Bachelor „Cybersicherheit“ Mit diesem neuen Fach sollen Studierende der Saar-Uni das Internet sicherer machen

Saarbrücken · Wie können IT-Systeme so entwickelt werden, damit sie vor Ausspionierung und Sabotage geschützt sind? Das ist eine Kernfrage, auf die Studierende im Bachelor „Cybersicherheit“ an der Universität des Saarlandes Antworten finden. Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um den neuen Studiengang.

 Julian Rederlechner studiert Cybersicherheit.

Julian Rederlechner studiert Cybersicherheit.

Foto: Sophia Schülke

Schulabschluss in Sicht – und Lust auf ein Studium der anderen Art? Junge Frauen und Männer, die für Informatik brennen und gerne programmieren, sind eventuell hier richtig: im Bachelorstudiengang „Cybersicherheit“ der Universität des Saarlandes.

Weshalb hat sich Julian eingeschrieben?

„Informatik war schon immer mein Hobby, mit diesem Studium kann ich das kombinieren und etwas Gutes tun“, sagt Julian Rederlechner. Er beginnt in ein paar Wochen sein drittes Semester und ist am Cispa-Helmholtz-Zentrum auf dem Uni-Campus als Wissenschaftliche Hilfskraft eingebunden. „Der Kontakt zum Cispa ist sehr nützlich, es ist interessant zu sehen, woran andere Bereiche auf dem Campus forschen“, sagt er.

Was wird gelehrt?

Der sechssemestrige Bachelorstudiengang Cybersicherheit vermittelt neben grundlegenden Inhalten aus Informatik und Mathematik (beispielsweise Programmierung, Systemarchitektur, Elements of Machine Learning, Algorithmen und Datenstrukturen, Mathematik für Informatiker) vertiefte Kenntnisse in Cybersicherheit. Der Studiengang ist forschungsorientiert. Dazu tragen auch mehrere international bekannte Forschungsinstitute bei, die sich auf dem Uni-Campus befinden und in direktem Kontakt zu den Studierenden stehen: das Cispa, das DFKI (Deutsches Forschungsinstitut für künstliche Intelligenz), die beiden Max-Planck-Institute für Softwaresysteme und Informatik sowie das Exzellenzcluster „Multimodal Computing and Interaction“.

Was ist die inhaltliche Besonderheit des Studiengangs?

Die Studierenden lernen von Anfang an neben den Grundlagen der Informatik auch die der IT-Sicherheit und Kryptografie. „Im Anschluss kann man sich fast beliebig spezialisieren“, erklärt Ben Stock, leitender Wissenschaftler am Cispa und Lehrbeauftragter an der Saar-Uni. Derzeit gebe es insgesamt circa 40 verschiedene Vertiefungsvorlesungen und -seminare. „Die Kombination von fundierten Grundkenntnissen in allen Bereichen der IT-Sicherheit ab Tag eins mit der Breite der Vertiefungen zeichnet unseren Studiengang aus“, sagt Stock.

Cybersecurity, ist das Hacking auf der Seite der Guten?

IT-Sicherheit, auch Cybersicherheit genannt, ist die Lehre des sicheren Entwickelns und Benutzens von IT-Systemen. Dazu könne auch „Whitehat Hacking“, bei dem mietbare Hacker die Informationsinfrastruktur von Unternehmen testen, gehören, sagt Stock: „Als Beispiel gehört auch das Themengebiet der Kryptographie oder der formalen Sicherheitsgarantien in den Bereich der IT-Sicherheit, und da wird ausschließlich mit Beweisen gearbeitet.“ Bei „Usable Security“ gehe es darum, Sicherheitsmechanismen und -technologien so zu entwickeln, dass sie für jedermann benutzbar seien.

Was wird vorausgesetzt?

Der Studiengang unterliegt keiner Zulassungsbeschränkung. Der Studienbeginn ist zum Winter- und zum Sommersemester möglich, wobei der Einstieg zum Wintersemester empfohlen wird. „Entweder ist man sehr, sehr an Informatik interessiert, oder man hat schon Programmiererfahrung, sonst wird es sehr schwer“, formuliert es Julian, der schon zu Schulzeiten viel mit Spielen, Apps und Webseiten ausprobiert und sich beispielsweise einen Stundenausfallmelder programmiert hat.

Wo kommen die Absolventen unter?

Absolventen mit Hang zur Forschung könnten laut Stock den Master „Cybersecurity“ anschließen oder sich in der Graduiertenschule einschreiben, um eine Promotion zu verfolgen. Die Möglichkeiten am Cispa seien dafür hervorragend, da „alle Mitarbeiter Vollzeitstellen haben und sich quasi ausschließlich auf die Forschung konzentrieren können“. Durch den Master „Entrepreneurial Cybersecurity“ gebe es auch die Möglichkeit, direkt nach dem Studium mit Kommilitonen die eigene Firma zu gründen. „Für alle, die nach dem Bachelor oder Master dann Richtung Industrie gehen, stehen quasi alle Türen und Tore offen. Angefangen von Firmen mit klarem IT-Sicherheitsbezug wie Antiviren-Hersteller über Banken und Versicherungen zur echten Industrie wie der Automobilbranche“, sagt Stock. Die Breite demonstriere eindrücklich, wie dringend Fachkräfte in dem Bereich gesucht werden.

Wo liegt derzeit die größte Herausforderung für die Cybersecurity?

Für Stock ist die Sicherung der Digitalisierung eine zentrale Herausforderung. Dazu gehörten neben dem Schutz von klassischen IT-Systemen, wozu auch Steuerungssysteme für Industrieanlagen zählen, die Benutzbarkeit von Sicherheitsmechanismen, aber insbesondere auch der Bereich der autonomen Systeme. „Wenn man bedenkt, wie oft Systeme wie Teslas Autopilot ohne ,Fremdeinwirkung’ Probleme haben, kann man sich vorstellen, welchen Einfluss erfolgreiche Angreife auf derartige Systeme haben können“, sagt der Sicherheitsexperte.

In diesem Herbst startet der Studiengang als „Cybersecurity“ auf Englisch. Warum gibt es den Studiengang nun auch auf Englisch?

Der englischsprachige Studiengang soll die Möglichkeit bieten, schon für den Bachelor internationale Studierende nach Saarbrücken zu holen. „Im Master sind wir sehr international aufgestellt, was dem Standort in vielerlei Hinsicht gut tut“, sagt Stock. Deutschsprachige Studierende wählten üblicherweise weiter den „alten“ Bachelor, da dieser die Grundveranstaltungen der Informatik und Mathematik noch auf Deutsch hat. Die Veranstaltungen im Bereich der IT-Sicherheit seien – auch aufgrund der zahlreichen Fachbegriffe – längst auf Englisch.

Weitere Informationen und Kontakt unter www.uni-saarland.de/studium/angebot/bachelor/cybersicherheit.html. Inwieweit die eigenen Erwartungen an den Studiengang mit der Realität übereinstimmen, können Studieninteressierte im Erwartungscheck, einer rund 20-minütigen Befragung, testen unter: https://studyfinder.psychologie.uni-saarland.de/erwartungschecks

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