Eine Auszeit nach dem Bachelor birgt viele Risiken

Frankfurt. In Großbritannien und den USA hat das "Gap Year" eine lange Tradition: Hochschulabsolventen nehmen eine Auszeit, bevor der Ernst des Lebens beginnt. Die einen nutzen sie, um sich beruflich zu orientieren. Andere genießen noch einmal die große Freiheit und reisen um die Welt

Frankfurt. In Großbritannien und den USA hat das "Gap Year" eine lange Tradition: Hochschulabsolventen nehmen eine Auszeit, bevor der Ernst des Lebens beginnt. Die einen nutzen sie, um sich beruflich zu orientieren. Andere genießen noch einmal die große Freiheit und reisen um die Welt. Auch in Deutschland wird das "Gap-Year" populär - als Auszeit zwischen Bachelor und Master.Eine solche plant auch Carl Escher, der einen Abschluss in Betriebswirtschaftslehre hat. Seine Auszeit betrachtet er nicht als Urlaub: "Bevor es mit dem Masterstudium weitergeht, möchte ich noch eine Sprachreise nach Lateinamerika machen." Zeit, um über den Tellerrand zu blicken, habe er in den vergangenen Jahren nicht gehabt: "Das Studium war wirklich sehr einseitig." Er merkte bald, dass ihm etwas fehlte. Deshalb entschied sich Escher, zwar den Abschluss zu machen. Danach wollte er sich jedoch neu orientieren.

Prinzipiell besteht keine Verpflichtung, den Master direkt an den Bachelor anzuschließen. "Die Chancen sind auch die gleichen, egal ob man sich direkt bewirbt oder erst ein Jahr später", erklärt Jörg Ottmann von der Zentralen Studienberatung der Uni Frankfurt. Die Zeit kann genutzt werden um, Berufserfahrung zu sammeln, Bildungsreisen zu unternehmen oder um sich sozial zu engagieren.

Trotzdem würde Ottmann eher davon abraten: "Es ist besser, solche Sachen während des Bachelor- oder Masterstudiums zu machen, nicht dazwischen." Auslandsaufenthalte und Praktika während des Studiums hätten den großen Vorteil, dass die Immatrikulation erhalten bleibt. Am Studentenstatus hängen viele Vergünstigungen, die wegfallen, wenn die Pause zu lang wird. "Im Praktikum verdient man oft nichts oder nur sehr wenig, umso wichtiger ist es, an der Hochschule eingeschrieben zu sein." Außerdem vergeben viele Unternehmen Praktika überhaupt nur an eingeschriebene Studenten.

Auch Ingrid Kurz-Eckardt vom Hochschulteam der Arbeitsagentur in Nürnberg mahnt zur Vorsicht. "An der Immatrikulation hängen Rentenanrechnungszeiten, die vergünstigte Krankenversicherung und bei Leuten unter 25 Jahren auch das Kindergeld", erklärt sie. Das sollten Studenten sich stets bewusst machen und in ihre Planungen mit einbeziehen. Sie halte es für wesentlich besser, ein oder zwei Urlaubssemester einzulegen. "Oder man schaut, wie lang die Pause ist, die sowieso zwischen der Abgabe der Abschlussarbeit und dem Beginn des Masters liegt", sagt Ingrid Kurz-Eckhardt. Die sei oft schon lang genug, um ein Praktikum oder einen längeren Auslandsaufenthalt zu planen. dpa

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