Rentrisch. Wer Ursula Nguyen zuhause in Rentrisch antreffen will, muss es meist mehrmals versuchen. Denn die in St.Ingbert geborene Frau mit dem vietnamesischen Namen ist viel unterwegs. Mindestens sechs Monate im Jahr hält sie sich in Vietnam auf und die restliche Zeit in Deutschland, doch auch hier ist sie viel auf Achse. Sie organisiert und betreibt Verkaufsstände auf Weihnachtsmärkten und Adventsbasaren, auf Festen oder ähnlichen Veranstaltungen, sucht soziale und medizinische Institutionen auf, die ihrem Verein Einrichtungsgegenstände, technische oder medizinische Geräte angeboten haben. "Ich fahre dann dorthin, sehe mir die Lage an und suche mit Unterstützung der Kirchen, Parteien und Jugendorganisationen nach ehrenamtlichen Helfern. Die helfen mir dann, die meist 12 Meter langen Container zu packen", erzählt die als Ursula Zimmer geborene Sozialpädagogin/Soziologin in ihrer Funktion als langjährige Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins "Medizinische Hilfe für Vietnam". Im Jahr 1985 hat sie diesen Verein gemeinsam mit ihrem Mann, dem Chemiker Nguyen The Piet, und ein paar Berliner Freunden gegründet. "Wir wollten helfen, denn in Vietnam waren die Folgen von 30 Jahren Krieg unübersehbar und die Not groß. Die medizinische Versorgung lag am Boden und fast alle qualifizierten Leute verließen das Land, weil sie auf ein besseres Leben in Europa oder den USA hofften". Mitstreiter fanden sich quer durch die Gesellschaft, erzählt sie. Mittlerweile hat der Verein rund 50 zahlende Mitglieder und "ganz viele ehrenamtliche Helfer". So unterstützt sie derzeit gerade das St.Ingberter THW beim Transport von 140 Krankenbetten, die ihr vom St. Josef Krankenhaus in Dudweiler gespendet werden. Die werden nach St.Ingbert gebracht, in ein Zwischenlager im Innovationspark am Beckerturm, das man dem Verein kostenlos zur Verfügung stellt. Bis heute hat die Unterstützung viele Formen angenommen. So hat etwa ihre Schulfreundin Marianne Franz bei ihrem 60. Geburtstag statt Geschenken um Spenden für den Verein gebeten und so eine beträchtliche Summe zusammengebracht. Damit hat sie für ein Waisenhaus, in dem sechs Ordensschwestern 70 Kinder betreuen - darunter 15 Behinderte -, eine Waschmaschine gekauft. "Bisher wurde alles noch von Hand gewaschen". Mit dem Restgeld und weiteren Spenden wird sie dann wieder einen Teil der anfallenden Kosten bestreiten. Und die sind breit gefächert, denn es stehen Investitionen in die Aus- und Weiterbildung begabter Kinder aus bedürftigen Familien ebenso an wie Operationskosten für schwerkranke und behinderte Kinder aus armen Verhältnissen. Dann müssen mitunter auch medizintechnische Geräte und orthopädische Hilfsmittel gekauft und die Fracht der Container bezahlt werden. "Etwa 25 Container jährlich werden regelmäßig nach Vietnam verschifft", so Nguyen, "mit Gegenständen für das Zentralkrankenhaus (1000 Betten) und die vielen Fachkliniken in der Provinz Khanh Hoa oder für das dortige Waisenhaus. Da sie ein ausgeklügeltes System zum Bestücken dieser Container entwickelt hat, ist sie stets beim Packen dabei, hilft mit und organisiert den Transport. Und wenn sie dann mal wieder zuhause ist, dann stapeln sich die Papiere und die Unterlagen, denn schon wartet die nächste Aufgabe. Ein Vollzeitjob und doch ein Ehrenamt, das sie seit mehr als zwei Jahrzehnten in Atem hält. In Vietnam hat sie dafür bereits den Orden der Freundschaft zwischen den Völkern erhalten, die höchste Auszeichnung für Ausländer. Das ehrt sie, doch wenn sie erzählt, wie wieder einem kranken Menschen dank der Unterstützung des Vereins geholfen werden konnte, dann beginnen ihre Augen zu leuchten.