Hilfe für den genetischen Zwilling

Merzig. Beinahe täglich sind Teams der Stefan-Morsch-Stiftung in ganz Deutschland unterwegs, um junge Soldaten als Stammzellspender zu gewinnen. Allein in den ersten sieben Monaten dieses Jahres erklärten sich fast 4000 Bundeswehr-Angehörige bereit, im Ernstfall für einen an Leukämie erkrankten Menschen Stammzellen zu spenden. Jörg Trampert aus Merzig war einer von ihnen

 Der Merziger Jörg Trampert spendete Stammzellen.Foto: Stiftung

Der Merziger Jörg Trampert spendete Stammzellen.Foto: Stiftung

Merzig. Beinahe täglich sind Teams der Stefan-Morsch-Stiftung in ganz Deutschland unterwegs, um junge Soldaten als Stammzellspender zu gewinnen. Allein in den ersten sieben Monaten dieses Jahres erklärten sich fast 4000 Bundeswehr-Angehörige bereit, im Ernstfall für einen an Leukämie erkrankten Menschen Stammzellen zu spenden. Jörg Trampert aus Merzig war einer von ihnen. 2003, als er noch Zeitsoldat war, hatte er sich "typisieren" lassen: Er gab eine Blutprobe und seine Einverständniserklärung ab und ist seitdem in der Spenderdatei der Stiftung registriert. Jetzt, nach neun Jahren hat er die Nachricht bekommen: Mit einer Stammzellspende kann er nun Leben retten.Jörg Trampert ist mittlerweile 37 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder. Er arbeitet als Justizvollzugsbeamter in Saarbrücken: "Ich musste nicht lange darüber nachdenken, als ich gefragt wurde, ob ich noch zu einer Spende bereit bin. Wenn man selbst oder die Familie betroffen wäre, wäre man ja auch froh, es würde jemand helfen."

Spende ist die letzte Hoffnung

Leukämie ist eine Krankheit, die jeden treffen kann. Fast 11 000 Menschen erkranken jedes Jahr in Deutschland an den verschiedensten Arten von Blutkrebs. Chemotherapie und Bestrahlung ist eine Therapiemöglichkeit. Doch wenn das nicht hilft, bleibt nur noch die Transplantation von Stammzellen, um das Leben des Patienten zu retten. Mit der Übertragung von Stammzellen bekommt der Leukämie-Patient ein neues blutbildendes System. Dazu braucht er aber einen Spender, dessen Gewebemerkmale weitestgehend mit den eigenen übereinstimmen. Dann wird - manchmal weltweit - nach einem genetischen Zwilling gefahndet. In den Knochenmark-und Stammzellspenderdateien sind weltweit fast 15,5 Millionen Menschen registriert. Trotzdem ist es immer noch ein Glücksfall, wenn sich für einen Patienten ein passender Spender findet.

Deshalb bittet die Stefan-Morsch-Stiftung immer wieder junge, gesunde Menschen um eine kleine Blutprobe. Denn mit deren Abgabe kann man sich in das Team der potenziellen Lebensretter aufnehmen lassen. Die eigentliche Stammzellspende verläuft so: Stammzellen finden sich normalerweise nur im Knochenmark. Um sie für eine Transplantation zu entnehmen gibt es zwei Verfahren. Durch eine Punktion des Beckenkamms wird Knochenmark entnommen - niemals aus dem Rückenmark. Das zweite und mittlerweile am häufigsten angewandte Verfahren ist die Stammzellgewinnung aus dem Blut. Dabei wird dem Spender wenige Tage vor der Entnahme ein körpereigener Botenstoff verabreicht. Durch diese Spritzen reichert sich das Blut mit Stammzellen an und kann dann in einer Entnahmestation ähnlich wie bei einer Dialyse entnommen werden.

Genau dieses Verfahren wurde jetzt bei Trampert angewandt: "Die Spritzen haben mich genervt. Ich hatte Kopfschmerzen und Knochenweh", schildert Trampert die Nebenwirkungen, die aber nach der Entnahme wieder verschwinden. "Im Großen und Ganzen fand ich es nicht schlimm." Deshalb ruft er dazu auf, selbst zu spenden: "Ich denke, man macht damit etwas Gutes." red

-stiftung.de.

Hintergrund:

Die Stefan-Morsch-Stiftung ist die älteste Stammzell-Spenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv "Helfen - Hoffen - Heilen" bietet die Stiftung seit mehr als 25 Jahren Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Menschen können sich hier als Spender registrieren lassen. Ihre Daten werden anonymisiert in das Zentrale Knochenmarkspender-Register für die Bundesrepublik Deutschland (ZKRD) eingetragen. 30 Dateien wie die Stefan-Morsch-Stiftung speisen die Daten der Spender dort ein, damit sie für weltweite Suchanfragen zur Verfügung stehen. Seit mehr als 25 Jahren plädieren Emil und Hiltrud Morsch, Gründer der Stiftung, aber auch für eine verbesserte Betreuung der Patienten und ihrer Angehörigen. Ihr Sohn, der 16-jährige Stefan Morsch aus Birkenfeld, erkrankte Anfang der 80er Jahre an Leukämie. Als erster Europäer wurde ihm 1984 fremdes Knochenmark übertragen. Der Junge überlebte jedoch die Nachsorge nicht. Das ist für Emil und Hiltrud Morsch der Grund, warum die Stiftung nicht nur immer wieder für die Registrierung als Stammzellspender wirbt, sondern auch Patienten ihre Hilfe anbietet - nach eigener Auskunft als einzige Stammzellendatei. red

Auf einen Blick

Die nächste Gelegenheit, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen, findet am 26. August, ab 14.30 Uhr beim SV Schwemlingen statt. Unter der Überschrift "Hol Dir den Kick, rette Leben" werben die Stefan-Morsch-Stiftung und der Saarländische Fußballverband seit mehr als einem Jahr junge Sportler, die sich als Stammzell-Spender registrieren lassen. Die Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke steht bei dieser Kooperation im Vordergrund. Eine Typisierungsaktion findet beim Lokalderby des SV Schwemlingen gegen den SV Siersburg im Stadion des SV Schwemlingen statt. red

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