Meeresforschung Das Leben am Meeresgrund ist extrem verletzlich

Bremerhaven · (np) Auf dem Boden der Tiefsee lagern wertvolle Rohstoffe zum Mitnehmen. Ein Beispiel sind die sogenannten Mangan­knollen. Sie können 20 Zentimeter erreichen. Das in ihnen enthaltene Schwermetall ist unter anderem für die Elektronikbranche wichtig.

 Diesen sechs Zentimeter großen Tiefseekraken entdeckte ein Tauchroboter im Pazifik in fast 4300 Metern Tiefe.

Diesen sechs Zentimeter großen Tiefseekraken entdeckte ein Tauchroboter im Pazifik in fast 4300 Metern Tiefe.

Foto: NOAA Office of Ocean Exploration

Das Reservoir am Meeresgrund einfach abzuräumen hätte aber extreme Umweltschäden zur Folge, denn der Lebensraum in großen Meerestiefen ist extrem verletzlich und kann sich nur sehr langsam regenerieren, warnen Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI). Das habe ein Langzeitexperiment in der Arktis gezeigt.

Zu den wichtigsten Lebensräumen für Tiefseeorganismen zählen sogenannte Dropstones. Das sind Felsblöcke, die in einen Gletscher einfroren und dann irgendwann von Eisbergen ins Meer mitgenommen wurden. Wenn das Eis schmilzt, sinken die Steine auf den Meeresgrund und bieten dort Tiefseeorganismen die Chance, Fuß zu fassen. Die AWI-Forscher betreiben in der Framstraße zwischen Spitzbergen und Grönland ein Tiefsee-Observatorium. Sie nennen es Hausgarten. Dieser Garten liegt 2500 Meter unter dem Meeresspiegel und wurde seit 1999 für eine Langzeituntersuchung genutzt, bei der Biologen einen Metallrahmen mit sogenannten Besiedlungsplatten auf den Meeresboden stellten. Die sollten Dropstones simulieren und sesshaften Tiefseebewohnern eine Ansiedlung ermöglichen.

Vier Jahre habe es gedauert, bis die ersten Einzeller auf den Platten Fuß gefasst hatten, berichtet das AWI. Nach zwölf Jahren sei das erste mehrzellige Tier dazugekommen. Selbst nach 18 Jahren habe es erst 13 Arten wirbelloser Mehrzeller gegeben, erklärt Michael Klages vom Bremerhavener Helmholtz-Zentrum. Das zeige, wie empfindlich Tiefsee-Ökosysteme sind. Es dauere Jahrzehnte, bis sich Lebensgemeinschaften bildeten oder von Zerstörungen erholen könnten, erklärt Klages. In der Arktis gebe es Störungen durch Fischerei, Öl- und Gasbohrungen. Deutlich weitreichendere Folgen wären zum Beispiel in der Tiefe des Pazifiks zu befürchten, falls dort großflächig Manganknollen abgebaut werden sollten.

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