„Darunter muss die Lehre leiden“

St Ingbert · Die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) muss Studenten ab diesem Wintersemester in eine Notunterkunft nach St. Ingbert schicken, weil sie ihren Neubau nicht beziehen kann. Zu welchen Problemen das führen wird, zeigte sich gestern bei einer Ortsbegehung.

 Die neue Heimat der Wirtschaftswissenschaftler der Hochschule für Technik und Wirtschaft: Das ehemalige Seminargebäude der ASW-Berufsakademie Saarland in St. Ingbert. 1000 Studenten sollen dort täglich Vorlesungen und Seminare besuchen. Foto: Dietze

Die neue Heimat der Wirtschaftswissenschaftler der Hochschule für Technik und Wirtschaft: Das ehemalige Seminargebäude der ASW-Berufsakademie Saarland in St. Ingbert. 1000 Studenten sollen dort täglich Vorlesungen und Seminare besuchen. Foto: Dietze

Foto: Dietze

Ortstermin in St. Ingbert . Auf den insgesamt 1700 Quadratmetern des ehemaligen Standorts der ASW-Berufsakademie Saarland sollen im kommenden Wintersemester täglich 400 Studenten der Wirtschaftswissenschaften der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) unterrichtet werden (wir haben berichtet). Ardian Beqiri, Asta-Vorstand der HTW, möchte heute "Schadensbegrenzung betreiben", wie er es ausdrückt. "Ich habe von dem bevorstehenden Umzug erst letzte Woche aus der Zeitung erfahren", sagt er. "Allein dadurch, dass wir als Asta die Leitung der Mensa innehaben, hätte man uns viel früher informieren müssen." Gemeinsam mit Mensa- und Sicherheitspersonal soll bei einer Begehung des Gebäudes in Erfahrung gebracht werden, ob und wie am neuen Notstandort die Studenten verpflegt werden können.

Die Küche ist ein leerer Raum von etwa fünf Quadratmetern. "Viel kochen kannste hier nicht", sagt der Mensa-Geschäftsführer Michael Hoppstädter. Es fehlen ein Abzug, Wasseranschlüsse und Abläufe. Auch für eine Spülmaschine sei kein Platz. "Die einzige Möglichkeit ist, das Essen am Rotenbühl zuzubereiten, es Mittags anzukarren, und anschließend das schmutzige Geschirr wieder zurück zu bringen", erklärt er.

Doch die Verpflegung sei nicht das größte Problem. "Was bringt der beste Raum, wenn man nicht hinkommt?", fragt Asta-Vorstand Beqiri. Weil Fahrstühle und Rampen fehlen, sei das Gebäude nicht barrierefrei, so Beqiri. Zudem sei die Parkplatzsituation dramatisch, die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmittel langwierig und umständlich.
Lange Anfahrt

Bis zu 1000 Studenten täglich sollen laut Dekan Steffen Hütter vom Campus am Waldhausweg hierher pendeln. Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln reist, ist für eine Strecke bis zu einer Stunde unterwegs. Ein Shuttlebus für die Studenten sei nicht geplant, erklärt HTW-Rektor Wolrad Rommel. "Darunter muss unweigerlich die Lehre leiden", glaubt Asta-Vorstand Beqiri.

"Geeignete Räume in Saarbrücken zu finden war unmöglich", so Rommel. Geschuldet sei die Situation dem verzögerten Einzug in das Hochhaus in Alt-Saarbrücken. Da die Architekturstudenten nicht umziehen können, fehlt der Platz nun am Campus Waldhausweg. "Wir befinden uns im Ausnahmezustand, den wir auf Dauer nicht ertragen können", so Rommel. "Ändert sich daran nichts, bedeutet das einen extremen Reputationsverlust für die Hochschule", erklärt der Rektor. "Ich weiß nicht, wie viele Studenten wir durch diese Situation verlieren werden", sagt auch Professor Steffen Hütter. Für die Studenten der Sozialwissenschaften, die nach wie vor am Rastpfuhl auf den Umzug in das Hochhaus warten, sei die Situation kaum besser. "Wir haben seit Jahren einen Modernisierungsstau in allen Gebäuden, die im Zusammenhang mit dem Hochhaus in der Warteschleife hängen. Da haben wir ja gezielt nichts mehr reininvestiert", erklärt Rommel. Zwar konnte der Mietvertrag für den Campus Rastpfuhl um ein weiteres Semester verlängert werden - doch müssten zwingend langfristige Lösungen her, so Rommel. Sein Handlungsspielraum sei hier jedoch beschränkt. "Es ist nicht vorgesehen, dass wir Eigentümer der Liegenschaften sind oder diese verantworten." Gemeinsam mit der Landesregierung müsse man nun sehen, wie lange der Hochschule diese Planungsunsicherheit noch zuzumuten sei. "So geht es jedenfalls nicht weiter", sagt Rommel. "Es bringt auch nichts, auf der ursprünglichen Planung zu bestehen. Wir müssen nun über Alternativen nachdenken und sehen, was realisierbar ist."

Immerhin sei in St. Ingbert die notwendige Infrastruktur für den Lehrbetrieb in weiten Teilen vorhanden, so Rommel. 20 PCs mit Internetzugang sollen noch eingerichtet werden, WLAN und eine Bibliothek wird es allerdings nicht geben.

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