Mehr Studierende sollen Bafög erhalten Bundesregierung will mehr Studenten finanziell fördern

Berlin · Seit Jahren sinkt die Zahl der Bafög-Empfänger in Deutschland. Eine Reform soll in den nächsten Jahren 100 000 zusätzliche Anträge bringen.

 Derzeit erhalten nur knapp 20 Prozent der Studierenden in Deutschland Bafög. Die jüngst in Kraft getretene Reform soll dafür sorgen, dass wieder mehr jungen Menschen eine staatliche Förderung erhalten.

Derzeit erhalten nur knapp 20 Prozent der Studierenden in Deutschland Bafög. Die jüngst in Kraft getretene Reform soll dafür sorgen, dass wieder mehr jungen Menschen eine staatliche Förderung erhalten.

Foto: dpa/Jan Woitas

Die Bafög-Reform der Bundesregierung ist seit dem 1. August in Kraft. Für Studenten greifen die Änderungen allerdings erst ab Oktober. Das neue Gesetz soll dafür sorgen, dass insgesamt mehr Studierende die staatliche Förderung erhalten. 2018 haben laut statistischem Bundesamt 518 000 Studenten Bafög erhalten, das sind 39 000 weniger als im Jahr zuvor. „Seit 2012 haben immer weniger Studierende Bafög erhalten; das ist eine Talfahrt sondergleichen“, kommentiert Achim Meyer auf der Heyde vom Deutschen Studentenwerk die jüngsten Zahlen.

Viele Studierende erhalten derzeit keine oder nur geringe Ausbildungsförderung, weil die Eltern zu viel verdienen. Durch die schrittweise Erhöhung der Einkommensfreibeträge der Eltern sollen bis Herbst 2021 rund 100 000 Personen zusätzlich gefördert werden. Das Deutsche Studentenwerk wirbt verstärkt bei Studierenden und Schülern dafür, die staatliche Förderung zu beantragen. „Viele Studierende versuchen zu arbeiten, anstatt Bafög zu beantragen, weil sie Sorge haben, sich zu verschulden. Dabei besteht beim Bafög aufgrund der sozialen Rückzahlungsbedingungen praktisch kein Verschuldungsrisiko“, erklärt Meyer auf der Heyde. Wer viel arbeite, müsse zudem oft Abstriche bei den Noten in Kauf nehmen und schaffe weniger Kurse.

Die wichtigsten Änderungen bei der Ausbildungsförderung hat das Studentenwerk nochmal zusammengefasst: Die Bedarfssätze steigen insgesamt stufenweise über die nächsten zwei Jahre an. Vor allem der Wohnungszuschlag erhöht sich deutlich von 250 auf 325 Euro. Zudem gibt es einen höheren Kranken- und Pflegeversicherungszuschlag für Studierende über 30 Jahre. Damit seien diese erstmals in der Situation, dass der Zuschlag, den sie erhalten, auch ausreicht, sagt das Studentenwerk.

 Auch bei der Rückzahlung habe es Verbesserungen gegeben. Künftig werden Restschulden nach 20 Jahren erlassen. Die Monatsraten werden allerdings auf 130 Euro angehoben. Das verzinsliche Bafög-Bankdarlehen, das beantragt werden kann, wenn die Regelstudienzeit überschritten ist, wird durch ein zinsloses Volldarlehen ersetzt. Die Zinsfreiheit biete den Studierenden neue Sicherheit, sagt das Studentenwerk.

Das Bafög soll überdies familienfreundlicher werden. Der Kinderbetreuungszuschlag wird auf 140 Euro im Monat erhöht. Kinderbetreuung und Pflege werden bis zum 14. statt wie bisher nur bis zum zehnten Lebensjahr berücksichtigt. Werden nahe Angehörige häuslich gepflegt und verzögert sich deshalb das Studium, kann künftig auch Bafög über die Regelstudienzeit hinaus gezahlt werden.

 Das Studentenwerk begrüßt die Änderungen, fordert aber dennoch eine noch umfassendere Reform. Da weniger als 40 Prozent der Studierenden ihr Studium in der Regelstudienzeit abschließen könnten, sei es nötig, die Förderung grundsätzlich auch darüber hinaus zu gewähren. Zudem müssten die Altersgrenzen abgeschafft und auch Studierende in Teilzeit gefördert werden, fordert Meyer auf der Heyde.

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