Hier tirilieren die Johannisbären

Saarbrücken. Reisende stoßen nicht einfach auf sie. Auch kann es passieren, dass selbst eingesessene Saarbrücker erst einmal überlegen müssen, um welche Kirche es geht. Sagt man aber, die am Ende der Straße ganz oben auf dem Rotenbühl, weiß jeder sofort, dass nur die Christuskirche gemeint sein kann

Saarbrücken. Reisende stoßen nicht einfach auf sie. Auch kann es passieren, dass selbst eingesessene Saarbrücker erst einmal überlegen müssen, um welche Kirche es geht. Sagt man aber, die am Ende der Straße ganz oben auf dem Rotenbühl, weiß jeder sofort, dass nur die Christuskirche gemeint sein kann. Fünfzig Jahre alt ist das Gotteshaus mit der eigenwilligen Architektur im Jahr 2009 geworden. Zwar liegt sie außerhalb des Stadtzentrums, doch eine Vorortkirche war sie nie, nicht zuletzt aufgrund ihres prallen musikalischen Lebens. Der ehemalige Kantor Friedrich Schäfer hatte nicht nur einen veritablen Kirchenchor, sondern auch ein hauseigenes Kammerorchester aufgebaut. Hier musizierten ausschließlich Laien aus der Gemeinde, aber auch aus dem ganzen Stadtgebiet, miteinander. Wie zahlreiche Mitschnitte von Rundfunk- und Fernsehgottesdiensten dokumentieren, wurde hier ein ansehnliches Niveau erreicht. So wurde eine enge Bindung von Kulturschaffenden und Gemeinde erreicht, auch mussten für kirchenmusikalische Veranstaltungen nicht teuer Musiker hinzugekauft werden. Friedrich Schäfer, liebevoll Fritz genannt, förderte auch gerne junge Talente und gab ihnen die Chance, solistisch mit dem Instrumentalkreis der Christuskirche aufzutreten. Neben Kantaten-, Solo- und Chorkonzerten wirkte der Instrumentalkreis regelmäßig in den Gottesdiensten mit, und alles wartete gespannt auf den Moment, wenn an Heiligabend Fritz Schäfer in der dritten Strophe von "O du Fröhliche" die große, sternenförmige Glocke an der Orgel einschaltete. Die Zeiten ändern sich. Und die Gesichter auch. Früher hatte jede Kirchengemeinde einen haupt - oder zumindest nebenamtlichen Kantor, seit 2000 gibt es die hauptberufliche Kirchenmusikerstelle der evangelischen Kirchengemeinde St. Johann. Christoph Hauschild und Tünde Nagy teilen sich diesen Posten und werden dabei von mehreren neben- und ehrenamtlichen Organisten in den einzelnen Kirchen unterstützt. Zu Anfang gab es mehrere offene Chorprojekte in der Gemeinde, wobei auf Gospel gesetzt wurde, um auch ein jüngeres Publikum anzusprechen. Daraus entstand schließlich der Chor Johannisfeuer. Im Gemeindezentrum Christuskirche probt auch der Kinderchor Johannisbären. Eine Bachkantate zum Mitsingen wurde ebenfalls in der Christuskirche angeboten und selbst Kritiker alter Werke mussten feststellen, dass diese Tonkunst nicht von gestern ist, sondern immer noch Alt und Jung begeistern kann. Die Orgel der Christuskirche stammt aus dem Jahr 1977 und wurde von der Straßburger Firma Mühleisen angefertigt. Eine Besonderheit ist der fahrbare, zweite Spieltisch, über den sich das Hauptwerk elektrisch spielen lässt. Der Freundeskreis zur Förderung der Musik in der Christuskirche Saarbrücken-St. Johann wurde Anfang 2009 mit der Gesellschaft der Freunde der Orgelmusik, ansässig in der Johanneskirche, vereinigt und tritt jetzt als Freunde der Orgel- und Kirchenmusik Evangelisch-St. Johann auf. Ein paar Ehemalige des alten Instrumentalkreises haben im Liebhaberorchester der Fritz-Neumeyer-Akademie für Alte Musik im Saarland einen neuen Wirkungskreis gefunden. Unter der Leitung von Felix Koch kommt man in der Christuskirche gerne projektweise zusammen, um nach den Maßstäben der historisch informierten Aufführungspraxis die Werke der alten Meister wieder aufleben zu lassen. sadwww.canticus.de

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