Hier trifft Walzer auf Tango

St. Wendel. Zu seinem traditionellen Neujahrskonzert hatte das Homburger Sinfonieorchester am vergangenen Sonntag alle Musikfreunde in den St. Wendeler Saalbau eingeladen

 Musik und Stimme im Einklang: Ljiljana Winkler und das Homburger Sinfonieorchester. Fotos: sick

Musik und Stimme im Einklang: Ljiljana Winkler und das Homburger Sinfonieorchester. Fotos: sick

St. Wendel. Zu seinem traditionellen Neujahrskonzert hatte das Homburger Sinfonieorchester am vergangenen Sonntag alle Musikfreunde in den St. Wendeler Saalbau eingeladen. Unter dem Titel "Kaffeehaus unter den Palmen Südamerikas" nahmen die rund 45 Musiker ihre zahlreich erschienen Gäste mit auf eine Reise über zwei Kontinente und schafften es, die erstmals unpassend anmutende Kombination aus wienerischem Kaffeehaus und argentinischem Nachtclub stimmungsvoll zu vereinen. Das Bindeglied zwischen beiden nämlich war die Unterhaltungsmusik, die sich in ihrer Gestaltung auf beiden Kontinenten zwar erheblich unterscheidet, in ihrem Zweck aber letztlich doch gleich ist. Und so ging es aus dem walzerverliebten Österreich Johann Strauss' in einem großen Satz ins leidenschaftliche Tangoland Argentinien.Eröffnet wurde das Konzert, das in diesem Jahr erstmals unter der Leitung des neuen Dirigenten Jonathan Kaell stand, mit Johann Strauss' beschwingter Ouvertüre aus dem "Zigeunerbaron". Nicht minder unterhaltend wie der Beginn war dann auch der weitere Verlauf der Veranstaltung. Mit großer Stimmgewalt sang der aus der Ukraine stammende Tenor Jevgenij Taruntsov Franz Léhars "Freunde das Leben ist lebenswert", "Gern hab ich die Fraun geküsst" und "Dein ist mein ganzes Herz".

Sopranistin Ljiljana Winkler beeindruckte nicht nur mit ihrer Interpretation von "Meine Lippen, die küssen so heiß" aus Léhars Giuditta, sondern vor allem auch mit Johann Strauss' "Annenpolka", die die Sängerin mit Sektglas in der Hand, angetrunkener Stimme und leicht torkelnd in schauspielerischer Höchstleistung zum "Schwipslied" machte. Und natürlich durfte im Programmpunkt Kaffeehaus auch der Walzer nicht fehlen. Er offenbarte sich dem Publikum in Gestalt von Strauss' "Künstlerleben".

Als Ausgleich zu den Polka- und Operettenklängen brachten die Musici des Homburger Sinfonieorchesters dann mit Werken von Astor Piazolla und Arturo Marquéz südamerikanische Rhythmen nach St. Wendel.

Der Argentinier Piazolla berief sich in fast allen Werken auf die Grundlagen des argentinischen Tangos und da er selbst ein begnadeter Bandoneonist war, räumte er dem Harmonikainstrument auch viel Platz in seinen Stücken ein. Beim Sinfonieorchester übernahm der Franzose Jean-Baptiste Henry das Spielen des Bandoneons und zauberte in Stücken wie "Primavera portena" oder "Ortono porteno" Klänge aus dem Instrument hervor, die sich wunderbar mit denen des Orchesters verbanden.

 Tenor Jevgenij Taruntsov zeigt große Stimmgewalt.

Tenor Jevgenij Taruntsov zeigt große Stimmgewalt.

Zusätzlich aufgelockert wurde das Konzert von Moderator Holger Hettinger. In leutseliger Lässigkeit erklärte er dem Publikum die einzelnen Stücke und gab nicht nur Hintergrundinformationen zu den Instrumenten, den Komponisten und ihren Werken, sondern auch zu den historischen Gegebenheiten, die die Entstehung der Stücke beeinflussten. Auf diese Weise entstand ein unterhaltsames und stimmiges Konzert, das vom Publikum mit dementsprechend tosendem Applaus gewürdigt wurde.

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