Ambitionierte Ziele Die Uni der Großregion will hoch hinaus

Saarbrücken · Der grenzüberschreitende Hochschulverbund mit 132 000 Studenten will sich zu einer Euro-Universität weiterentwickeln.

 Die Kooperation der hiesigen Unis besteht bereits seit dem Jahr 2008. Um konkurrenzfähig zu bleiben, soll sie jetzt ausgebaut werden.

Die Kooperation der hiesigen Unis besteht bereits seit dem Jahr 2008. Um konkurrenzfähig zu bleiben, soll sie jetzt ausgebaut werden.

Foto: Bilderwerk/Uwe Bellhäuser

Wo beginnt Europa? In den Köpfen der jungen Menschen, sagt der junge französische Staatspräsident Emmanuel Macron. Wer Europa voranbringen will, müsse deshalb konsequent das Hochschulsystem weiterentwickeln. Ein Punkt seiner „Initiative für Europa“ ist ein Universitäts-Netzwerk, das die Studienangebote mehrerer Länder zusammenfasst. Das Ganze war bislang eine schöne Vision, der es an klaren Regeln und an einer Finanzierung mangelt. Doch immerhin haben die Regierungen des Saarlands und von Rheinland-Pfalz ihre Absicht kundgetan, die Universität der Großregion „bei der geplanten Weiterentwicklung hin zu einer europäischen Universität zu unterstützen“ (wir haben berichtet). Bei der EU entwickele derzeit eine Expertenkommission Förderkritierien für das neue Hochschulmodell, ergänzt die Hochschulbeauftragte der Landesregierung, Susanne Reichrath.

Das rückt im Saarland eine 2008 gegründete Institution in den Mittelpunkt des Interesses, von der die meisten Studenten wahrscheinlich bis heute nicht einmal wissen, dass sie existiert. Die Universität der Großregion (UGR) Saar-Lor-Lux ist ein Zusammenschluss von sechs Universitäten in Deutschland, Frankreich, Luxemburg und Belgien. Neben der Saar-Universität sind die Hochschulen Luxemburgs und Lothringens, die Uni Lüttich, sowie die TU Kaiserlautern und die Uni Trier vertreten. Dieser Zusammenschluss zählt mit 132 500 Studenten ein Fünftel mehr als alle Hochschulen Münchens zusammen. In den vier Ländern unterrichten 6500 Professoren und Dozenten in den drei Landessprachen und dazu in Englisch. Die Studenten können von den Einrichtungen aller Hochschulen profitieren und erhalten Mobilitätsbeihilfen, um die weiten Wege zwischen den Hochschulen finanzieren zu können.

Dass die UGR gemessen an diesen beachtlichen Zahlen in der öffentlichen Wahrnehmung ein Schattendasein fristet, liegt an der Tatsache, dass bislang erst 1000 Studenten an ihren 19 Verbundstudiengängen eingeschrieben sind. Dieses Programm sei „absolut ausbaufähig“ räumt denn auch Manfred Schmitt, der Präsident der Saar-Uni, ein.

Doch trotz der auf den ersten Blick recht bescheidenen Größe des Verbundprogramms liegt die Universität der Großregion unter den Wettbewerbern bisher vorn. Wobei auch dieser Wettbewerb eine überschaubare Zahl von Einrichtungen umfasst. Eigentlich müssen sich die Verantwortlichen der UGR nur wegen eines Konkurrenten in Deutschland wirklich Sorgen machen. Er heißt Eucor („The European Campus“). Der trinationale Verbund umfasst die fünf Universitäten Basel, Freiburg, Haute-Alsace und Strasbourg und das Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Ihn gibt es als offiziellen Zusammenschluss erst seit dem Jahr 2015, er hat weniger Studenten (120 000) – und inhaltlich außer einem gelungenen Internet-Auftritt bislang noch recht wenig vorzuweisen. Aus Sicht des chronisch klammen Saarlands besitzt er jedoch einen wirklich bedrohlichen Vorteil: Die Konkurrenz verfügt über sehr viel Geld.

Dem finanziellen Goliath vom Oberrhein wollen die Vertreter der Universität der Großregion mit inhaltlichen Argumenten Paroli bieten. Dazu gehöre, so der Präsident der Saar-Universität, unter anderem der neue Masterstudiengang Border Studies. In dieser internationalen und mehrsprachigen Ausbildung, die zwei Jahre dauert, sollen wirtschaftliche, politische, soziale und kulturelle Themen von Grenzregionen behandelt werden. Dieses interdisziplinäre Programm sei weltweit einzigartig. Aber natürlich könne es nur ein Baustein sein, um bei einem Förderprogramm für EU-Universitäten, von dem bislang noch nicht einmal die Teilnahmebedingungen bekannt sind, zu punkten. „Wir brauchen eine Strategie, wie es weitergehen soll. Und die muss über die nächsten drei Jahre hinausreichen“, sagt der Uni-Präsident, der derzeit mit der Landesregierung in extrem schwierigen Haushaltsverhandlungen für die Saar-Uni steht.

Die Universität der Großregion setzt derzeit inhaltlich auf drei sogenannte Leuchtturmbereiche: Biomedizin, Border Studies und Materialwissenschaft und Ressourceneffizienz. Mit welchen Themen und welcher inhaltlichen Ausrichtung sie in den für den Herbst dieses Jahres erwarteten Wettbewerb um die Euro-Uni gehen wird, soll nun bei einem gemeinsamen Strategietreffen in Luxemburg besprochen werden. Es beginnt am heutigen Dienstag.

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