Bagger statt Baggern

Saarbrücken · Ende des vergangenen Jahres musste das Gebäude 76 auf dem Homburger Campus der Saar-Uni wegen gravierender Brandschutzmängel geschlossen werden. Als Ausweichquartier bekommen Physiologen und Bio-Physiker nun Container. Diese sollen ausgerechnet auf dem Volleyballfeld des Campus stationiert werden – zum Unwillen der Studenten und des Asta.

 Zurzeit können Medizinstudenten auf dem Volleyballfeld des Uni-Campus in Homburg noch schmettern, baggern und pritschen. Künftig wird das nicht mehr möglich sein. Auf dem Platz stehen dann Container für Seminare und Praktika. Foto: Becker&Bredel

Zurzeit können Medizinstudenten auf dem Volleyballfeld des Uni-Campus in Homburg noch schmettern, baggern und pritschen. Künftig wird das nicht mehr möglich sein. Auf dem Platz stehen dann Container für Seminare und Praktika. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Für Außenstehende mag es äußerst verwunderlich klingen: Die Saar-Uni räumt auf dem Campus Homburg ein intaktes Volleyballfeld ab, um direkt daneben ein neues zu bauen - laut Asta für 150 000 Euro. Staatskanzlei, Uni-Leitung und Medizinische Fakultät haben sich darauf geeinigt, sechs jeweils 50 Quadratmeter große Container auf dem Sportplatz zu parken. Physiologen und Bio-Physiker werden darin Lehrveranstaltungen abhalten.

Dass der Sportplatz zum Containerparkplatz wird, hat mit der maroden Bausubstanz der Uni zu tun. Wegen gravierender Brandschutzmängel musste Gebäude 76, in dem die entsprechenden Seminare und Praktika zuvor stattfanden, zum Jahreswechsel geschlossen werden. Als Behelfslösung kaufte die Uni die Container (wir berichteten).

Die Studenten reagieren auf den Umzug ihres Volleyballplatzes mit Spott. Katharina Waller vom Asta erklärt: "Das ist einfach eine gnadenlose Geldverschwendung." Für dieses Geld hätte beispielsweise der Botanische Garten erhalten werden können. Zudem sei über den Kopf der Studenten und des Asta hinweg entschieden worden. "Wir haben erst davon erfahren, als schon alles entschieden war. Dabei wurde das Volleyballfeld aus Studiengebühren finanziert." Die Sportstätte sei das einzige kostenlose Angebot des Hochschulsports auf dem Campus in Homburg. Deshalb sei der Platz auch immer ausgebucht. Stefan Königsbüscher von der Fachschaft Medizin bestätigt: "Viele der Medizinstudenten sind nun enttäuscht, dass sie den Platz aufgeben müssen"

Uni-Vizepräsident Roland Rolles erklärt, dass der Volleyballplatz sich unter allen Möglichkeiten als bester Stellplatz für die Container herausgestellt habe. Man habe sich nach intensiven Diskussionen darauf geeinigt. Auf die Fläche, auf der das neue Volleyballfeld entstehen soll, könnten die Container aus technischen Gründen nicht gestellt werden. Die Situation sei nun zwar nicht optimal, aber letztlich sei es das Wichtigste, dass die Lehre gewährleistet werden könne. Seit Gebäude 76 geschlossen wurde, seien die entsprechenden Veranstaltungen über Räume auf dem gesamten Campus verteilt worden. Das habe gravierende Auswirkungen auf die Stundenpläne, sagt Professor Markus Hoth, Prodekan der Medizinischen Fakultät. "Die gegenwärtige Situation ist untragbar. Deshalb musste schnellstmöglich ein Platz für die Container gefunden werden", so Hoth.

Laut Asta gebe es jedoch auch andere mögliche Stellplätze für die Container, etwa neben Gebäude 48. Dort ist jedoch eine sensible Mäuseaufzuchtstation untergebracht. Nach Angaben der Fachschaft habe die Fakultät den Standort abgelehnt, weil man eine Kontamination der Mäuse gefürchtet habe, wenn Hunderte von Studenten vor Ort sind. Das sei in den Überlegungen aber nur ein Aspekt unter mehreren gewesen, so Uni-Vizepräsident Rolles. Im Wesentlichen, so zeigen die Stellungnahmen von Uni und Asta, musste der Volleyballplatz dran glauben, weil die widerstreitenden Interessen von Landesregierung, Uni-Verwaltung und Medizinischer Fakultät die Alternativen ausschlossen. Waller ist dennoch überzeugt: "Es hätte sicherlich eine andere Lösung geben können. Ich habe den Eindruck, die Staatskanzlei hat einfach keine Lust, sich mit anderen Bauplätzen auseinanderzusetzen."

Der Asta bezweifelt unterdessen, dass der neue Volleyballplatz tatsächlich gebaut wird. Waller sagt: "Bislang haben wir keine schriftliche Bestätigung von der Staatskanzlei." Auf SZ-Anfrage erklärte Staatskanzlei-Sprecherin Marlene Mühe-Martin, man habe "anerkannt, dass es einen sportlichen Ausgleich geben soll. Eine definitive Entscheidung, wie dieser aussehen soll, gibt es jedoch noch nicht."

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