Bologna lässt keine Zeit zum Jobben

Saarbrücken · Laut einer Studie der Saar-Uni arbeiten immer weniger junge Leute neben ihrem Studium. Mehr Geld von ihren Eltern bekommen sie aber nicht. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass den Studenten durch die enge Taktung von Bachelor- und Masterstudium schlicht die Zeit für einen Nebenjob fehlt.

 Die Saarbrücker Kommunikationsdesign-Studentin Britta Derflinger gehört zu den Saarbrücker Studenten, die sich neben dem Studium etwas dazuverdienen. Ihren Job im Café mag sie: „Da bekomme ich meinen Chaotenkopf frei.“ Foto: Oliver Dietze

Die Saarbrücker Kommunikationsdesign-Studentin Britta Derflinger gehört zu den Saarbrücker Studenten, die sich neben dem Studium etwas dazuverdienen. Ihren Job im Café mag sie: „Da bekomme ich meinen Chaotenkopf frei.“ Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Bücher, Schreibblöcke, Semesterbeitrag, womöglich auch Miete und Fahrtkosten - während des Studiums fallen Kosten an. Und es gibt mehrere Möglichkeiten, diese zu decken. Wie ehemalige Studierende das schafften, darüber gibt die aktuelle Absolventenstudie der Universität des Saarlandes Aufschluss. Wissenschaftler um Professor Eike Emrich haben dafür über tausend Absolventen der Saar-Uni befragt.

Dabei haben die Soziologen festgestellt, dass die Zahl der Studierenden mit Nebenjobs in den vergangenen Jahren rapide gesunken ist. Während früher 74 Prozent der Absolventen während ihrer Studienzeit noch selbst Geld verdienten, sind es nur noch 65 Prozent der derzeitigen Studierenden. Letztere Zahl hat laut Studienschrift eine Befragung im Jahr 2012 ergeben, mit der die Autoren die aktuelle Studie verglichen haben. "Die Quote derer, die neben dem Studium etwas dazuverdienen, ist in den vergangenen zwei Jahren deutlich gesunken. Das eng getaktete Bachelor- und Masterstudium scheint heute dafür wenig Spielraum zu lassen", erklärt Professor Eike Emrich die Veränderung.

Wenig Spielraum für Nebenjobs hat auch Medizinstudent Matthias Schmitt aus Saarbrücken . Er sagt, zu arbeiten sei zwar möglich, aber ziemlich stressig: "In den ersten Semestern ist die Stofffülle einfach extrem groß. Einige meiner Mitstudenten arbeiten zwar nebenbei, jedoch bleiben dann meist keine freien Wochenenden." Matthias Schmidt ist daher auf die finanzielle Unterstützung seiner Eltern angewiesen und "würde behaupten, dass es dem Großteil der Homburger Studenten so geht".

Für Kommunikationsdesignstudentin Britta Derflinger aus Saarbrücken bedeutet ein Nebenjob neben der finanziellen Unabhängigkeit, die er bietet, auch einen Ausgleich zum Studium "bei dem ich meinen Chaotenkopf wieder frei bekomme". Außerdem treffe sie in dem Café, in dem sie an drei Tagen in der Woche arbeitet, interessante Menschen.

Der Verdienst deckt ihre Miete. Leicht sei es nicht immer, Arbeit und Studium unter einen Hut zu bekommen, sagt sie. Doch solange ihr das nicht über den Kopf wachse, mag sie diesen Stress.

Außer einem Nebenjob bleiben den Studenten nur drei weitere Einnahmequellen: Sie können von ihren Eltern oder Verwandten Unterstützung bekommen, Bafög beantragen oder an ihre Ersparnisse gehen. Hierbei sind den Wissenschaftlern im Vergleich zur Studentenbefragung von 2012 keine nennenswerten Unterschiede aufgefallen. Während die Zahl der jobbenden Studenten gesunken ist, sind die Einnahmen durch andere Finanzierungsquellen nahezu gleich geblieben. Fast 80 Prozent der Absolventen erhielten Geld von ihren Eltern zur Finanzierung des Studiums, und zwar mindestens 60 Prozent der Ausgaben, so das Ergebnis der Befragung. Bei einem Viertel übernahmen die Eltern sogar mindestens 80 Prozent der Ausgaben ihres studierenden Nachwuchses. Mit Bafög bestritt etwa die Hälfte der Absolventen mindestens 40 Prozent ihrer Ausgaben. 22 Prozent der Befragten erhielten den Zuschuss. Durch Nebenjobs deckte die Hälfte der ehemaligen Studenten mindestens 30 Prozent ihrer Ausgaben.

Manche griffen auch auf Erspartes zurück: Laut der Studie betraf dies etwa ein Viertel der Befragten. Jedoch macht dieser Teil bei der Hälfte der Absolventen weniger als zehn Prozent der Ausgaben aus.

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