Hilfe für die "fernen Nächsten"

Völklingen. Die Evangelische Frauenhilfe in Wehrden hat jüngst ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert, die Geislauterner Frauenhilfe gibt es sogar schon fünf Jahre länger (wir haben berichtet). Auf einen ebenfalls runden Geburtstag blickt die Evangelische Frauenhilfe zurück: Sie ist gerade 90 Jahre alt geworden

 Ilse Mühlberger, Vorsitzende der Evangelischen Frauenhilfe Völklingen. Foto: Becker & Bredel

Ilse Mühlberger, Vorsitzende der Evangelischen Frauenhilfe Völklingen. Foto: Becker & Bredel

Völklingen. Die Evangelische Frauenhilfe in Wehrden hat jüngst ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert, die Geislauterner Frauenhilfe gibt es sogar schon fünf Jahre länger (wir haben berichtet). Auf einen ebenfalls runden Geburtstag blickt die Evangelische Frauenhilfe zurück: Sie ist gerade 90 Jahre alt geworden. Wie die Vorsitzende Ilse Mühlberger mitteilt, wird die Gruppe dieses Jubiläum am Mittwoch, 2. November, gebührend feiern, und zwar in den beiden renovierten Räumen der Völklinger Versöhnungskirche: in der Sakristei und der Traukapelle. Dort steht an diesem Tag die Türe von 14.30 Uhr bis 17 Uhr offen - wie übrigens an jedem ersten und dritten Mittwoch im Monat: Damit die Kirche auch werktags zur Besichtigung oder zum Gebet geöffnet sein kann, hat die Frauenhilfe beschlossen, die Kirchentür in der Mitte des Westgiebels, zur Poststraße hin, an diesen Nachmittagen geöffnet zu halten. Wer dann komme, sagt Mühlberger, könne erkunden - gern bei einer Tasse Kaffee - was es mit der Frauenhilfe-Arbeit auf sich habe und warum die Treffen für etwa 20 bis 30 Frauen so wichtig seien.Gegründet wurde die Evangelische Frauenhilfe Völklingen 1921 unter dem biblischen Motto: "Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern (und Schwestern), das habt ihr mir getan." Die Frauenhilfe sah sich gleichsam als soziales Gewissen der Kirche, zu einer Zeit, als es die Professionalisierung der Diakonie noch nicht gab. Die junge, damals fast 300 Mitglieder zählende Gruppe widmete sich dem Kampf gegen die Armut, die nach dem Ersten Weltkrieg aufkam; engagiert griff sie den von Inflation und Arbeitslosigkeit Betroffenen mit der "Bedürftigen-Hilfe" unter die Arme. Die Aufgaben wuchsen, die Mitgliederzahl ebenfalls - so konnten die Helferinnen, berichtet Mühlberger, ihre Arbeit auch über die Grenzen der Stadt hinaus ausdehnen. Das 1959 fertiggestellte Martin-Luther-Haus bot den Frauen das nötige arbeitsgerechte Umfeld. Der Weltgebetstag hat im selben Jahr Einzug gehalten. Und die Ökumene hat an Bedeutung gewonnen, die Protestantinnen haben intensive Kontakte zu katholischen Frauen geknüpft.

Heute hat sich die Arbeit der Frauenhilfe verändert. Es gibt neue Schwerpunkte: Themen wie Gerechtigkeit und Weltfrieden stehen obenan. Und Engagement für die, wie Mühlberger es formuliert, "die in den Strukturen der Welt-Gesellschaft ganz unten stehen". So stehen die Frauen Bauern und Kleinstunternehmern in der Dritten Welt etwa mit "Oikocredit" zur Seite, mit Start-Kleinkrediten, die ihnen eine Chance auf Selbstständigkeit und Selbstversorgung geben.

Solches Engagement für den "fernen Nächsten" bleibe weiter Anliegen der Völklinger Frauenhilfe, betont Mühlberger. Nach wie vor unterstütze man "mit dem, was der Klingelbeutel alle zwei Wochen hergibt", auch die Kindernothilfe und die Diakoniestation in Tbilissi. Mühlbergers Wunsch zum Jubiläum ist, "dass auch in Zukunft weiterleben kann, was in 90 Jahren guter Arbeit in einer guten Gemeinschaft gewachsen ist". red

"Die Frauenhilfe sah sich als soziales Gewissen der Kirche."

Ilse Mühlberger, Vorsitzende

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