Ein Institut mit Modellcharakter

Saarbrücken · Mehr Zusammenarbeit wird im Gutachten des Wissenschaftsrats von der Hochschule für Technik und Wirtschaft und der Saar-Uni gefordert. Wie diese erfolgreich umgesetzt werden kann, zeigt das Forschungsinstitut Zema.

 HTW-Rektor Wolrad Rommel (links) sieht im Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik (Zema) einen wichtigen Eckbaustein für weitere Kooperationsplattformen von Saar-Universität und HTW. Dem pflichtet der am Zema forschende Uni-Professor Andreas Schütze (rechts) bei. Foto: Robby Lorenz

HTW-Rektor Wolrad Rommel (links) sieht im Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik (Zema) einen wichtigen Eckbaustein für weitere Kooperationsplattformen von Saar-Universität und HTW. Dem pflichtet der am Zema forschende Uni-Professor Andreas Schütze (rechts) bei. Foto: Robby Lorenz

Foto: Robby Lorenz

Kooperationsplattformen - seit der Veröffentlichung des Gutachtens des Wissenschaftsrats zur Lage der saarländischen Hochschullandschaft taucht dieses Wort immer wieder in öffentlichen Debatten und Podiumsdiskussionen auf. Der Begriff steht für eine stärkere Zusammenarbeit zwischen der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) und der Universität des Saarlandes. Besonders im Bereich der Gesundheits-, Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften sieht der Rat eine Vielzahl an Möglichkeiten verstärker Kooperation.

Wie eine Kooperationsplattform von HTW und Saar-Uni aussehen kann, zeigt das Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik (Zema). An ihm forschen Uni und HTW gemeinsam im Bereich der Ingenieurwissenschaften. "Wir haben aktuell mehr als 80 Beschäftigte am Zema", erklärt der kaufmännische Geschäftsführer Jochen Flackus. Die Mitarbeiter kommen laut Flackus etwa zu gleichen Teilen aus den Reihen der Studenten und dem wissenschaftlichen Personal beider Hochschulen. Die am Zema forschenden Professoren sind ebenfalls an beiden Hochschulen zu Hause. "Zehn Professoren kommen von der HTW und acht von der Universität", so Flackus. Sie arbeiten an Projekten in den vier Schwerpunktbereichen des Zemas: Aktorik und Sensorik, Fertigungsverfahren und -automatisierung, Montageverfahren und -automatisierung und Forschung in der Automobilproduktion.

Einer der am Zema forschenden Universitätsprofessoren ist Andreas Schütze vom Lehrstuhl für Messtechnik der Saar-Uni. Für ihn funktioniert die Zusammenarbeit von HTW und Saar-Uni im Bereich der Forschung sehr gut. Grund sind die verschiedenen Lehrkonzepte. Während die HTW ihren Fokus auf die praktische Lehre lege, werde an der Uni theoretischer gearbeitet. Werde beides in der Forschung zusammengeführt, bilde das die realen Arbeitsbedingungen von Ingenieuren ab: "Bei vielen Unternehmen werden sie im Bereich Fertigung hauptsächlich FH-Absolventen finden und in der Forschung und Entwicklung Uni-Absolventen. Natürlich nicht exklusiv, es gibt da auch Vermischungen", sagt Schütze.

Deshalb sei es sinnvoll beide Lehrkonzepte weiterhin getrennt voneinander anzubieten. "In Projekten passt es unheimlich gut, dass ich gemischte Teams habe. In Lehrveranstaltungen ist das aber wesentlich schwieriger", erklärt Andreas Schütze. Zwar finde man die Grundlagenveranstaltungen mit gleichen Namen sowohl an der HTW wie auch der Saar-Uni, die Inhalte seien allerdings unterschiedlich. "Es hat sich bewährt, dass wir beide Ausbildungswege haben und die wollen wir auch beide pflegen", so Schütze.

Auch der wissenschaftliche Geschäftsführer des Zema, Rainer Müller, bewertet die gemeinsame Arbeit positiv: "Es ist faszinierend zu sehen, wie positiv sich die Konzepte der Fachhochschule mit denen der Uni ergänzen." Als Professor der HTW und der Saar-Uni bietet er beispielsweise mit der Vorlesung "Montage und Inbetriebnahme von Kraftfahrzeugen" am Zema Veranstaltungen an, die von Fachhochschul- und Universitäts-Studenten besucht werden. Seiner Erfahrung nach zeigt sich, dass dabei beide Gruppen sehr gut miteiander arbeiten. Außerdem bilde das Zema die Brücke von der Hochschule in die Wirtschaft. Laut Müller sind bereits mehrere Mitarbeiter direkt zu Forschungspartnern oder ehemaligen Kunden gewechselt.

Keine Kostenersparnis

Für Wolrad Rommel, Rektor der HTW, ist das Zema ein Modell im Bereich der Forschung und der gemeinsamen Weiterentwicklung, sowie ein wichtiger Eckbaustein für zukünftige Kooperationsplattformen beider Hochschulen. Kosten könnten damit aber nicht reduziert werden. Dem pflichtet Andreas Schütze bei: "Beim Zema hat niemand Geld gespart. Da wurde Geld reingesteckt."

Das Thema der vom Wissenschaftsrat vorgeschlagenen Kooperationsplattformen verstehe er allerdings auch breiter, erklärt der HTW-Rektor: "Wie können wir im Bereich der Lehre besser kooperieren? Wo sind die Profilierungslinien und ergänzen sich diese gut? Das geht weit über das Zema hinaus."

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