Untersuchung zu Berufschancen Geisteswissenschaftler sind gefragter als gedacht

Köln · Wer als Absolvent flexibel bleibt, hat gute Berufsaussichten. Frauen haben es in der Arbeitswelt allerdings schwerer als ihre männlichen Kollegen.

  Der Frauenanteil ist in den Geisteswissenschaften besonders hoch. Absolventinnen haben es auf dem Arbeitsmarkt oft schwerer als ihre Kollegen.

Der Frauenanteil ist in den Geisteswissenschaften besonders hoch. Absolventinnen haben es auf dem Arbeitsmarkt oft schwerer als ihre Kollegen.

Foto: dpa/Robert Schlesinger

Das Klischee vom taxifahrenden Geisteswissenschaftler mit geringem Verdienst hält sich schon sehr lange. Dabei haben es Historiker, Literaturwissenschaftler oder Philosophen auf dem Arbeitsmarkt nicht so schwer wie oft angenommen wird. Allerdings stellt sich ihre Situation abhängig von Geschlecht, Studienabschluss und Berufserfahrung sehr unterschiedlich dar. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) und des Stifterverbandes, die von der Gerda Henkel Stiftung gefördert wurde.

Männliche, berufserfahrene Geisteswissenschaftler (ab 45 Jahre) schneiden gemessen am Nettogehalt und dem Anforderungsniveau ihrer Tätigkeit nicht schlechter als der Durchschnitt aller Akademiker ab. Rund 140 000 der 505 000 Geisteswissenschaftler in Deutschland besetzten im Jahr 2016 Führungspositionen. Promovierte Geisteswissenschaftler stehen besonders gut dar: Jeder Zweite in Vollzeit beschäftigte mit Doktortitel ist Führungs- oder Aufsichtskraft. Rund ein Drittel der Promoventen kommt laut IW-Untersuchung überdies auf ein monatliches Nettoeinkommen von 4000 Euro und mehr. Berufsanfänger mit Bachelorabschluss verdienen aber meist weniger als der Durchschnitt der Akademiker. Jeder Zweite kommt hier nur auf ein Nettoeinkommen von unter 2000 Euro.

Absolventinnen haben es auf dem Arbeitsmarkt besonders schwer. Obwohl sie mit 65 Prozent die Mehrheit der erwerbstätigen Geisteswissenschaftler stellen, schaffen sie es auch bei einer Vollzeitstelle seltener in Führungspositionen als ihre männlichen Kollegen. Während 41,4 Prozent der Männer leitende Aufgaben übernehmen, sind es bei den Frauen nur 29,5 Prozent. Sie erreichen auch deutlich seltener die höchste Gehaltsklasse.

Befragte Unternehmen gaben an, Geisteswissenschaftler einzustellen, weil diese oft gute Kommunikationsfähigkeiten mitbringen und gut im Team arbeiten könnten. Allerdings haben Geisteswissenschaftler nach Ansicht der Unternehmer Nachholbedarf, was IT-Kenntnisse angeht. Da sie sich oft aber flexibel auch in fachfremde Themen einarbeiten können und besonders lernfähig sind, haben Geisteswissenschaftler laut IW-Untersuchung auch künftig gute Berufsaussichten. Sie arbeiten dabei sehr viel häufiger als andere Akademiker in Berufen, die für ihr Studium eher untypisch sind.

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