Auf dem Campus schlagen die Wellen höher Die Verwaltungsgebühr erhitzt die Gemüter

Saarbrücken · Der Senat der Saar-Uni hat die Einführung neuer Beiträge beschlossen. In der Studentenschaft gehen die Meinungen auseinander.

 Studenten der Saar-Uni müssen künftig tiefer in die Tasche greifen. Auf dem Campus regt sich Widerstand.

Studenten der Saar-Uni müssen künftig tiefer in die Tasche greifen. Auf dem Campus regt sich Widerstand.

Foto: Iris Maria Maurer

Die neuen Verwaltungsgebühren an der Saar-Universität sollen zwar erst im kommenden Wintersemester eingeführt werden. Doch beim Asta der Hochschule stehen die Zeichen bereits heute auf Sturm. Katharina Waller, eine der beiden Vorsitzenden des Allgemeinen Studentenausschusses, ist wütend: „So schlechte Stimmung habe ich seit der Neuwahl des Präsidiums hier noch nicht erlebt.“

Nachdem die 50-Euro-Abgabe in der ersten Senatsabstimmung noch klar die notwendige Mehrheit verfehlt hatte, waren unter den Studentenvertretern Hoffnungen  gewachsen, das Projekt im letzten Moment noch komplett stoppen zu können. Doch es kam anders. Elf Stimmen im 17-köpfigen Senat genügten in der vergangenen Woche für die Annahme der auch im Präsidium der Saar-Universität nicht gerade beliebten Gebühr. Angesichts der kritischen Haushaltslage der Uni habe es dazu keine andere Wahl gegeben, erklärte Universitäts-Präsident Manfred Schmitt. Wäre die Verwaltungsgebühr gescheitert, wäre das verheerend für die Position der Hochschule in den laufenden Haushaltsverhandlungen mit der Landesregierung gewesen.

Doch nun hängt an der Saar-Universität der Haussegen schief. „Wir fühlen uns verarscht“, erklärt die Asta-Vorsitzende. Der Senat der Hochschule habe mit seiner Wahl  nicht nur „Studiengebühren durch die Hintertür eingeführt“, kritisieren die Asta-Chefs Katharina Waller und Benedict-Julian Weber. Das Gremium habe damit auch ein Zeichen gegen die größte Gruppe dieser Hochschule, die Studenten, gesetzt. Das sei umso schlimmer, da die Hochschulleitung offenbar keinerlei Plan habe, für welche Projekte diese Einnahmen künftig verwendet werden sollen, kritisieren Waller und Weber. Wie die Studentenschaft auf dieses Abstimmungsergebnis reagieren wird, will der Asta demnächst entscheiden.

Katharina Waller berichtet von ersten „panischen Mails von Studenten“, die fürchteten, zur Finanzierung ihres Studiums künftig länger arbeiten zu müssen oder die nach den Kriterien der Härtefallregelungen fragten, in denen festgelegt werden soll, wer von der neuen Abgabe ausgenommen wird. Weil durch die neue Semesterabgabe die Attraktivität der Saar-Universität unter Studenten sinken werde, prognostizieren die beiden Asta-Vorsitzenden einen Rückgang der Studentenzahlen.

Und wie sehen das ihre Kommilitonen auf dem Campus? Die Stimmungslage unter den Studenten, das zeigt eine Blitzumfrage der SZ-Hochschulredaktion auf dem Saarbrücker Campus, ist durchwachsen. Irina Nistor ist Studentin der Rechtswissenschaften. Die 26-Jährige betrachtet die Entscheidung mit gemischten Gefühlen. Sie hält es nicht für gerechtfertigt, dass nun die Studenten „die prekäre finanzielle Lage der Universität ausgleichen sollen“. Das sei Aufgabe der Landesregierung. Die Verwaltungsgebühr könne aber von Vorteil sein, „sofern das Geld wirklich in die Lehre fließt, wie von der Uni angekündigt“.

Laura Schneider ist 24 Jahre alt und studiert Human- und Molekularbiologie an der Saar-Universität. Sie kritisiert die Verwaltungsabgabe, beschreibt das deutsche Bildungssystem aber als „grundsätzlich erschwinglich“. Bedauerlich findet sie, dass die Erhöhung des Semesterbeitrages „über die Köpfe der Studierenden hinweg“ entschieden wurde.

Ramon Klein studiert Wirtschaftsinformatik. Der 19-Jährige hält die Verwaltungsgebühr von 50 Euro für „grundsätzlich nicht so schlimm“. Die Studiengebühren der Saar-Uni seien im bundesweiten Vergleich noch vertretbar. Jedoch wünscht er sich mehr Transparenz von der Leitung der Hochschule. „Es sollte nachvollziehbar sein, wohin die Gelder fließen.“ Und das sei nicht das einzige Problem. Deutschland habe viele „leistungsbereite Menschen, auch aus sozial benachteiligten Bevölkerungsschichten“. Wenn das Saarland sein Bildungsangebot nicht verbessere und den Zugang dazu erleichtere, dann „geht eine Menge Potenzial verloren“, warnt der Student der Wirtschaftsinformatik.

Der angehende Jurist Felix Schäfer hat die Entwicklung des Semesterbeitrages der Saar-Universität schon länger im Blick. Zu Beginn seines Studiums habe er rund 180 Euro aufbringen müssen. Bald seien knapp 100 Euro mehr zu zahlen. Das sei „schon eine bedenkliche Entwicklung“, erklärt der 23-Jährige.

Jessica Roll (24) zeigt dagegen Verständnis für steigende Kosten. „50 Euro mehr zahlen, um dafür nicht wie an anderen Unis auf dem Boden zu sitzen oder Veranstaltungen wegen Personalmangels nicht besuchen zu können, finde ich okay“, bemerkt die Psychologie-Studentin. Chancengleichheit auf Bildungsebene sei ohnehin „eine Illusion“. Für Studierende der MINT-Fächer, (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik), sei es fast unmöglich, ihr Studium in der Regelstudienzeit zu absolvieren. Das führe auch zu finanziellen Problemen.

 Katharina Waller, Vorsitzende des Asta an der Saar-Uni.

Katharina Waller, Vorsitzende des Asta an der Saar-Uni.

Foto: Moein Alinaghian
 Benedict-Julian Weber, Vorsitzender des Asta an der Saar-Uni.

Benedict-Julian Weber, Vorsitzender des Asta an der Saar-Uni.

Foto: Moein Alinaghian

Iman Bijedic, 20-jährige Jurastudentin, betrachtet die Dinge aus einem anderen Blickwinkel. Die Studentin aus Bosnien-Herzegowina ist im Rahmen des Erasmus-Programms nach Saarbrücken gekommen. Sie verweist auf die Bedingungen in ihrem Heimatland: „In Bosnien sind die Studiengebühren viel höher, zwischen 1000 und 3000 Euro je nach Studienfach“. Es gebe in ihrer Heimat weder kostenlose Busse noch Ermäßigungen für Studenten. Ausländer müssten deutlich mehr zahlen als einheimische Studenten.

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