dadurch würden sich die Drittmittel laut Präsidium zusätzlich um 800 000 Euro jährlich reduzieren. "Für die Grundstudiengänge gibt es nichts zu sparen", erklärt dagegen der Dekan der Medizinischen Fakultät. "Die Untergrenze, um im Saarland Mediziner auszubilden, ist bereits erreicht."

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